In den letzten Tagen jedes Jahres finden traditionell die Deutschen Jugend-Vereinsmeisterschaften (DVM) statt, an denen wir seit 1997 durchgehend mit mindestens einer Mannschaft beteiligt sind. Besonders erfolgreich schnitt in den vergangenen Jahren unser Mädchenteam in der Altersklasse bis 20 Jahre ab, das 2007, 2009 und 2010 jeweils den Titel holen konnte.
Bei der DVM in Osnabrück vom 26.-30.11.2011 knüpfte unsere U20w-Mannschaft mit Nadine Stitterich, Andrea Mijatovic, Gastspielerin Daniela Schäfer und Katrin Häcker nun nahtlos an diese Erfolge an und erreichte mit dem dritten Deutschen Meistertitel in Folge einen lupenreinen Hattrick! Was die Anzahl der Titel in der U20w angeht, haben wir dadurch mit Rekordmeister SF Brackel (Dortmund) gleichgezogen, die von 1999 bis 2002 sogar viermal in Folge gewannen (Chronik bis 2003 bei Teleschach).
Erstmals gelang es unserer Mannschaft, alle 7 Kämpfe zu gewinnen, was am Ende zu einem bemerkenswerten Vorsprung von 4 Mannschaftspunkten führte. Im gesamten Turnierverlauf gaben wir nur 4 von 28 Brettpunkten ab, wobei nur eine einzige Partie verloren ging.
Dass so ein deutliches Ergebnis herausspringen würde, war im Vorfeld aber überhaupt nicht zu erwarten. Denn in den letzten Jahren waren wir mit nominell stärkeren Mannschaften am Start und auch unser Vorsprung in der Setzliste war keineswegs so gewaltig.
Tatsächlich erwarteten wir nämlich eigentlich, diesmal gar nicht der (Top-)Favorit zu sein. Denn im Vergleich zur Meisterschaft 2010 war Larissa Erben altersbedingt ausgeschieden. Die übrigen vier waren zwar auch damals schon dabei, dennoch war das natürlich eine herbe Schwächung. Etwas überraschend fehlte aber das eine oder andere Konkurrenzteam von 2010, sodass wir auch diesmal in der Setzliste vorne standen.
Die Meisterschaft fand in Osnabrück gemeinsam mit der U20 (männlich) statt, an der die Württemberger Vereine SK Bebenhausen und Heilbronner SV teilnahmen. Die Ausrichtung war insgesamt sehr gelungen, nur der Spielsaal war ziemlich beengt und gab den Zuschauern kaum die Chance, die vorderen Bretter einzusehen.
Als Trainer für unser Team waren wieder Dirk Maxion und Alexander Häcker vor Ort, die aber recht wenig zu tun hatten, denn eigentlich lief alles wie von selbst…
Zum Auftakt ging es gegen den SV Wesel, die nur zu dritt antreten konnten, sodass Katrin kampflos gewann. Auch Andrea und Daniela gewannen sicher, nur Nadine stand gegen die erfahrene Johanna Blübaum auf Verlust. Allerdings suchte sie trotz eigener hochgradiger Zeitnot nach Gegenchancen und konnte das Blatt nach ungenauer gegnerischer Verteidigung noch zum 4:0-Sieg wenden.
In Runde 2 ging es gegen den Dortmunder SV mit ebenfalls starker Spitzenspielerin (My Linh Tran, Deutsche Vizemeisterin U16w), während wir an den übrigen Brettern favorisiert waren. Daniela gewann wieder mühelos. Katrin gewann im Mittelspiel einen Bauern, den sie schließlich im Turmendspiel verwertete. Andrea startete Verwicklungen, die zwar nicht ganz einwandfrei waren, aber gut endeten. Nadines Stellung bewegte sich stets zwischen Ausgleich und leichtem Vorteil, sodass sie nach Ende der anderen Partien remisieren konnte.
Ernst sollte es am zweiten Tag werden, an dem uns zur 3.Runde die drittgesetzte USG Chemnitz erwartete. Das war dann in der Tat auch die einzige wirklich enge Begegnung dieser Meisterschaft. Andrea stellte nämlich im frühen Mittelspiel eine Figur ein, was zu unserer einzigen Verlustpartie führte. Daniela gewann dafür sehr überzeugend, doch die anderen beiden Partien waren nicht klar einzuschätzen.
Katrin stand aus der Eröffnung deutlich besser, ließ aber Gegenspiel zu. Nachdem die Gegnerin eine gute Chance ungenutzt ließ, spielte Katrin wieder stark, gewann Material und die Partie. Nadine gelang es, einen gegnerischen Läufer einzufangen und zu gewinnen. Leider unterließ sie einen Zwischentausch, der wohl zur Gewinnstellung geführt hätte. So aber kam ihre Gegnerin zu Gegenspiel, sodass Nadine Material zurückgeben musste. Es entstand ein Endspiel, das dann stellungsgerecht mit Remis endete. Uns reichte das zum 2,5:1,5-Sieg.
Nach kurzer Mittagspause ging es gleich zur vermeintlich vorentscheidenden Begegnung gegen den Zweitgesetzten SV Mülheim Nord. Doch wer eine spannende Spitzenbegegnung erwartete, wurde hier klar enttäuscht. Denn unsere Spielerinnen konnten allesamt frühzeitig Material gewinnen, sodass völlig unerwartet nach gerade einmal zwei Stunden Spielzeit ein glatter 4:0-Erfolg herauskam.
