SV Stuttgart Wolfbusch 1956 e.V.
Der Schachverein für Jung und Alt!
Katastrophales Bundesliga-Wochenende
Damen

Wie angekündigt trat unser Frauenteam am Wochenende in der 1.Bundesliga zu den Runden 6 und 7 in Karlsruhe gegen den Deutschen Meister OSG Baden-Baden und die Gastgeberinnen der Karlsruher SF an. Beide gegnerischen Mannschaften konnten zuvor alle vier Begegnungen gewinnen, was uns noch mehr in die Außenseiterrolle drängt, als sowieso schon. Bereits am Freitag konnte sich Baden-Baden im Nachholspiel gegen Karlsruhe mit 4:2 durchsetzen, sodass beide schon warm gespielt waren.

Samstags gegen Baden-Baden konnte es für uns freilich nur darum gehen, den haushohen Favoritinnen das Leben möglichst schwer zu machen und das eine oder andere (halbe) Pünktchen mitzunehmen. Anfangs sah es auch gar nicht so schlecht aus, denn aus der Eröffnung heraus standen die meisten unserer Mädels ganz ordentlich und hatten teilweise auch Zeitvorteile. Im weiteren Verlauf merkte man aber deutlich den Klassenunterschied, denn die Spitzenspielerinnen wussten mit den entstandenen Stellungen einfach mehr anzufangen. Noch bevor vier Stunden gespielt waren, waren alle Partien entschieden – bis auf eine. Denn unsere „Geheimwaffe“ Marina Gabriel brachte sich bei ihrem ersten Bundesligaeinsatz hervorragend ein und hatte sich zwischenzeitlich eine aussichtsreiche Stellung mit guten Angriffschancen aufgebaut. Leider kam der Angriff aber ins Stocken, sodass sich auch hier nach und nach das Blatt wendete.
Ein 0:6 ist natürlich immer ärgerlich und sieht unschön aus. Aber immerhin war es angesichts der nominellen Kräfteverhältnisse auch kein völlig überraschendes Ergebnis.

Unsere Hoffnungen bezogen sich ohnehin darauf, dass es Karlsruhe nach dem für sie überraschend erfolgreich verlaufenen Saisonbeginn etwas ruhiger angehen lassen würde. Doch leider hatten die Gastgeberinnen dadurch offenbar größere Ambitionen entwickelt und traten an diesem Wochenende mit ihrer bislang stärksten Aufstellung an. So kam am Spitzenbrett erstmals Großmeisterin Jovanka Houska (Elo 2414) ans Brett. Auch in der Hinsicht hatten wir also kein Glück und es sollte noch viel schlimmer kommen.

Bei uns kam Annegret statt Marina zum Einsatz, sodass wir immerhin an Brett 6 nominell mithalten konnten. Zwei Partien machten uns schon in der Eröffnungsphase etwas Sorgen. Larissa hatte sich für eine Abwicklung entschieden, in der sie Figur und Bauer für einen Turm bekam. Objektiv hatte sie für diesen leichten Materialnachteil durchaus einige Kompensation in Form des Läuferpaars und einer gewissen Initiative. Allerdings war die solide Stellung ihrer Gegnerin schwer zu erschüttern.
Währenddessen verbrauchte Nadine trotz nicht unerwarteter Eröffnung schon für die ersten Züge unverständlicherweise Unmengen an Bedenkzeit.

Nadines Gegnerin ließ sich davon aber offenbar einlullen und ließ einige Züge später einen Standardtrick zu, den Nadine natürlich nutzte und dann klar besser stand. Auch die Stellungen von Monika, Katja und Annegret waren zu diesem Zeitpunkt recht erfreulich, sodass die Lage deutlich besser aussah. Leider lief Sonja in normaler Stellung in eine Opfermöglichkeit, die ihren Königsflügel zerschmetterte. Nach ungenauer Verteidigung war es dann fast aus heiterem Himmel ziemlich schnell vorbei.
Dennoch gab es berechtigte Hoffnungen auf zumindest einen Mannschaftspunkt. Auch wenn das keiner glauben wird, der das Endergebnis kennt.

