Unser Frauenteam hat in der letzten Saison den sofortigen Wiederaufstieg in die 1.Bundesliga geschafft und durfte am vergangenen Wochenende zur ersten Doppelrunde nach Auerbach in Sachsen fahren. Im Vergleich zur Vorsaison und auch zum letztmaligen Erstligaauftritt in 2009/10 hat sich die Mannschaft kaum verändert, was sicherlich eine unserer großen Stärken ist. Eine wesentliche Verstärkung konnten wir mit der Internationalen Meisterin Monika Seps gewinnen, die am Spitzenbrett für uns antritt. Die mehrmalige Schweizer Meisterin kommt aus der Nähe von Zürich und hat schon an zahlreichen internationalen Meisterschaften teilgenommen, wodurch Kontakte zu Sonja Häcker bestanden. Monika ist nicht nur sportlich ein großer Gewinn für unseren Verein und die Mannschaft. Sie passt auch ansonsten hervorragend in unser junges Team, wie sich am ersten Wochenende gezeigt hat.
Ein weiterer Neuzugang ist Marina Gabriel, die hierzulande bislang ein unbeschriebenes Blatt ist. Mehr wollen wir über sie vorerst auch gar nicht erzählen, um für den einen oder anderen Überraschungseffekt zu sorgen...
Solche Verstärkungen sind auch unbedingt nötig, wenn man sich anschaut, dass nach wie vor Welten zwischen der 1. und 2.Bundesliga liegen. Auch wenn unsere Spielerinnen in den letzten beiden Jahren älter geworden sind, stellen wir wiederum das jüngste Team der Bundesliga. Am ersten Wochenende hatten wir einen Altersdurchschnitt von 22 Jahren. Im Unterschied zu uns sind die übrigen Mannschaften fast durchweg mit mehreren Internationalen (Groß-)Meisterinnen besetzt, sodass wir zweifellos zu den Abstiegskandidaten zählen, von denen es am Ende drei erwischen wird. Aber bereits vor zwei Jahren konnte unser Team mit seiner Unbekümmertheit für die eine oder andere Überraschung sorgen und hatte bis zum letzten Spieltag den Klassenerhalt in der Hand. Wenn es diesmal wieder so käme, wäre schon das ein Erfolg.
Für das erste Wochenende hatten wir praktisch unsere "Stammformation" zusammen mit Monika Seps, Katja Jussupow, Sonja Häcker, Nadine Stitterich, Larissa Erben und Nigora Djalalova. Man muss aber dazu sagen, dass unsere Stammformation sehr fließend ist und wir im Lauf der Saison sicherlich rund 10 Spielerinnen zum Einsatz kommen lassen wollen.
Die Hürden waren zum Auftakt allerdings recht hoch, sodass es wenig Zählbares zu holen gab. Samstags ging es gegen den amtierenden Deutschen Vizemeister USV Volksbank Halle, am Sonntag gegen die Gastgeberinnen der Rodewischer Schachmiezen.
Gegen Halle, die mit sechs Großmeisterinnen antraten, konnten wir zwar an einigen Brettern recht lange dagegen halten, die Favoritinnen aber kaum in Bedrängnis bringen. Das gelang nur Larissa, die gegen WGM Nikoletta Lakos sehr mutig spielte und unter Bauernopfer den gegnerischen König in der Mitte festhielt. Daraufhin bekam sie ein Remisangebot, dass Larissa ablehnte! In der Tat war es eine spannende Stellung, die man gerne weiter spielen mochte, die objektive Bewertung war aber ziemlich unklar. Umso beeindruckender ist es, dass sie voll aufs Ganze ging!
Leider wurde Larissas Mut nicht belohnt. Sie gewann in der Folge zwar eine Qualität, dabei erhielt die Großmeisterin aber Gegenspiel und kurz vor der Zeitkontrolle lief Larissa ins Matt. Etwa zeitgleich ging auch Sonjas Partie verloren. Anschließend gab es immerhin etwas Positives zu vermelden. Nadine spielte wie vor zwei Jahren gegen WGM Anna Sharevich und hatte ihre hoch favorisierte Gegnerin damals am Rand einer Niederlage, bis die Partie schließlich remis endete. Diesmal musste Nadine zwar einigen Druck aushalten, hielt aber gut dagegen. Am Ende erreichte sie ein völlig ausgeglichenes Endspiel, sodass ihre Gegnerin nach gut vier Stunden die Gewinnversuche einstellte.
Nach rund fünf Stunden musste sich leider auch Monika, die zwischenzeitlich sehr ordentlich stand, und Nigora geschlagen geben. Für einen erfreulichen Schlusspunkt sorgte aber Katja. Sie hatte ein Gambit gespielt, blieb aber auf dem Minusbauern sitzen und hatte im Endspiel schließlich sogar zwei davon. Sie schaffte es aber, in eine bauernlose Stellung mit Turm gegen Turm und Springer abzuwickeln, die sie sicher remis hielt.
Der Endstand von 1:5 ist gegen Halle sicherlich keine Enttäuschung, aber mit Blick auf Larissas Partie hätte das Ergebnis etwas besser ausfallen können.
Die Rodewischer Schachmiezen waren tags darauf an den drei Spitzenbrettern nur wenig schwächer aufgestellt als Halle. Hinten konnten wir uns größere Chancen ausrechnen, auch wenn die Gastgeberinnen dort ebenfalls favorisiert waren. Leider passierte Katja schon früh ein Missgeschick, als sie mit Weiß einen Bauern hergab, dabei aber entweder die Stellung verwechselt oder die geplante Fortsetzung vergessen hatte. Jedenfalls geriet sie früh in Nachteil, was die Hoffnungen auf eine Überraschung an den vorderen Brettern schmälerte. Denn gerade Katja hat in den vergangenen Jahren gezeigt, dass sie immer für einen Punkt gut ist.
