Die diesjährigen Württembergischen Jugendeinzelmeisterschaften (WJEM) fanden in der Woche nach Ostern in der Jugendherberge in Überlingen am Bodensee statt, wo schönes Wetter und die Umgebung zu vielen Ausflügen einluden - wenn man denn Zeit hatte. Von unserem Verein waren sieben Teilnehmer am Start, die mit unterschiedlichem Erfolg abschnitten. Gespielt wurden in den Altersklassen U10-U18 jeweils 7 Runden, wobei ab U14 Mädchen und Jungen in getrennten Gruppen spielten.
Einen ersten Rückschlag gab es schon vor der Meisterschaft. Nadine Stitterich, nominell klare Favoritin in der U18w, erkrankte einen Tag vor Beginn und musste deswegen schon die letzten beiden Runden des Deizisauer Neckar-Opens absagen. Kurzfristige Besserung trat leider nicht ein, sodass für sie auch die WJEM ausfiel. Glücklicherweise hatten wir in dieser Altersklasse mit Andrea Mijatovic noch ein weiteres heißes Eisen im Feuer, die nun klare Titelkandidatin war. Unglücklich war allerdings die Auslosung, denn im Feld der 7 Spielerinnen war Andrea in Runde 1 direkt spielfrei und kam anschließend gegen die Zweitgesetzte Lilli Hahn (SV Balingen), was gleich zur vorentscheidenden Partie wurde. Diese Spitzenbegegnung verlief dann auch sehr dramatisch.
Als Andrea in offener Stellung Angriffsideen entwickelte, lief sie in eine Konterchance, die ihre Gegnerin aber nicht nutzte, sondern stattdessen eine Figur einstellte. In herannahender Zeitnot entschloss sich Andrea dann zu einem wohl korrekten Turmopfer, um den gegnerischen Königsflügel aufzureißen. In Zeitnot wurde dann zu einem Turmendspiel mit zwei Mehrbauern für Andrea abgewickelt, doch da sie die Zugzahl nicht wusste, blitzte sie deutlich über den 40.Zug hinaus. Dabei gab sie mehrere Bauern her und setzte auf ihre weit vorgerückten Freibauern. Nach der Zeitkontrolle stellte sich aber heraus, dass diese noch aufzuhalten waren. Nun hatte auf einmal Andrea mehrere Minusbauern, bis schließlich ihre Gegnerin die Abwicklung in ein remises Bauernendspiel zuließ.
Als Fazit der Partie lässt sich durchaus sagen, dass keine den Sieg verdient hatte. Alle übrigen Partien entschied Andrea aber sehr souverän für sich und wurde, da Lilli noch ein Remis abgab, ihrer Favoritenstellung gerecht. Nachdem Andrea im letzten Jahr aufgrund ihres Auslandsaufenthaltes pausiert hatte, hat sie damit bei ihrer altersbedingt letzten Möglichkeit wieder die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft erreicht. Nadine dürfte sehr gute Chancen auf einen Freiplatz haben, sodass dann wieder beide gemeinsam dort antreten könnten.
Unseren zweiten Starter, dem ein Platz in der Spitzengruppe zuzutrauen war, findet man in der jüngsten Altersklasse. Moritz Dallinger war im letzten Jahr in der U10 durch eine Niederlage in der letzten Runde noch aus den Qualifikationsplätzen herausgefallen, konnte nun aber nochmals hier antreten. Von den ersten sechs Partien gewann er vier, wobei die beiden Niederlagen eher an seiner eigenen Aufregung, als an den Gegnern lagen. Damit kam es zu einer ähnlichen Konstellation wie im Vorjahr, die besonders für einen 9-Jährigen natürlich eine große Herausforderung darstellt: Moritz musste unbedingt die letzte Runde gewinnen, um noch eine Chance zu haben, sich auf Platz 3 für die DJEM zu qualifizieren.
Diese Aufgabe bewältigte Moritz diesmal aber erfolgreich und vor allem mit einer bemerkenswerten Gelassenheit. Wie viele seiner Alterskollegen neigt auch er eher zu schnellerem Spiel, doch diesmal spielte er von Beginn an sehr überlegt und mit viel Geduld. Das zeigt sich auch daran, dass er diese wichtige Partie schließlich erst im Bauernendspiel für sich entscheiden konnte, ohne vorher hektisch zu werden. Damit belohnte sich Moritz selbst für diese starke Leistung. Er landete unter 32 Kindern mit 5 Punkten auf Rang 3 und darf nun erstmals an einer Deutschen Meisterschaft teilnehmen.
Damit springen wir wieder in der höchste Altersklasse U18, wo Lukas Hamm von einem Setzplatz im Mittelfeld ins Turnier startete. In Runde 1 kam er gegen den nominell schwächsten Spieler des Feldes und die Meisterschaft startete so, wie es schlechter nicht sein kann: In klar besserer Stellung stellte Lukas einfach einen Turm ein und verlor. Zwar konnte er dieses Missgeschick in Runde 2 gegen einen nominell gleichwertigen Gegner direkt ausbügeln, doch wirklich rund schien es nicht zu laufen. Nach 5 Runden hatte er mühsam 2,5 Punkte erbeutet. Dann drehte Lukas in der 6.Partie aber auf und besiegte mit Schwarz seinen einzigen nominell stärkeren Gegner auf überzeugende Weise mit einem schönen taktischen Trick am Ende.
Nach einem Remis zum Abschluss landete Lukas mit 4 Punkten auf dem 8.Platz unter 20 Konkurrenten. Das ist ein recht gutes Ergebnis, mit seinen Partien wird Lukas aber nicht durchweg zufrieden sein.
In den mittleren Altersklassen waren wir mit Katrin Erben, Tamara Zacke (beide U16w) und Sonja Baumann (u14w) nur bei den Mädchen beteiligt. Alle drei gehörten eher zu den Außenseiterinnen ihrer Gruppen, sodass keine vorderen Platzierungen zu erwarten waren. Dennoch erspielten sie sich regelmäßig sehr ordentliche Stellungen, zeigten dann aber durchgängig eine stark verbesserungswürdige Chancenverwertung. So kam Katrin auf 1,5 Punkte, während Tamara nur ein Remis einholen konnte. Sonja erzielte einen Sieg, wobei bei allen drei mehr möglich gewesen wäre.
In der U12 ging schließlich Gregor Zacke an den Start, der es ebenfalls ganz weitgehend mit nominell stärkeren Gegnern zu tun hatte. Seine 2,5 Punkte liegen daher etwa im Bereich der Erwartungen.
Alle Ergebnisse der Meisterschaften gibt es bei der Württembergischen Schachjugend. |