Leider konnten unsere Mädels diese Leichtigkeit nicht in den nächsten Tag retten, sodass sich Dirk an seinem Geburtstag mehr Sorgenfalten machen musste, als erhofft. Der Chemnitzer SC Aufbau lag in Runde 5 nur einen Punkt hinter uns und war daher ein ernstzunehmender Verfolger. Die Begegnung war dann auch lange Zeit sehr umkämpft. Knackpunkt war die Partie von Andrea. Sie stand aus der Eröffnung gut, verlor dann aber einen Bauern, der halb geopfert, halb eingestellt war. Dadurch wendete sich zunächst das Blatt, doch schließlich konnte sie glücklicherweise kontern und den gegnerischen König mit einer schönen kleinen Kombination Matt setzen.
Auch Katrins Partie war sehr umkämpft. Nachdem sie aus der Eröffnung nichts herausgeholt hatte, verzichtete sie auf eine remisliche Abwicklung, sondern entwickelte einen energischen, aber zweischneidigen Plan. Die Gegnerin konnte sich jedoch verteidigen und so landete Katrin in einem etwas schlechteren Endspiel, das sie aber remis halten konnte.
Nadine hatte sich mit zunehmender Spieldauer leichte Vorteile erarbeitet, konnte nun aber wiederum guten Gewissens Remis machen. Denn es war vorherzusehen, dass Daniela ihre Partie nach interessantem Verlauf gewinnen würde. So kam es dann zum 3:1-Endstand.
Auch in der 6.Runde sorgten unsere Mittelbretter für die vollen Punkte. Andrea setzte mit einer hübschen Kombination Matt und Daniela sammelte im Mittelspiel Bauern ein. Nadine versäumte es leider, aus der Eröffnung einen tödlichen Angriff zu starten, sondern spielte zwei ungenaue Züge, wonach sich die Gegnerin verteidigen konnte. Später verflachte die Stellung zum Remis. Katrin stand zwar passiv, allerdings hatte sich ihre Gegnerin auch geschwächt und wusste wohl nicht viel mit der Stellung anzufangen. Daher wurde auch hier Remis vereinbart.
Weil sich USG Chemnitz und SV Mülheim Nord zeitgleich 2:2 trennten, stand unser Team dadurch erstmals schon eine Runde vor dem Ende als Deutscher Meister fest.
Trotz ausgiebiger Feier geriet daher in der Schlussrunde der TTC Fritzdorf nicht zum Stolperstein. Schon im Vorjahr war dies unser Letztrundengegner und damals quälten wir uns mit einem zähen Unentschieden zum Titel. Diesmal aber lief alles reibungslos mit einem abschließenden 4:0-Erfolg.
Damit landete unser Team mit 14:0 Punkten vor USG Chemnitz und SV Mülheim Nord mit je 10:4 Zählern.
Bei den Jungs landete Bebenhausen auf Rang 3, wobei der Titel an den klaren Favoriten Hamburger SK (mit Fast-GM Niclas Huschenbeth!) ging. Auch Heilbronn wird mit 6:8 Punkten sehr zufrieden sein.
Aufgrund des deutlichen Erfolgs liegt es auf der Hand, dass auch alle unsere Spielerinnen überragende Einzelergebnisse erzielt haben. Nadine blieb mit 5 Punkten aus den 7 Partien als einzige Spielerin am Spitzenbrett ungeschlagen, wobei sie abgesehen von der letzten Runde durchweg starke Gegnerinnen hatte. Ihre vier Remisen kommen auch daher, dass sie teilweise Stellungen aus mannschaftstaktischen Gründen Remis gab, die sie in einem Einzelturnier wohl weitergespielt hätte.
Andrea spielt schon immer kompromisslos und holte mit 6 aus 7 trotz einer Niederlage das beste Ergebnis am 2.Brett. Zudem gelang ihr die eine oder andere hübsche Kombination. Daniela war wie erhofft eine ganz sichere Bank. Sie gewann alle Partien und zwar durchweg sehr sicher. Zum Vergleich: Im Vorjahr spielte sie noch an Brett 4 und tat sich damals deutlich schwerer bzw. gab auch das eine oder andere Remis ab.
Die positivste Überraschung war aber eigentlich Katrin, die gegenüber den anderen drei nominell deutlich abfällt und auch wesentlich weniger Spielpraxis mitbringt. Auch bei ihr war aber von Beginn an dieselbe Entschlossenheit und Zuversicht zu spüren, die dieses Mannschaftsergebnis möglich machten. Naturgemäß wogten ihre Partien stärker hin und her, aber Katrin ging immer aufs Ganze und suchte die Initiative, anstatt etwa angesichts unserer nominellen Überlegenheit an den Mittelbrettern auf Sicherheit zu spielen. Mit ihren 5 Punkten aus 6 Partien (plus ein kampfloser) hat sie sich dafür selbst belohnt.
Besonders schön ist das auch, weil dies altersbedingt Katrins letzte Jugendmeisterschaft war. Die anderen drei könnten allerdings wieder zur Titelverteidigung antreten. Ob sich dann eine passende vierte Spielerin findet und wie es noch um die Motivation bestellt ist, bleibt abzuwarten…
Alle Infos zur Meisterschaft gibt es bei der Deutschen Schachjugend und auf der Turnierseite.
3.Runde gegen die zweitplatzierte USG Chemnitz
v.l.n.r.: Dirk Maxion, Daniela Schäfer, Andrea Mijatovic, Nadine Stitterich, Katrin Häcker
Siegerehrung
Alle Sieger und Platzierten
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