Nach knapp vier Stunden musste sich auch Sonja geschlagen geben, die nach passiver Eröffnung im Mittelspiel zunächst recht ordentlich stand, dann aber durch eine Fesselung eine Qualität verlor. Weitere Ergebnisse gab es erst nach rund fünf Stunden, dann dafür alle hintereinander weg. Und leider lief es fast durchgehend gegen uns.
Larissa hatte die Eröffnung etwas zweifelhaft behandelt und eine schlechte Bauernstellung erhalten. Im Mittelspiel ließ sich ihre Gegnerin zu einem Qualitätsgewinn verleiten, doch Larissa hatte weiter gerechnet. Sie erhielt dadurch nämlich einen gefährlichen Freibauern, der schließlich einen ganzen Turm gewann. Damit hatte Larissa nominell eine ganze Mehrfigur, allerdings eine zerrissene Bauernstellung und einen ungeschützten König. In der Zeitnotphase musste sie einerseits einen gegnerischen Freibauern beachten und andererseits auf ihren König aufpassen. Schließlich musste sie nach einer Abwicklung die Figur zurückgeben und erreichte ein Turmendspiel mit Mehrbauer, das schließlich leider nur remis war. Sehr schade für Larissa, sie hatte sich an diesem Wochenende mehr verdient, als nur einen halben Punkt. Dennoch zeigte sie wieder starke Auftritte wie vor zwei Jahren, als ihr eine WIM-Norm gelang.
Anschließend gingen zwei Partien verloren, die zwischenzeitlich gar nicht schlecht für uns standen. Monika spielte am Spitzenbrett wieder eine ordentliche Partie, letztlich waren die gegnerischen Damenflügelbauern aber gefährlicher als ihr Gegenspiel am Königsflügel. Sehr unnötig war die Niederlage von Nadine. Nach unkonventioneller Eröffnungsbehandlung hatte sie im Mittelspiel alles im Griff und hätte in aller Ruhe ihre Stellung verstärken können. Stattdessen ließ sie die Öffnung der Stellung zu, wonach die Lage sehr unklar war. Schließlich landete sie in einem Endspiel mit Minusbauer.
Danach deutete alles auf ein völliges Debakel hin, denn Nigora war durch eine sehr unglückliche Abwicklung im Mittelspiel in Nachteil geraten und musste im Doppelturmendspiel schließlich zeitweise zwei Minusbauern verwalten. Allerdings bereitete sie ihrer Gegnerin größtmögliche Probleme und schaffte es schließlich, unter Turmtausch einen Bauern zurück zu gewinnen, was zum Remis führte. Damit ergab sich eine deutliche Parallele zu Katjas Partie vom Vortag.
Diese 1:5-Niederlage war aber natürlich nicht das, was wir uns vorgestellt hatten wäre in dieser Höhe auch vermeidbar gewesen. Dennoch ist dieser Auftakt kein Grund zum Verzweifeln, denn die Mannschaft muss sich erst noch an das hohe Niveau gewöhnen. Dabei könnte es helfen, dass die nächsten drei Runden als Heimspiel in Stuttgart ausgetragen werden. Weiter geht es mit der nächsten Doppelrunde am 26./27.November. Gegner am Samstag sind dann ab 14 Uhr die Schachfreunde Friedberg, sonntags geht es ab 9 Uhr gegen den TSV Schott Mainz. Zu Gast ist außerdem unser Reisepartner SC Bad Königshofen. Die Wettkämpfe dauern jeweils etwa fünf Stunden. ACHTUNG: Unser neues Spiellokal für diese Doppelrunde ist die Hauptgeschäftsstelle von Südwestmetall, Löffelstraße 22-24 in Stuttgart-Degerloch.
Ebenfalls noch in diesem Jahr findet die Einzelrunde zwischen den Reisepartnern statt. Gegen Bad Königshofen spielen wir am 18.Dezember ab 10 Uhr im Alten Pfarrhaus, Ditzinger Straße 7 in Stuttgart-Weilimdorf. Zu beiden Wettkämpfen sind Zuschauer herzlich eingeladen!
1.Frauen-Bundesliga, 1.Spieltag:
USV Volksbank Halle - SV Stuttgart-Wolfbusch 5:1
Kononenko, Tatiana - Seps, Monika 1:0
Madl, Ildiko - Jussupow, Ekaterina ½:½
Melamed, Tatiana - Häcker, Sonja 1:0
Sharevich, Anna - Stitterich, Nadine ½:½
Lakos, Nikoletta - Erben, Larissa 1:0
Straub, Natalia – Djalalova, Nigora 1:0
2.Spieltag: Tabelle
SV Stuttgart-Wolfbusch - Rodewischer Schachmiezen 1:5
Seps, Monika - Pokorna, Regina 0:1
Jussupow, Ekaterina - Kochetkova, Julia 0:1
Häcker, Sonja - Korenova, Martina 0:1
Stitterich, Nadine - Schulz, Anja 0:1
Erben, Larissa - Kubikova, Hana ½:½
Djalalova, Nigora - Nguyen Minh, Thuy ½:½
v.l.n.r.: Larissa Erben, Katja Jussupow, Nigora Djalalova, Sonja Häcker, Nadine Stitterich, Monika Seps
Im "Bambus-Haus" wurde auch schon vor zwei Jahren die Doppel-Niederlage in Rodewisch gefeiert. |