SV Stuttgart Wolfbusch 1956 e.V.
Der Schachverein für Jung und Alt!
1.Bundesliga: Frauenteam verpasst den Sieg
Damen

Am zurückliegenden Bundesliga-Wochenende im bayerischen Bad Königshofen trat unser Frauenteam mit dem SC Rotation Pankow Berlin und dem SC Chemie Guben auf zwei Mannschaften, die in der Tabelle und auch nominell mehr oder weniger in Reichweite lagen. Da dies selten vorkommt, bestand die Hoffnung, zum zweiten Mal in dieser Saison punkten zu können. Doch ausgerechnet an diesem sehr wichtigen Wochenende musste wir leider auf unsere Spitzenspielerin Monika Seps verzichten, die kürzlich beim hochklassig besetzten Gibraltar Masters starke Form beweisen konnte. Neben der üblichen Stammbesetzung Katja Jussupow, Sonja Häcker, Nadine Stitterich und Larissa Erben waren wieder Marina Gabriel und erstmals in dieser Saison Susan Großmann im Einsatz. Susan spielte dabei ihre ersten Turnierpartien nach mehrmonatigem Australien-Aufenthalt.

Die Mannschaft von Rotation Pankow tritt seit vielen Jahren mit fast identischer Besetzung und einem sehr ausgeglichenen Team an, das durchweg aus äußerst erfahrenen Spielerinnen besteht. Die ersten entschiedenen Partien liefen gegen uns. Sonja wurde im Mittelspiel ausgekontert, wonach ihre Stellung zusammenbrach. Marina ließ im Mittelspiel einen Einschlag auf f7 zu, der wohl noch auszuhalten war. Doch nach ungenauer Verteidigung war es schnell vorbei. Doch trotz des 0:2-Rückstandes sah es im weiteren Verlauf sogar so aus, als würden wir den Wettkampf zu unseren Gunsten entscheiden!

Am Spitzenbrett hatte sich Katjas Gegnerin mit Weiß schon aus der Eröffnung heraus auf eine reine Verhinderungsstrategie beschränkt. Dadurch erreichte sie zwar eine recht solide Stellung, konnte aber nur noch auf den ersten beiden Reihen hin und her ziehen. Um den 40.Zug fand Katja schließlich den entscheidenden Durchbruch. Für sie war es endlich der erste Saisonsieg und das bei ihrem ersten Einsatz am 1.Brett.
Larissa kam im Mittelspiel zu einer sehr starken Angriffsstellung und konnte eine taktische Abwicklung starten, wonach es ganz danach aussah, als würde sie die Partie für sich entscheiden.
Susan gewann im Mittelspiel einen Bauern bei sehr aussichtsreicher Stellung. Lediglich um Nadines Partie musste man sich einige Sorgen machen. Sie stand aus der Eröffnung etwas unter Druck, spielte dann aber stark und befreite sich. Schließlich erreichte sie ein völlig ausgeglichenes Turmendspiel.
Man konnte zu diesem Zeitpunkt also aus guten Gründen auf weitere 2,5 Punkte hoffen, was zum Mannschaftssieg gereicht hätte.

Doch leider ging es ähnlich tragisch weiter wie schon im vorigen Spiel gegen Karlsruhe, als zwei klare Gewinnstellungen noch verloren gingen.
Zuerst wählte Larissa nicht die aussichtsreichste Fortsetzung, wonach sich ihre Gegnerin verteidigen konnte. Während Larissas Zeitnot verpuffte schließlich ihr Angriff und sie blieb auf den geopferten Bauern sitzen. Ebenfalls kurz vor der Zeitkontrolle passierte bei Nadine die Katastrophe. Sie tauschte ohne Not die Türme, woraufhin das Bauernendspiel wegen eines Tempos verloren war.
Nach diesen beiden ärgerlichen und überflüssigen Niederlagen war der Kampf natürlich entschieden. Susan spielte bis zuletzt weiter und erreichte ein gewonnenes Endspiel. Bei schon wieder knapper Zeit auf beiden Seiten verpasste sie aber den direkten Gewinn und tauschte in der Folge die falschen Leichtfiguren, sodass die Partie remis endete. Ihre lange Spielpause ist freilich eine nachvollziehbare Erklärung dafür.

Wenn man zwischenzeitlich einen 3,5:2,5-Sieg auf den Brettern hat und schließlich deutlich mit 1,5:4,5 verliert, braucht man über die Stimmungslage nicht mehr viel zu erzählen. Es zieht sich leider durch die ganze Saison (das Spiel gegen Karlsruhe als ganz krasses Beispiel wurde schon erwähnt), dass es an der Chancenverwertung hapert. Die Ergebnisse sehen daher vielfach deutlicher aus, als es nach dem Spielverlauf war. Etwas ärgerlich ist es dann auch, einen Kommentar wie beim Deutschen Schachbund (vorletzter Absatz vor der Tabelle) lesen zu müssen, dessen Autor wahrscheinlich nicht eine Doppelrunde besucht und auch keine Partien nachgespielt hat.
Immerhin steht zu hoffen, dass unsere jungen Spielerinnen durch diese Saison dazu lernen und an ihrer Fehlerquote arbeiten werden.

