SV Stuttgart Wolfbusch 1956 e.V.
Der Schachverein für Jung und Alt!
Deutsche Vereinsmeisterschaft U14 abgebrochen!
Jugend

In diesem Jahr hatte sich unser U14-Team als Baden-Württembergischer Vizemeister für die Deutsche Vereinsmeisterschaft (DVM) zwischen Weihnachten und Neujahr in Magdeburg (wo auch die U14w und U10 stattfand) qualifiziert. Sowohl für Magnus Kuhn, Moritz Dallinger, Simon Weber und Pierre Kobald war es ihre erste DVM, wobei die beiden Erstgenannten schon Erfahrung bei Deutschen Einzelmeisterschaften sammeln konnten. Betreut wurde das Quartett von Alexander Häcker und Familie Dallinger. Gesetzt waren wir unter 20 Konkurrenten an Rang 16, starteten also in absoluter Außenseiterrolle. Doch das schien in der 1.Runde eine gute Ausgangsposition zu sein! Gegner war der sechstgesetzte Lübecker SV, der in der Folgerunde den Erstgesetzten schlug und bis "zuletzt" ungeschlagen blieb.

Magnus musste dabei gegen Kevin Kolloli, mit den stärksten Einzelspieler der gesamten Meisterschaft, antreten. Nach einer komplexen Abwicklung unmittelbar nach der Eröffnung landete er in einem Endspiel mit Turm gegen zwei Leichtfiguren, das verloren ging. Überraschend große Hoffnungen ergaben sich dafür an den Folgebrettern. Moritz erreicht gegen seinen klar favorisierten Gegner ein Endspiel mit zwischenzeitlich drei (allerdings verdoppelten) Mehrbauern. Leider fand er nicht den richtigen Plan, sodass die extrem aktiven gegnerischen Figuren einen halben Punkt retten konnten.

Nachdem Pierre trotz großem Kampfgeist und Engagement verloren hatte, sorgte Simon für ein abschließendes Ausrufezeichen. Er lieferte eine strategisch hervorragende Partie ab und überspielte seinen favorisierten Gegner in überzeugender Weise. Beim 1,5:2,5-Endstand wäre daher um ein Haar sogar ein Unentschieden möglich gewesen.

Leider setzte sich das Turnier für uns nach diesem erfreulichen Auftakt sehr enttäuschend fort. Womöglich hatte die Auftaktrunde zu viel Kraft gekostet, jedenfalls setzte es am Nachmittag gegen die SG Porz eine eindeutig zu hohe 0:4-Klatsche. Besonders tragisch die Niederlage von Magnus, der zunächst eine glatte Qualität mehr besaß, dann aber unnötigerweise Gegenspiel zuließ und kurz nachdem er dem Remis ausgewichen war, eine Figur einstellte. Auch Moritz hätte bei korrekter Verteidigung ein Remis holen können.

Und das Drama setzte sich am nächsten Morgen fort. Der SSV Vimaria Weimar war nominell ein Gegner, gegen den wir nun hätten punkten können. Allerdings hatten die Thüringer bereits in der Vorrunde gewonnen und waren auch anschließend in der 4.Runde erfolgreich.
Pierre hatte es wie stets mit einem deutlich erfahreneren Gegner zu tun und musste trotz erneut konzentrierter Leistung die Segel streichen. Ärgerlich anschließend die Niederlagen von Simon, der mit seinem König in der Mitte zu wenig Gefahrbewusstsein zeigte sowie insbesondere von Moritz, der über weiter Teile der Partie (deutlich) besser stand, am Ende im Turmendspiel aber unnötig einen gegnerischen Bauern durchlaufen ließ. Magnus war leider nicht einmal der Ehrenpunkt vergönnt. Nach guter Leistung ließ er eine vorteilhaftere Abwicklung aus, landete aber dennoch im Damenendspiel mit Mehrbauer. Angesichts des Mannschaftsstandes und knapper Zeit gab es dieses schließlich jedoch remis.

