Die Geschichte wiederholte sich (nicht) beim (für uns sehr chaotischen) diesjährigen Finalwochenende der Baden-Württembergischen Jugendliga in der Jugendherberge Stuttgart. Unsere 1.Jugendmannschaft ging als Tabellenführer (8:0) mit zwei Mannschaftspunkten Vorsprung in die letzten drei Runden der Saison, eigentlich also eine gute Ausgangslage. Allerdings hat der Modus mit 3 der 7 Runden an einem Wochenende seine klaren Nachteile, worauf wir schon 2006 und 2007 hingewiesen haben. Denn wenn ein wichtiger Spieler an dem Wochenende nicht zur Verfügung steht, dann ist das gleichbedeutend mit seinem Ausfall für fast die halbe Saison! Dass dadurch auch Wettbewerbsverzerrungen eintreten können, liegt auf der Hand. Vor zwei Jahren trat gar eine komplette Mannschaft nicht mehr an, was damals zum Glück keinen Einfluss auf Titel- und Abstiegsfrage hatte.
In diesem Jahr traf es leider uns. Personalprobleme hatten wir zwar schon die ganze Saison über und konnten in den ersten vier Runden jeweils nur zu fünft antreten. Doch am Wochenende befand sich Simon Behm im Ausland und ursprünglich mussten wir auch davon ausgehen, dass Larissa Erben wegen Geburtstag und Studienfahrt komplett ausfallen würde. Das stand immerhin schon länger fest, aber zwei so wichtige Spieler sind einfach nicht zu ersetzen. Daher verbot es sich für das Finalwochenende erstmal, an Tabellenführung und Titelverteidigung zu denken. Vielmehr mussten wir uns Sorgen machen, nicht noch von den ersten drei Qualifikationsplätzen zur Deutschen Vereinsmeisterschaft abzurutschen – zumal uns die nominell stärksten Gegner noch bevorstanden.
Die größten Hoffnungen auf einen Mannschaftssieg gab es am Freitag gegen SF Deizisau, an sich unser deutlich schwächster Gegner am Wochenende. Weil unsere 2.Jugendmannschaft Pause hatte, konnten wir immerhin erstmals an allen sechs Brettern antreten – vielleicht ein schlechtes Omen? Nominell waren wir noch leicht favorisiert, es entwickelte sich aber ein offener Kampf, der am Ende 3:3 endete. Insgesamt doch eher ein verschenkter Mannschaftspunkt, denn unsere beiden Niederlagen waren absolut vermeidbar. Dennoch mussten wir am Ende bei 2:3-Rückstand ziemlich zittern, bis Nadine mit großem Einfallsreichtum eine gewinnbringende Abwicklung fand.
Zwar hielt zunächst der Vorsprung von zwei Mannschaftspunkten, aber für die nächsten beiden Begegnungen gegen SC Tamm und Heilbronner SV, die beide ziemlich stark angetreten waren, bestand durchaus Anlass zu Bedenken.
Gegen Tamm musste unser Team außerdem noch einen kurzfristigen Ausfall verkraften, was uns zur bewährten „5-Mann-Taktik“ zurückführte (wobei bei uns natürlich die Frauen in der Überzahl waren). Doch damit nicht genug der Sorgen, denn am frühen Abend stand für Vladimir Mijatovic und Katrin Hafner der Abiball an, sodass beide damit rechneten, frühzeitig Remis machen zu müssen. Das schmerzte besonders bei unserem Mannschaftsführer, denn Vladi war nun mal fast der einzige, bei dem man an sich „fest“ mit einem vollen Punkt rechnen durfte. Freilich ist es schon lobenswert, dass beide vor dem Ball überhaupt für uns antraten.
Nach der Ausgangslage konnten wir uns mit einem Punktgewinn gegen Tamm bereits einen Qualifikationsplatz sichern. Das war auch nötig, denn gegen Heilbronn würde es sicher nicht einfacher werden. Die Chancen standen aber ziemlich schlecht. In dieser Situation erhielten wir unerwartete Schützenhilfe ausgerechnet vom unserem Gegner. Denn Tamm trat fast zum einzigen Mal in der Saison nicht komplett an und ließ gegen uns gleich zwei Bretter frei! Das war vor allem für Katrin hilfreich, deren Ballteilnahme nun nichts mehr im Weg stand. Somit galt es, aus den verbliebenen drei Partien wenigstens einen Punkt zu holen.
Der vierte Tammer Spieler kam außerdem erst nach einer dreiviertel Stunde, was sich allerdings nicht unbedingt als Vorteil für uns erwies. Denn auch Nadine hatte andere „Verpflichtungen“ und stellte sich nun darauf ein, ebenfalls kampflos zu gewinnen. Im Ergebnis blitzte sie mit ihrem Gegner mit, kam schlecht aus der Eröffnung und verlor später unnötig die Partie. Auch für unseren verlässlichen Ergänzungsspieler Kai Dölker gab es nach seinem wichtigen Remis gegen Deizisau diesmal nichts zu holen.