Für das Spiel gegen Chemie Guben am nächsten Tag gab es für uns zunächst immerhin eine positive Überraschung. Denn das Team aus Brandenburg tat uns als erstes in dieser Saison den Gefallen, in verhältnismäßig schwacher Aufstellung gegen uns anzutreten. Das änderte zwar nichts daran, dass vorne zwei Großmeisterinnen spielten. Doch an den letzten beiden Brettern kamen auf Gubener Seite zwei für Bundesligaverhältnisse nominell sehr schwache Spielerinnen zum Zug. Dort hätten wir also gerne zwei Punkte eingeplant, doch neben dem Ausfall von Monika musste sich Sonja, wie vorher bekannt, am Samstag Abend gegen ihre Schwester Katrin auswechseln lassen. Dadurch waren die Verhältnisse hinten nicht mehr so klar.

Unsere Hoffnungen, vielleicht trotzdem einen Punkt mitnehmen zu können, gründeten sich nicht zuletzt auf Larissas Angriffsstärke mit Weiß. Als sie aber nach einem zweischneidigen Bauernvorstoß den Bauern verlor, sanken die Aussichten enorm. Nachdem Katrin durch einen Fingerfehler leider die gegnerischen Figuren eindringen ließ, war abzusehen, dass es auch diesmal nichts zu holen gab. Denn zudem stand Marina sehr passiv und hatte eine schlechte Zeit. Immerhin machten die übrigen Partien Mut auf einen glimpflichen Ausgang.

Nadine spielte diesmal stark und erreichte gegen Großmeisterin Barbara Jaracz eine völlig offene Stellung. Als die Zeit auf beiden Seiten knapp wurde, hatte die Favoritin naturgemäß den besseren Überblick und kam in Vorteil. Doch Nadine leistete großen Widerstand und musste sich erst spät im Damenendspiel mit Minusbauer geschlagen geben. Dafür holte Susan ihren verpassten Sieg vom Vortag nach und konnte sich nach spannendem Verlauf - ihre Gegnerin hatte zwischenzeitlich eine Figur für 2-3 Bauern geopfert - durchsetzen, indem sie im Endspiel ein Mattnetz knüpfte.
Tragische Figur war diesmal Katja, deren Partie dafür sorgte, dass wir wiederum unter Wert geschlagen wurden. Sie schien endlich ihre Form gefunden zu haben und setzte die ukrainische Großmeisterin am Spitzenbrett so unter Druck, dass diese eine Figur für drei Bauern opferte. Da ein Doppelbauer dabei war, erhielt sie aber keinen vollen Gegenwert. Katja wickelte dann direkt ins Endspiel ab und es schien eigentlich fast eine technische Gewinnstellung zu sein. Tatsächlich war die Sache wohl nicht so einfach, doch jedenfalls mit deutlichem Vorteil auf ihrer Seite.

Allerdings gruppierte sich Katja etwas umständlich um und ließ dabei zu, dass der gegnerische Turm aktiv wurde und die Bauern vorrücken konnten. Im weiteren Verlauf wendete sich nach und nach das Blatt und schließlich musste sich Katja sogar geschlagen geben. Auch hier fiel die 1:5-Niederlage daher insgesamt eindeutig zu hoch aus.
Vor der abschließenden Doppelrunde im April steht unser Team nun auch rechnerisch als Absteiger fest, ebenso wie Pankow und TSV Schott Mainz. Auch der Titel scheint vergeben, da die OSG Baden-Baden drei Punkte Vorsprung hat. Besonders spannend dürfte es daher nicht mehr werden. Für uns stehen mit dem Hamburger SK und dem SV Mülheim-Nord noch zwei starke Gegner auf dem Programm. Das Ziel kann daher nur sein, uns würdig zu verabschieden.

1.Frauen-Bundesliga, 8.Spieltag:
SV Wolfbusch - SC Rotation Pankow 1½:4½
Jussupow, Katja - Burchardt, Brigitte 1:0
Häcker, Sonja - Göhler, Antje 0:1
Stitterich, Nadine - Schulz, Stefanie 0:1
Erben, Larissa - Mai, Iris 0:1
Gabriel, Marina - Wagner-Michel, Anett 0:1
Großmann, Susan - Wo1f, Sylvia ½:½

9.Spieltag: Tabelle
SV Chemie Guben - SV Wolfbusch 5:1
Doluhanova, Evgeniya - Jussupow, Katja 1:0
Jaracz, Barbara - Stitterich, Nadine 1:0
Sikorska, Agata - Erben, Larissa 1:0
Sikorska, Dorota - Gabriel, Marina 1:0
Schulz, Anja - Großmann, Susan 0:1
Dshurowa, Petra - Häcker, Katrin 1:0

Erstellt von AlexH am 16.02.2012 21:05