Die Württembergischen Jugendmeisterschaften fanden in diesem Jahr lustigerweise im bayerischen Würzburg statt, wo in der Woche nach Ostern 4 Wolfbuscher 7 Runden lang um Punkte kämpften. Die beiden Mädels Anna Liu (U10w) und Jacqueline Kobald (U14w) gehörten in ihren Altersklassen sogar zum Favoritenkreis, während Moritz Dallinger und Simon Weber (beide U16) im Mittelfeld zu erwarten waren.

In der U10 spielen Jungs und Mädchen noch gemeinsam, wobei Anna insgesamt bei allerdings sehr engem Feld auf Rang 9 von 30 Teilnehmern gesetzt war. Sie legte jedoch vom Start weg eine überragende Serie hin und gewann ihre ersten vier Partien allesamt! Nachdem sie bereits bei der Bezirksmeisterschaft der Jungs alle 7 Partien gewonnen hatte, setzte sie sich damit gleich wieder an die Spitze des Feldes.
Ein kleiner Knackpunkt ergab sich aber in der 5.Runde. Gegen den späteren Überraschungsturniersieger (der in Runde 6 mit zwei Bauern gegen Turm, Läufer und drei Bauern noch gewann...!) konnte sie zwei Figuren für einen Turm und eine weitere Gewinnstellung erobern. Leider unterlief Anna hier ein Fingerfehler, sodass umgekehrt sie entscheidendes Material einstellte. Nach einer anschließenden weiteren Niederlage erkämpfte sie zum Abschluss ein glückliches Remis, das ihr hochverdiente 4,5 Punkte einbrachte. Wertungsmäßig belegte sie damit im Gesamtklassement den hervorragenden 4.Platz, der ihr zugleich ihren ersten Titel als Württembergische Meisterin bescherte. Herzlichen Glückwunsch und viel Erfolg bei der Deutschen Meisterschaft an Pfingsten!

In der Altersklasse U14w war Jacqueline Kobald gemeinsam mit Jenny Höglauer (SC Grunbach favorisiert). Leider hatten hier nur 5 Teilnehmerinnen gemeldet, sodass die Meisterschaft gemeinsam mit der U16w (9 Teilnehmerinnen) ausgetragen, aber am Ende natürlich getrennt gewertet wurde. Um ein sinnvolles Turnier durchzuführen, war das zweifellos die richtige Maßnahme. Leider bleibt es in so einem Fall aber nicht aus, dass gerade die Wertung der quantitativ und qualitativ schwächer besetzten Altersklasse stark beeinflusst wird.
Jacqueline spielte dabei durchweg ein richtig gutes Turnier und begann vor allem stark. Nach Auftaktsieg spielte sie aus einem aussichtsreichen Endspiel heraus Remis gegen Leia Lederer (SF Ammerbuch), die uns bei der DVM 2014 als Gastspielerin herausragend vertreten hatte. In Runde 3 siegte Jacqueline nach spannendem "Opfer-"Angriff gegen eine vor ihr gesetzte U16-erin, bevor es in Runde 4 gegen die absolute Topfavoritin und spätere souveräne Gesamtsiegerin Theresa Peters (SG KK Hohentübingen) ging.

Nach geradlinigem Spiel und umständlichem gegnerischem Aufbau erreichte Jacqueline eine überlegene Angriffsstellung. Leider wollte sie es aber ausgerechnet jetzt besonders genau machen, anstatt die Angelegenheit mit 2-3 weiteren direkten Zügen alsbald zum Ende zu bringen. Diese Zeit nutzte ihre Gegnerin, um sich etwas Luft zu verschaffen und nach und nach ihre Routine auszuspielen.
Nach diesem unglücklichen Verlauf gab es keine Zeit zum Durchatmen, denn es ging direkt gegen die Zweitgesetzte der U16. Wieder spielte Jacqueline voll auf Angriff, opferte sogar eine Figur, drang aber leider nicht durch. Das war freilich kein Drama, den gegen diese beiden Gegnerinnen durfte man durchaus verlieren.

Nach einer Aufbaugegnerin in Runde 6 zeigte sich dann leider der Nachteil der Austragungsweise: Denn die U14w-Meisterschaft war bereits entschieden, ohne dass die beiden Favoritinnen gegeneinander gespielt hätten! In der Vorschlussrunde hatte es die U16-Gegnerin von Jenny Höglauer nämlich fertig gebracht, mit zwei Mehrfiguren im Endspiel noch zu verlieren. Daher hatte Jacqueline einen ganzen Punkt Rückstand auf Jenny, der auch bei einem Sieg im - nun für die letzte Runde angesetzten - direkten Duell wegen schlechterer Wertung nicht mehr aufzuholen war; im Übrigen auch eine merkwürdige Situation, nachdem Jacqueline gegen alle 5 vor ihr gesetzten Gegnerinnen spielte.
Gleichwohl wollte sie wenigstens diesen Prestigesieg holen und erreichte nach spannendem und wechselhaftem Verlauf eine Gewinnstellung mit Dame und Springer gegen zwei Türme. Weil ihr aber nur noch eine Minute (plus Inkrement) für über 10 Züge blieb, gab sie die Stellung Remis.
Belohnt wurde sie für ein gutes Turnier mit dem Titel als Württembergische Vizemeisterin U14w und vielleicht läuft es ja im nächsten Jahr ein bisschen glücklicher und sogar noch erfolgreicher...

In der U16 hatten sowohl Simon als auch Moritz gegen starke Auftaktgegner einen schweren Stand, starteten aber insgesamt trotzdem erfolgreich mit 2 bzw. 1,5 Punkten nach 3 Runden. Auch danach schlugen sich beide wacker, holten aber leider nicht das Maximum aus ihren Möglichkeiten. Bezeichnend ist die Aussage von Simon, er sei (inklusive der 1.Runde gegen den späteren Viertplatzierten) nur in einer einzigen Partie (Runde 6) nicht auf Gewinn gestanden...
Simon kam am Ende auf sehr ordentliche 3,5 Zähler, während Moritz mit 3 Punkten knapp dahinter rangierte und vor allem in der letzten Runde großen Kampfgeist bewies, als er seinen Gegner im ausgeglichenen Endspiel langsam aber sicher noch nieder rang.

Ergebnisse und Tabellen aller Altersklassen gibt es bei der Württembergischen Schachjugend.

Anna glücklich mit Pokal