Nun lagen wir gegen vier Tammer also mit 2:3 hinten. Als einziger spielte noch Vladimir, der aber eigentlich jeden Moment zum Abiball aufbrechen musste. Doch so leicht ließ sich unser Mannschaftsführer nicht die Butter vom Brot nehmen! Aufopferungsvoll kämpfte er seinen Gegner nieder und sicherte so das wichtige Mannschaftsremis. Standesgemäß rettete also der Teamkapitän unser Flaggschiff vor dem Untergang. Anschließend kam er natürlich noch mit Verspätung zum Abiball, um dort die Party in Schwung zu bringen.
Mit der Qualifikation zur DVM war das Primärziel erreicht und die Mannschaft war ja immer noch Tabellenführer! Vor der Abschlussrunde ergab sich die gleiche Konstellation wie im letzten Jahr: Gegen den Heilbronner SV war ein Sieg nötig, um den Titel einzufahren. Bei einem anderen Ergebnis war klar, dass wir überholt werden würden. Im letzten Jahr schafften wir es, am Ende noch an Heilbronn vorbeizuziehen. Diesmal war der Tabellenstand zwar anders herum, aber durch unsere Ausfälle waren wir wieder Außenseiter.
Nun war nämlich auch noch Katrin Hafner außer Landes und Kai durften wir nicht mehr einsetzen. Glücklicherweise konnte Larissa Erben kurzfristig doch antreten, außerdem sprang Manuel Haag ein. Ein Brett blieb aber erneut frei. Mit Simon wäre sicherlich wieder ein würdiges Finale zustande gekommen, doch so standen die Chancen denkbar schlecht, nachdem Heilbronn nahezu in Bestbesetzung antrat.
Einen schweren Stand hatte vor allem Manuel, der schlecht aus der Eröffnung kam und verlor. Angesichts der Lage spielten Andrea und Larissa (zu) riskant, was nach hinten losging. Andrea schlug den h-Bauern, sodass später ein gegnerischer Turm entscheidend über die geöffnete Linie eindringen konnten. Larissa führte schon in der Eröffnung Verwicklungen herbei und startete eine direkte Konfrontation, die sich aber als günstig für den Gegner herausstellte. Noch vor der Zeitkontrolle lagen wir damit 0:4 hinten. Nadine konnte daraufhin remis machen, während Vladi auch diesmal Kampfgeist zeigte und den Ehrenpunkt holte. Die Niederlage bedeutete ein Abrutschen auf Platz 3.
Wenn man so lange die Tabelle anführt, sieht das nicht unbedingt nach einem Erfolg aus. Das vorrangige Ziel, die Qualifikation zur DVM, ist aber erreicht. Mehr war aufgrund unserer Personalprobleme – insbesondere am Wochenende – einfach nicht möglich. Wer in 7 Kämpfen 6-mal nur zu fünft antritt, braucht sich nicht wundern, wenn er seinen Titel nicht verteidigen kann. Einen großen Vorwurf kann man unseren Spielern indessen nicht machen, denn die Ausfälle hatten überwiegend gute Gründe.
Hervorheben kann man dagegen Nadine Stitterich und Katrin Hafner, die beide 6-mal zum Einsatz kamen. Gleiches gilt für Vladimir Mijatovic, der ja im Text schon genug gelobt wurde. Er war mit seinen 5,5 Punkten aus 6 Partien (fast immer an Brett 1) zusätzlich der überragende Spieler der Liga.
Die DVM U20 findet übrigens am gleichen Ort wie die DVM U20w im Dezember in Sachsen-Anhalt statt. Wir werden wieder vor der Herausforderung stehen, wie wir beide Teams möglichst sinnvoll aufstellen. In jedem Fall wird es aber sicherlich ein schöner Ausklang für Simon, Vladimir und Katrin, die dann ihre letzte Jugendmeisterschaft bestreiten können.
Baden-Württembergische Jugendliga, 5.Spieltag:
SV Wolfbusch I - SF Deizisau 1 3:3
Mijatovic, Vladimir - Zhou, Syang ½:½
Mijatovic, Andrea - Früchel, Marcel 0:1
Stitterich, Nadine - Rempeli, Alex 1:0
Hafner, Katrin - Lebeda, Lukas 1:0
Lobmeyer, Fabian - Rothengaß, Marc 0:1
Dölker, Kai - Winkler, Tim ½:½
6.Spieltag:
SC Tamm I - SV Wolfbusch I 3:3
Lange, Jan-David - Mijatovic, Vladimir 0:1
Döring, Andreas - Erben, Larissa +:-
Schäfer, Alexander - Mijatovic, Andrea -:+
Andraschko, Felix - Stitterich, Nadine 1:0
Mayer, Andreas - Hafner, Katrin -:+
Kaiser, Sören - Dölker, Kai 1:0
7.Spieltag: Endstand
Heilbronner SV I - SV Wolfbusch I 4½:1½
Geshnizjani, Ramin - Behm, Simon +:-
Luo, Xinping - Mijatovic, Vladimir 0:1
Pogan, Nikolas - Erben, Larissa 1:0
Häusinger, Benjamin - Mijatovic, Andrea 1:0
Weißbeck, Simon - Stitterich, Nadine ½:½
Wenninger, Philipp - Haag, Manuel 1:0 |