SV Stuttgart Wolfbusch 1956 e.V.
Der Schachverein für Jung und Alt!
U14-Mädels belegen Platz 8 bei Deutscher Vereinsmeisterschaft!
Jugend

Für die Deutschen Vereinsmeisterschaften zwischen Weihnachten und Silvester (26.-30.12.) hatte sich 2014 unser U14-Mädchenteam als Baden-Württembergischer Vizemeister qualifiziert. Zur Endrunde in Regensburg trat das Quartett in derselben Aufstellung an mit Gastspielerin Leia Lederer (SF Ammerbuch), Jacqueline Kobald, Anna Liu und Hanna Witte. Während die beiden Erstgenannten schon mehrfach Erfahrung bei Deutschen Einzelmeisterschaften sammeln konnten, war es für Anna und Hanna der erste Auftritt auf diesem Niveau. Hannas Turnierteilnahmen lassen sich dabei insgesamt bisher an einer Hand abzählen, sodass sie vor einer besonderen Herausforderung stand. Gesetzt war unser Team als einziger württembergischer Vertreter an Rang 14 von 18 Teilnehmern.

Zum Auftakt ging es gegen die klar favorisierte SG Leipzig, wobei sich nach und nach die routinierteren Gegnerinnen durchsetzen konnte - bis auf das Spitzenbrett, wo Leia nach zu sorglosem Spiel ihrer um 150 DWZ-Punkte stärkeren Gegnerin einen sehenswerten Mattangriff entfesselte.
In Runde 2 bekamen wir mit dem saarländischen SV Riegelsberg einen Gegner in unserer Gewichtsklasse. Hanna kam hier frühzeitig zu deutlichem Materialvorteil, war davon aber wohl so überrascht, dass sie in den folgenden Zügen Geschenke verteilte und am Ende leider völlig unnötig verlor. Unglücklich lief es auch bei Anna, die leider übersah, dass am Ende einer interessanten Abwicklung eine Figur verloren ging. Unsere Spitzenbretter sicherten immerhin ein Unentschieden. Leia gewann erneut im Mattangriff, während es bei Jacqueline eine Schrecksekunde gab, als sie in klarer Gewinnstellung eine Figur einstellte. Die Gegnerin griff aber nicht zu, sondern lief ihrerseits in eine Springergabel.

Ein ähnliches Bild ergab sich in Runde 3 gegen den bayerischen SK Gräfelfing. Anna und Hanna verloren leider gegen gute Gegnerinnen, während Leia wie üblich Matt setzte. Jacqueline überspielte ihre deutlich favorisierte Gegnerin aus einem völlig gleichstehenden Turmendspiel heraus. Zum Gewinn reichte es diesmal aber leider nicht, sodass eine 1,5:2,5-Niederlage herauskam.
Der ersten Mannschaftssieg folgte in Runde 4 gegen den Gütersloher SV, dem kurz vor Turnierbeginn eine Spielerin ausgefallen war. Hanna gewann daher kampflos, doch die Begegnung war dennoch lange Zeit völlig offen. Zwar gewann Jacqueline durch Hilfe ihrer Gegnerin in teilweise kritischer Stellung, doch Anna geriet unter die Räder und auch Leia kam erstmals in deutlichen Nachteil. Durch Kampfgeist und gegnerische Inkonsequenz wendete sie aber das Blatt und vollstreckte zum 3:1-Erfolg.

Dafür setzte es anschließend wieder eine knappe und vermeidbare Niederlage gegen die SG Güstrow/Teterow aus Mecklenburg-Vorpommern. Bei Anna und Hanna setzte sich der unglückliche Verlauf leider weiter fort. Jacqueline kam zwar mit zwei Mehrbauern aus der Eröffnung, stellte im Turmendspiel aber einen ein und geriet in eine passive Lage, sodass nur ein halber Punkt herauskam. Leia siegte hingegen weiter - diesmal aber erst im Endspiel.

Vorentscheidend war dann die Begegnung mit dem badischen SK Endingen, gegen den auch nominell ein Sieg her musste. An den Brettern 3 und 4 hatten wir bis dahin ja lediglich einen kampflosen Punkt geholt, während wir vorne hervorragend punkten konnten. Für den Mannschaftserfolg musste sich die erstgenannte Serie ändern. Und das gelang. Zwar sah es bei Hanna eigentlich schlecht aus, doch ihre Gegnerin übersah eine Mattdrohung, wodurch Hanna den wichtigen Führungpunkt besorgte! Anschließend setzte Leia Matt und Jacqueline verwertete ihren Mehrbauern im Endspiel. Beim Stand von 3:0 hatte erfreulicherweise auch Anna eine klare Gewinnstellung, sodass es nach einem wichtigen Erfolgserlebnis für alle aussah. Dann aber der tragische Schock, Anna ließ sich bei knapp werdender Zeit plötzlich Matt setzen. Gerade für sie wäre der erste Punkt natürlich extrem wichtig gewesen, sodass der 3:1-Sieg nur bedingt trösten konnte.