In Runde 4 gab es keineswegs einen Aufbaugegner. Wir wurden erneut hochgelost gegen BSG Grün-Weiß Leipzig, die einen Platz vor uns gesetzt waren. Pierre kam leider im gegnerischen Angriff unter die Räder. Dafür sorgte Moritz mit einer guten Leistung für den Ausgleich. Glücklich lief es bei Simon, der eigentlich stets maximal auf Ausgleich stand. Sein Gegner spielt im Turmendspiel aber erfolgreich auf Verlust. Tragische Figur war leider wieder Magnus. Er war sich nach der Eröffnung seiner aussichtsreichen Stellung nicht bewusst, spielte unnötig passiv und lud den Gegner so geradezu zum Angriff ein. Immerhin hatten wir nach diesem 2:2 den ersten Punkt auf der Habenseite.

Am nächsten Morgen ging es gegen den Letztgesetzten Karlsruher SF, nominell eigentlich eine klare Angelegenheit. Magnus Gegner konnte wegen Übelkeit nicht antreten und es stellte sich heraus, dass dies kein Einzelfall war. Der Lübecker SV musste etwa die komplette Spitzenbegegnung kampflos aufgeben. Zunächst lief der Spielbetrieb im Übrigen allerdings normal. Moritz sorgte für das 2:0. Allerdings stellte Simon im Mittelspiel eine glatte Figur ein, während bei Pierre eine unklare, geschlossene Stellung bei vollem Brett entstand.

Zeitgleich mehrten sich die Informationen über Vorfälle von Magen-Darm-Beschwerden seit der vorangegangenen Nacht. Die betroffenen Spieler und teilweise Betreuer wurden vor Ort ärztlich untersucht.
Sportlich entspannte sich für uns die Lage, als Simon seinen Gegner im Endspiel überlistete und sein Freibauer schneller war. Es ergab sich eine Stellung mit König und Dame gegen König, Turm und weit vorgerückten Freibauer, die wahrscheinlich remis war. Bei Pierre war die Lage weiterhin offen, wobei er gute Aussichten auf etwas Zählbares hatte. Der Mannschaftssieg war jedenfalls praktisch sicher und damit bestand auch wieder die berechtigte Hoffnung auf ein ordentliches Abschneiden im Turnier. Denn auch bei einem Sieg wären wir in der Folgerunde mit ziemlicher Sicherheit gegen den Vorletzgesetzten gelost worden, der nur unwesentlich stärker war als Karlsuhe.

Doch in diesem Moment kam unvermittelt die Durchsage der Turnierleitung, dass das Turnier auf Anordnung des Gesundheitsamtes mit sofortiger Wirkung wegen einer Virusepidemie abgesagt werden müsse! Die gesamte 5.Runde wurde sofort beendet und gilt als nicht mehr ausgetragen. Die Teilnehmer wurden aufgefordert, schleunigst aus Magdeburg abzureisen. Ob und wie überhaupt eine Wertung der Meisterschaft erfolgen kann, ist offen.

Der Vorfall hat inzwischen Aufmerksamkeit auch in der außerschachlichen und überortlichen Presse erfahren. Mehr Informationen als dort zu entnehmen liegen uns auch nicht vor. Nach bisherigen Erkenntnissen haben sich bei unseren Spielern glücklicherweise keine gesundheitlichen Probleme ergeben. Sehr unerfreulich ist dieser Abbruch neben allem anderen auch deshalb, weil für uns gerade die Hoffnung auf ein ordentliches sportliches Abschneiden zurückkehrte. Eine andere Entscheidung kam unter den Umständen aber offenbar nicht in Betracht.

DVM-Portal der Deutschen Schachjugend mit Links zu Ergebnissen sowie zur ausführlichen Stellungnahme zum Abbruch

Bericht in der "Volksstimme"

Meldungen bei Spiegel Online und Focus

Erstellt von AlexH am 31.12.2013 17:50