Annegret hatte inzwischen nämlich starken Angriff entwickelt, während Katja jedenfalls optisch besser stand. Auch Monika, deren Saison bisher haarsträubend unglücklich läuft und die, wie gesagt, auch diesmal keine leichte Aufgabe erwischt hatte, schien genau zu wissen, was sie tat und machte wohl zurecht einen zuversichtlichen Eindruck.
Doch dann ging innerhalb recht kurzer Zeit alles hinüber. Bei Nadine kam es, wie es fast kommen musste. In einer Situation, in der sie praktisch sofort gewinnen konnte, hatte sie schlicht keine Zeit mehr. Sie wickelte falsch ab, woraufhin ihr Mehrbauer verloren ging und sich die Gegnerin konsolidieren konnte. Im Versuch, ihre Initiative am Leben zu halten, opferte Nadine nun einen Bauern, was sich aber letztlich nicht auszahlte. Schließlich landete sie in einem schlechten Endspiel.

Fast noch schlimmer kam es bei Annegret, die ihre Gegnerin souverän überspielt hatte und klar auf Gewinn stand. In der entscheidenden Stellung hätte ihre Gegnerin nach eigener Aussage auf den richtigen Zug sofort aufgegeben. Annegret war es anschließend selbst unerklärlich, dass sie diese Chance liegen ließ. Im Anschluss gab es eine weitere Möglichkeit zum direkten Gewinn, doch stattdessen ließ sie den Abtausch ihrer Angriffsfiguren zu und hatte im entstehenden Schwerfigurenendspiel auf einmal die geopferten Bauern weniger.

Ganz unglücklich wurde es schließlich bei Monika, die eine starke Partie spielte und endlich ein Erfolgserlebnis verdient hätte. Mit Schwarz kam sie zu gutem Spiel und stand zwischenzeitlich sicherlich eher besser. Richtung dem 40.Zug wurde ihre Zeit knapp und die Gegnerin kam zu Gegenspiel. Da vergaß Monika auf einmal die Uhr und ließ ihre Zeit fallen.
So hatten wir statt zwei bis zweieinhalb Punkten aus diesen Begegnungen, die man zwischenzeitlich allemal einplanen konnte, null.

Nach diesen Ereignissen war die Begegnung natürlich gelaufen. Katja konnte nun ihr Endspiel, in dem sie immer minimal besser stand, aber Fortschritte kaum zu erzielen waren, Remis geben. Es war das einzig Zählbare, das an diesem Wochenende für uns heraussprang.

Um es kurz zu machen: So eine Begegnung in dieser Höhe zu verlieren, lässt sich nicht in Worte fassen. Insgesamt fehlt uns diesmal die jugendliche Leichtigkeit, die uns vor zwei Jahren ausgezeichnet hat. Zugleich ist im Moment die Zahl der individuellen Fehler zu hoch, um in der ersten Liga punkten zu können.
Wenn man auf die Tabelle schaut, scheint die Abstiegsfrage nach 7 von 11 Spieltagen geklärt zu sein. Als nach wie vor Drittletzter haben wir nun vier Punkte Rückstand auf das rettende Ufer. Vielleicht kann diese Erkenntnis aber helfen, in den letzten Begegnungen doch noch frei aufzuspielen.

1.Frauen-Bundesliga, 6.Spieltag:
OSG Baden Baden - SV Wolfbusch 6:0
Zatonskih, Anna - Seps, Monika 1:0
Kachiani-Gersinska, Ketino - Jussupow, Katja 1:0
Arakhamia-Grant, Ketevan - Häcker, Sonja 1:0
Moser, Eva - Stitterich, Nadine 1:0
Sedina, Elena - Erben, Larissa 1:0
Tammert, Iamze - Gabriel, Marina 1:0

7.Spieltag: Tabelle
SV Wolfbusch - Karlsruher SF ½:5½
Seps, Monika - Houska,Jovanka 0:1
Jussupow, Katja - Schmidt, Jessica ½:½
Häcker, Sonja Mader, Manuela 0:1
Stitterich, Nadine - Heinatz, Gundula 0:1
Erben, Larissa - Kiefhaber, Veronika 0:1
Weng, Annegret - Brendel, Bergit 0:1

Erstellt von AlexH am 23.01.2012 21:50