Wie bereits angekündigt, fand vom letzten Wochenende über den Tag der deutschen Einheit zur Eröffnung der neuen Karpow-Schachakademie in Hockenheim ein Mädchen-Länderkampf U20 mit Teams aus Russland, Polen, Norwegen, Schweden, Deutschland und Baden-Württemberg statt. Für Deutschland trat die weibliche Jugendolympia-Mannschaft, bestehend aus Evgenija Shmirina, Melanie Ohme, Elena Winkelmann, Ekaterina Jussupow und Jasmin Laake, an mit Unterstützung der weiteren deutschen Spitzenspielerinnen Sarah Hoolt, Sandra Krege (Deutsche Frauenmeisterin 2005), Susan Großmann und Judith Fuchs. Mit dieser Überbesetzung (gespielt wurde an sechs Brettern) sollte auf eine mögliche kurzfristige Absage Schwedens reagiert werden können (die dann durch ein deutsch-französisches Team ersetzt worden wären), so konnten sich die deutschen Spielerinnen dann abwechseln und mal eine Pause gönnen.
Klarer Favorit war Russland, die an Brett 1 zwar eine WGM (weibliche Großmeisterin) aufstellten, aber "nur" mit einer Moskauer Uni-Mannschaft antraten (eine "richtige" russische Auswahl hätte wohl aus sechs WGM bestanden). Polen trat zwar leider (zum Glück...?) nicht mit der U18-Weltmeisterin von 2004 Jolanta Zawadzka an, war aber dennoch mit einer starken Mannschaft am Start.
Von unserem Verein spielten im BaWü-Team Sonja und Larissa mit - weiteres will ich aber nicht vorwegnehmen, denn das Wort zur Aufstellung und zum Turnierverlauf hat jetzt Larissa:
Letztes Wochenende wurde die Karpow-Schach-Akademie in Hockenheim (Baden) mit dem Internationalen Länderkampf U 20 w eröffnet. Sechs Mannschaften aus Schweden, Norwegen, Russland, Polen und Deutschland (Olympia-Team), sowie eine Baden-Württembergische Mannschaft, in der auch Sonja Häcker und ich (Larissa Erben) vom SV Wolfbusch spielen durften, traten gegeneinander an.
Nach einer länger als erwarteten Anreise am Freitag, den 30. September trafen wir im Ramada-Hotel in Hockenheim ein, wo wir die nächsten 4 Tage verbrachten. Nach dem Abendessen wurde dann ausgelost und Jaroslav Srokovski, der Landestrainer, nahm an der Teambesprechung teil. Unser anderer Trainer Dirk Maxion war zu diesem Zeitpunkt leider noch nicht eingetroffen, da er von Berlin aus eine etwas längere Anreise vor sich hatte.
Für uns sollte es am nächsten Morgen erst einmal gegen Norwegen gehen. Gespielt wurde in der Stadthalle „Rondeau“ mit der neuen FIDE-Bedenkzeit: 1 Stunde 30 Minuten für 40 Züge und dann noch einmal 15 Minuten zusätzlich 30 Sekunden pro Zug von Anfang an der Partie. Schiedsrichter waren Markus Keller und Sven Noppes. Norwegen musste sich uns geschlagen geben. Nur Sonja gab einen halben Punkt ab und wir übernahmen souverän die Tabellenführung. Favorit Russland verlor überraschend 2,5:3,5 gegen Polen und das Olympiateam konnte gegen das schwedische Team punkten (4,5:1,5).