Mit 5:7 Punkten hatten wir vor der Schlussrunde bereits in etwa die Erwartungen erfüllt und konnten nun sogar mit einem weiteren Sieg auf eine erstmalige und dann auch abschließende Platzierung in der ersten Tabellenhälfte hoffen. Und das Losglück war uns hold! Während etwa auch der drittgesetzte SV Empor Erfurt als möglicher Gegner in Frage kam, wurden wir zum Düsseldorfer SK herunter gelost, gegen den wir favorisiert waren. Allerdings mussten auch hier erstmal Siege her - und besonders an den hinteren Brettern. Die Düsseldorferinnen hatten dabei gerade an Brett 4 ihre erfolgreichste Spielerin, gegen die Hanna wenig ausrichten konnte. Umso beeindruckender und erfreulicher - besonders nach den Ereignissen des Vortags - dass Anna ihren zwar einzigen, aber für die Mannschaft sehr wichtigen Sieg einfuhr! Und das mit einer wahren Glanzpartie.
Jacqueline verwertete ihren Endspielvorteil sicher, während sich Leia nach einer ungünstigen Abwicklung diesmal - erstmals - mit einem Remis zufrieden geben musste.

Dieser abschließende 2,5:1,5-Sieg katapultierte unser Team mit 7:7 Zählern auf den hervorragenden 8.Platz!
Neben diesem großartigen Erfolg hat diese Meisterschaft einige denkwürdige Geschichten zu bieten, aus denen die Mädels wichtige Erfahrungen mitnehmen können. Überragend war natürlich die Leistung von Leia am Spitzenbrett, die zwar nur in Runde 1 eine (deutlich) stärkere Gegnerin erwischte, aber Runde für Runde souveräne Mattangriffe vortrug. Sie wurde bei der Siegerehrung neben drei(!) punktgleichen Spielerinnen als erfolgreichste an Brett 1 mit jeweils 6,5/7 ausgezeichnet.

Sehr stark war auch der Auftritt von Jacqueline, die nur ihre erste Partie verlor und ansonsten im Großen und Ganzen stets den Eindruck vermittelte, dass sie weiß, was sie tut und die Lage im Griff hat. Unabhängig vom Gegner kämpfte sie jede Stellung aus und präsentierte sich so als hervorragende Mannschaftsspielerin. Mit 5 aus 7 erzielte sie ebenfalls ein ganz starkes Ergebnis gegen überwiegend nominell gleichstarke oder stärkere Gegnerinnen.

Die tragische Figur des Turniers war natürlich Anna, die bei der baden-württembergischen Qualifikation mit 5 aus 6 noch erfolgreichste Spielerin war! Allein daraus ergibt sich, dass ihr unglückliches Ergebnis nur eine Momentaufnahme darstellt. Dazu kommt, dass auch sie ganz überwiegend nominell stärkere Gegnerinnen hatte, sodass die Niederlagen im einzelnen keineswegs als extrem enttäuschend erscheinen müssen. Extrem enttäuschend war selbstverständlich ihr Aussetzer in Gewinnstellung in der Vorschlussrunde, der aber aufs Mannschaftsergebnis keinen Einfluss hatte. Umso beeindruckender ist es, wie sie diese sämtlichen Rückschläge (als 9-Jährige!) augenscheinlich unbeeindruckt wegsteckte und in der Schlussrunde souverän den ganz entscheidenden Punkt zum abschließenden Mannschaftserfolg beisteuerte!

Dabei sieht man auch deutliche den pädagogischen Nutzen von Mannschaftsturnieren. Selbst eine überragende Punktesammlerin kann allein keine Mannschaftskämpfe gewinnen. Umgekehrt trägt auch ein "schlechtes" Einzelergebnis ganz entscheidend zum Gesamterfolgt bei.

Das gilt ebenso für Hanna, deren Mut zunächst hervorzuheben ist, sich überhaupt auf dieses Abenteuer eingelassen zu haben. Mit ihrer Ausbeute von zwei Punkten - die ebenfalls jeweils für Mannschaftssiege entscheidend waren - kann sie auf jeden Fall zufrieden sein, wobei der Erfahrungsgewinn von noch größerem Wert sein wird. Auch sie kann noch einige U14-Meisterschaften bestreiten...

Ergebnisse, Partien sowie weitere Infos gibt es bei der Deutschen Schachjugend sowie auf der Ausrichterseite.

Von links nach rechts: Anna, Leia, Jacqueline, Hanna


Erstellt von AlexH am 01.01.2015 21:08