Wie immer fanden in der Woche nach Ostern die Württembergischen Jugend-Einzelmeisterschaften (WJEM) in den Altersklassen U10 bis U18 statt. Diesmal ging es für insgesamt 161 Kinder und Jugendliche in die Jugendherberge Lindau, wo in 7 Runden an 5 Tagen die Meistertitel und Qualifikationsplätze zur Deutschen Meisterschaft (DJEM) an Pfingsten ausgespielt wurden. Von unserem Verein war 7 Teilnehmer dabei, die zwei große Erfolge mit nach Hause brachten. Im Organisationsteam der Württembergischen Schachjugend war außerdem Yves Mutschelknaus eingebunden, während Katrin Häcker und Sebastian Ludwig für das Freizeitprogramm sorgten.
Gleich vier Starter stellten wir in der Altersklasse U10, wo Mädchen und Jungen gemeinsam spielen, aber getrennt gewertet werden. Jacqueline Kobald konnte im letzten Jahr, auch wegen einer schwachen Konkurrenzsituation in dieser Altersklasse, die Mädchenwertung gewinnen und als Württembergische Meisterin an der DJEM teilnehmen. Das wollte sie unbedingt wiederholen, wobei sie sich in den letzten 12 Monaten auch stark verbessert hat und daher als klare Favoritin an den Start ging. Der Fokus sollte daher eigentlich darauf liegen, insgesamt auch im Hinblick auf die Jungenwertung ein gutes Turnier zu spielen. Allerdings hatte Jacqueline an dieser neuen Favoritinnenrolle wohl doch recht schwer zu tragen und so verlor sie überraschend und unnötig die ersten drei Partien.
Freilich konnten auch die übrigen drei Mädchen, darunter Letizia Knippel, bis dahin kaum punkten. Tragische Figur der 3.Runde war denn auch ausgerechnet Letizia, die zum ersten Mal ein Turnier auf diesem Niveau spielte, sodass jeder halbe Punkt schon als Erfolg zu sehen ist. In besagter Partie erspielte sie sich eine haushohe Gewinnstellung gegen die am Ende mit immerhin 2,5 Punkten größte "Verfolgerin" von Jacqueline. Allerdings setzte Letizia schließlich leider Patt und versäumte daher diesen absolut verdienten Sieg. Im weiteren Turnierverlauf erhielt sie leider keine Gelegenheit mehr dazu.
Damit nicht genug, denn in Runde 4 mussten nun ausgerechnet Jacqueline und Letizia gegeneinander antreten. Aufgrund der Turniersituation mussten die beiden Freundinnen ihre Partie natürlich voll auskämpfen, wobei Jacqueline gewann. Für sie war das immerhin die Wende im Turnier. Denn sie kam auch in den Runden 5 und 6 zu vollen Punkten. Dabei hatte Jacqueline nun zu ihrer Form gefunden und überzeugte auch spielerisch. Mit den drei Punkten hatte sie eine Runde vor dem Ende bereits den Mädchentitel sicher. Nun kam es leider zur zweiten unglücklichen Vereinpaarung gegen ihren Bruder Pierre. Diese Partie endete nach Einsatz nicht aller Kampfkraft remis.
Damit ist Jacqueline wiederum Württembergische Meisterin U10 und wird an der DJEM in Oberhof teilnehmen. Mit 3,5 Punkten aus den 7 Runden erzielte sie zwar doch noch ein ordentliches Ergebnis, zeigte dabei aber nicht ihre volle Spielstärke. Gerade aufgrund des geschilderten Verlaufs war das Turnier aber sicherlich eine wichtige Erfahrung für sie.
Unsere beiden Jungs in dieser Altersklasse, Pierre Kobald und Maximilian Wiegel, feierten ihr Debüt bei einer Landesmeisterschaft und daher ging es für beide vorrangig auch nur darum, Turnierluft auf diesem Niveau zu schnuppern. Jedoch haben sie sich in letzter Zeit gut entwickelt, sodass ihnen zuzutrauen war, im Anschluss an das Mittelfeld mitzuhalten. Dass sie dazu in der Lage sind, haben beide auch durchaus bewiesen.
In der 1.Runde mussten sowohl Maxi, als auch Pierre, gegen zwei absolute Topspieler der Altersklasse antreten und sich jeweils erst nach langem Kampf geschlagen geben. Dennoch stand Maxi mit zwei Punkten nach vier Runden hervorragend da, während Pierre eine nur etwas längere Anlaufphase brauchte und das selbe Zwischenergebnis nach fünf Partien erreichte.
Leider merkte man vor allem Maximilian gegen Ende des Turniers die schwindenden Kräfte an, was bei der ersten Teilnahme an so einem Turnier aber völlig normal ist. Trotz in weiten Teilen sehr ordentlicher Partien gelang ihm in der zweiten Turnierhälfte leider kein weiterer Punkt.
Pierre schloss das Turnier mit zwei Remisen, u.a. gegen seine Schwester, ab und kam so auf sehr anständige 3 Punkte. Mit ihren Leistungen können daher beide zufrieden sein.