Wir konnten am Samstagnachmittag das berühmte Museum Motodrom an der Formel 1 Strecke auf dem Hockenheimring besichtigen. Auch wenn das Wetter nicht so gut war, war es sehr interessant von der Haupttribune aus bei einem Motorradrennen zuzusehen. Am Abend wurde dann das Karpow-Schach-Zentrum eröffnet und zahlreiche Funktionäre reisten an. Zum Abendessen gab es dann auch einen leckeren Schokoladen-Turm. *g* Am nächsten Morgen erzielte unsere baden-württembergische Mannschaft mit Jana Gussakovski an Brett 1, Manuela Mader an Brett 2, dahinter Saskia Zikeli, Sonja Häcker und Anja Jehle, sowie ich am letzten Brett leider nur ein 3:3 gegen Schweden. Deutschland verlor chancenlos 1,5:4,5 gegen Russland und Polen-Norwegen trennten sich 5,5:0,5.
Am Nachmittag hätten wir dann beinahe die deutsche Olympia-Mannschaft geschlagen, die von einigen Spielerinnen ergänzt wurde, so dass Deutschland die Möglichkeit hatte durchzuwechseln. Nach einigen verpassten Chancen verloren wir leider doch noch knapp 2,5:3,5. Russland gewann souverän gegen Norwegen ohne einen Punkt abzugeben. Auch Polen schlug die schwedische Mannschaft mit 4:2. An diesem Abend war ein Besuch im Aquadrom in Hockenheim vorgesehen. Doch zeitlich konnten wir das nicht unterbringen und mussten unsere Karten verfallen lassen. Stattdessen verbrachten wir den Abend und auch schon die freien Stunden am Nachmittag, die wir nicht vorbereiten mussten, auf dem nahe gelegenen Rummel.
Am Montagmorgen mussten wir dann gegen die starken Russinnen ran, die an Brett 1 sogar mit einer Großmeisterin antraten. Zwischenzeitlich sah es sehr gut aus. Doch nach einigen sehr unnötigen Patzern mussten wir uns dann doch geschlagen geben. Im skandinavischen Duell gewann Norwegen 4,5:1,5 gegen Schweden. Polen gewann zwar nur knapp aber problemlos 3,5:2,5 gegen Deutschland und nach der vierten Runde führte Polen dann ungeschlagen, doch die Polinnen mussten ja noch gegen den Geheimfavoriten Baden-Württemberg antreten. Wir wurden unterschätzt und promt schlugen wir die polnische Mannschaft, zwar nur knapp 3,5:2,5. Russland gewann gegen Schweden und Deutschland schlug die norwegische Mannschaft ebenfalls klar.
Mit unserem Sieg verhalfen wir dann den Favoriten Russland nach der Niederlage gegen Polen in der ersten Runde doch noch zum Sieg, da sie mehr Brettpunkte erkämpften. Polen wurde Zweiter. Deutschland etwas abgeschlagen auf Platz 3. Unser baden-württembergisches Team landete auf einem guten 4. Platz mit nur einem Mannschaftspunkt weniger als das deutsche Olympia-Team. Norwegen wurde vor Schweden überraschend noch Vorletzter. Auch bei den Brettpreisen räumten wir Süddeutschen ab. Saskia Zikeli gewann den Brettpreis an Brett 3 und ich konnte am letzten Brett die meisten Punkte holen. Die restlichen Preise gingen an die herausragenden Russinnen. Nach der Siegerehrung am Abend, die im Vergleich zu der Eröffnung der Karpow-Schach-Akademie glücklicherweise eher kurz gehalten war, entschieden wir uns noch nach Mannheim zu fahren, allerdings ohne Jana und Manuela die schon abgereist waren, und ließen den Abend in der Kneipe "Am Arsch der Welt" ausklingen.
Ein wunderschönes Wochenende liegt hinter uns, das sich auf jeden Fall gelohnt hat, allein wegen einem Tag schulfrei *g*.
Larissa liefert übrigens auch noch einige Bilder nach! Wer nicht solange warten will, kann sich beim Deutschen Schachbund umschauen (im Nachrichten-Archiv ab Mitte September), wo das Turnier große Aufmerksamkeit erregt hat und mit täglichen Berichten dokumentiert wurde. Endstand und Partien gibt es auf der Seite der Karpow-Schachakademie, einen Bericht von Markus Keller mit den Einzelergebnissen findet man bei der GKL.
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