Am 5.Spieltag der 2.Frauen-Bundesliga kam es zur womöglich vorentscheidenden Spitzenpaarung, denn unser Team musste als verlustpunktfreier Tabellenführer bei den nominellen Ligafavoritinnen der SF Deizisau antreten, die sich bereits zwei Unentschieden geleistet hatten. Und diese Ausgangslage versprach keineswegs zu viel, denn es kam zu einer hochdramatischen und sehr wechselhaften Begegnung. Trotz gelegentlicher Aufstellungsprobleme gelang es den Deizisauer Gastgeberinnen diesmal, quasi ihre Stammbesetzung an die Brettern zu bringen.
Wir mussten demgegenüber leider erstmals in der Saison auf Annegret Weng verzichten, sodass neben Katja Jussupow, Larissa Erben, Sonja Häcker, Nadine Stitterich und Susan Großmann nun Andrea Mijatovic zu ihrem ersten Saisoneinsatz kam. Das führte zu der lustigen Konstellation, dass vier unserer Deutschen Meisterinnen vom Dezember wieder vereint waren - jedoch nicht im gleichen Team! Denn Daniela Schäfer trat nun für ihren Deizisauer Stammverein an und und hatte es mit Andrea zu tun.
Besonders an den ersten drei Brettern waren die Gastgeberinnen deutlich favorisiert. Für uns sprach hingegen die Tabellensituation von zwei Mannschafts- und mehreren Brettpunkten Vorsprung, sodass wir sogar bei einer knappen Niederlage an der Spitze geblieben wären. Das gab guten Grund, ganz unbefangen in die Begegnung zu gehen. Und tatsächlich begann der Kampf viel erfreulicher, als man sich das hätte wünschen können.
Andrea konnte glücklicherweise ihre überragende Form von der DVM konservieren und kam gut vorbereitet mit Vorteil aus der Eröffnung. Den verwertete sie anschließend sicher und brachte uns relativ früh in Führung. Da es zu diesem Zeitpunkt an keinem der anderen Brettern schlecht aussah, gab es guten Grund zum Optimismus.
Katja hatte am Spitzenbrett gegen Großmeisterin Vesna Misanovic einigen Vorteil herausgespielt. Unsere anderen beiden Weißpartien von Sonja und Susan sahen optisch eher etwas besser aus, während Nadine etwas passiv bei normaler, solider Stellung stand. Erfreulich war auch die Leistung von Larissa, die gegen WIM Marina Manakov gut dagegen hielt.
Dann kam es aber ziemlich plötzlich zu einem drastischen Umschwung. Katja bewertete ihre Stellung zu optimistisch und verzichtete auf einen Damentausch, der ihr dauerhaften Vorteil garantiert hätte. Stattdessen setzte sie auf Angriffschancen, unterschätzte aber das starke Gegenspiel, dem sie sich schließlich geschlagen geben musste. Fast zeitgleich übersah Nadine einen taktischen Trick, der erst einen Bauernverlust und dann einen gegnerischen Mattangriff zur Folge hatte.
Als ob dieser plötzliche 1:2-Rückstand nicht genug wäre, war inzwischen auch Sonja unter deutlichen Druck geraten und zudem in starker Zeitnot. Susan stand bestenfalls noch unklar, während Larissa weiter stark spielte, aber auch hier nicht unbedingt mit einem Sieg zu rechnen war.
Dann kam es zur dramatischen Zeitnotphase, in der fast alle der verbliebenen sechs Spielerinnen teilweise bei Bedenkzeiten von deutlich unter einer Minute rangierten (gespielt wurde mit einem Modus, wonach es pro Zug wieder 30 Sekunden zusätzlich gab). Und hier kippte der Kampf ein weiteres Mal komplett um 180 Grad.
Sonjas Gegnerin konnte sich offenbar zwischen verschiedenen attraktiven Fortsetzungen nicht entscheiden und als auch ihre Zeit knapp wurde, konnte sich Sonja befreien. Es entstand ein Endspiel mit beiderseits etwas luftigen Königen bei jeweils noch Turm und Dame auf dem Brett. Im 40.Zug verpasste Sonja sogar den sofortigen Gewinn, konnte aber dennoch die Initiative übernehmen.
Susan entschied sich für eine interessanten Angriffsversuch mit Bauernopfer, das zwar objektiv wohl nicht korrekt war. Doch ihre Gegnerin verlor bei knapper Zeit kurzzeitig den Überblick und eine Figur, was Susan zum 2:2-Ausgleich verwertete.
Schließlich war auch Larissa zu gutem Gegenspiel in einer stets hart umkämpften Stellung gekommen, in der überraschenderweise ihre Gegnerin eine Qualität einstellte. Leider wickelte Larissa im 40.Zug etwas unnötig in ein Turmendspiel mit Mehrbauer ab. Da uns ein Unentschieden im Mannschaftskampf genügte, um den Vorsprung in der Tabelle zu halten, konnten Sonja und Larissa ihre vorteilhaften, aber schwer zu gewinnenden Stellung remisieren.
Nach dem 3:3 behält unser Frauenteam also die Spitzenposition mit weiterhin zwei Mannschaftspunkten Vorsprung. Zwei Spieltag vor Saisonende stehen die Chancen daher ausgezeichnet, den sofortigen Wiederaufstieg in die 1.Bundesliga zu erreichen. Die letzte Doppelrunde findet am 19./20.Februar statt.
2.Frauen-Bundesliga Süd, 5.Spieltag: Tabelle
SF Deizisau - SV Wolfbusch 3:3
Misanovic, Vesna - Jussupow, Katja 1:0
Manakov, Marina - Erben, Larissa ½:½
Meier, Annemarie - Häcker, Sonja ½:½
Gussakovski, Jana - Stitterich, Nadine 1:0
Bader, Katharina - Großmann, Susan 0:1
Schäfer, Daniela - Mijatovic, Andrea 0:1
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