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Große Spannung - auch aus Wolfbuscher Sicht - bot im Vorfeld die U12 mit einer stark besetzten Spitze. Unser einziger Vertreter in diesem Feld war Moritz Dallinger, der von Setzplatz 5 aus startend in den Kampf um die Treppchenplätze eingreifen wollte. Nachdem sich Moritz vor zwei Jahren in der U10 zur DJEM qualifiziert hatte, wollte er dieses Ziel nun erneut erreichen. Leider verlor Württemberg im Vergleich zum Vorjahr einen Qualifikationsplatz in der U12, sodass diesmal nur die ersten Drei weiterkommen. Moritz hatte daher eine schwere Aufgabe vor sich, die kaum Raum für Ausrutscher ließ.
Seine "Pflichtaufgaben" in den ersten beiden Runden löste er relativ sicher, während der eine oder andere Konkurrent bereits Federn lassen musste. Anschließend schien aber auch Moritz ins Straucheln zu geraten, denn mit zwei Remisen, die etwas den nötigen Mut vermissen ließen, versäumte er den Sprung an die Spitze. Das Vorderfeld blieb danach sehr eng zusammen. Richtungsweisend war für Moritz die 5.Runde gegen einen gefährlichen Gegner, der schon mehreren Favoriten Punkte abgenommen hatte. Die Partie wogte hin und her, bis sich Moritz nach hartem Kampf im Endspiel durchsetzen konnte.
Er hatte nun wieder in die Spur gefunden und sein Ziel dicht vor Augen. Nach 5 Runden führte der letztjährige U10-Meister Magnus Kuhn (TSV Münchingen) mit 4,5 Punkten vor Moritz und dem Zweitgesetzten Bogdan Piskaykin (SV Friedrichshafen) mit je 4 Zählern. Dahinter lauerten gleich sechs Spieler mit 3,5 Punkten. Während sich Magnus und Bogdan in der 6.Runde remis trennten, konnte Moritz mit einem weiteren und souveränen Sieg zu dem Führenden aufschließen.
Vor der letzten Runde lag Moritz nach Buchholz-Wertung sogar auf Platz 1 und musste sich nun mit Magnus Kuhn auseinander setzen. Natürlich kamen jetzt auch verschiedene Rechenmodelle ins Spiel. Was für eine gefährliche und schwierige Situation, besonders für 11-Jährige! Nur der Sieger aus dieser Begegnung konnte sicher sein, Württembergischer Meister zu werden. Lag es da nicht nahe, mit einem Remis zumindest den Qualifikationsplatz abzusichern? Die Chancen standen zwar gut, dass ein halber Punkt beiden reichen würden, um unter die ersten Drei zu kommen. Aber im schlechtesten Fall war durchaus auch ein Abrutschen auf Rang 4 möglich. Also volles Risiko gehen in der Gefahr, mit leeren Händen da zu stehen oder eher auf Sicherheit spielen und mal abwarten...?
Es ist beeindruckend, wie beide mit dieser Situation zurecht gekommen sind und gerade bei Moritz, der früher in kritischen Situationen durchaus zu Hektik und schnellem Spiel neigte, ein deutliches Zeichen, wie er in der letzten Zeit reifer geworden ist.
Die Partie entwickelte sich so, wie es der Turniersituation angemessen war. Ohne übertriebenes Risiko einzugehen, behielten die beiden Führenden für den Fall der Fälle Gewinnpotenzial auf dem Brett. Als dann am 3.Brett Remis vereinbart wurde, konnten sich auch Moritz und Magnus unentschieden trennen und hatten einen Platz unter den ersten Drei sicher.
Freilich war nun noch spannend, wer nach Wertung Württembergischer Meister werden würde. Moritz war mit der erreichten Qualifikation zur DJEM aber schon überglücklich und daran änderte sich auch nichts, als ihm leider der ganz große Erfolg versagt blieb und er hinter Magnus und vor Bogdan mit dem Titel als Württembergischer Vizemeister Vorlieb nehmen musste.
Herzlichen Glückwunsch zu diesem großartigen Erfolg!
Unsere weiteren beiden Teilnehmerinnen, Katrin Erben (U18w) und Sonja Baumann (U16w) traten in demselben Turnier an, da ihre Altersklassen zusammen ausgetragen wurden. Ein direktes Duell blieb ihnen erspart. Beide spielten überwiegend sehr ordentliche Partien und wurden auch in etwa ihren Setzplätzen gerecht, was das Ergebnis angeht. Katrin blieb mit 3 Punkten knapp unter der 50%-Marke. In der U18w-Wertung reichte dies immerhin zu Platz 3. Sonja holte 2,5 Zähler, was zwar nicht das Maximum ihrer Möglichkeiten, aber ein sehr vorzeigbares Ergebnis ist.
Ergebnisse und Tabellen aller Altersklassen gibt es bei der Württembergischen Schachjugend.
Hinten v.l.: Sonja Baumann, Katrin Erben. Vorne v.l.: Moritz Dallinger, Letizia Knippel, Jacqueline und Pierre Kobald. Es fehlt Maximilian Wiegel.
Vielen Dank für die Fotos an Berthold Bengel!
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