SV Stuttgart Wolfbusch 1956 e.V.
Der Schachverein für Jung und Alt!
1.Frauen-Bundesliga: Spannung bis zum Schluss *** WIM-Norm für Larissa Erben
Damen

Zur vorletzten Doppelrunde dieser Spielzeit reiste unser Frauenteam in der 1.Bundesliga wieder nach Erfurt, wo bereits der Saisonauftakt stattfand. Diesmal ging es gegen den SC Leipzig Gohlis und den SK Großlehna. Unsere Aufstellung war fast wie beim letzten Mal, allerdings kam nun an Brett 6 Gabriele Häcker statt Franziska Fey zu ihrem Saisondebüt - und das, um es vorweg zu nehmen, sehr erfolgreich! Klar war, dass wir in beiden Begegnungen wieder die Außenseiterrolle einnehmen würden, obwohl man gegen Leipzig, die als eines der ganz wenigen Teams fast ausschließlich mit deutschen Spielerinnen antreten, durchaus auf einen Punktgewinn hoffen konnte. Und wie sich zeigt, nicht zu Unrecht, obwohl Leipzig nahezu in Bestbesetzung antrat.

Am Spitzenbrett hielt sich Sonja Häcker gegen Melanie Ohme, die leider nicht bei der zeitgleich stattfindenden Europameisterschaft mitspielte, ausgezeichnet. Die Partie mündete schließlich in einem haltbaren Endspiel, das die deutsche Nationalspielerin durch ihre größere Routine letztlich aber gewann. Unglücklich lief es an Brett 2 bei Katja Jussupow, die gegen die litauische Großmeisterin Reizniece zwischenzeitlich einen Mehrbauern auf dem Konto hatte, später aber eine gegnerische Opfermöglichkeit übersah und daher auch verlor. Umgekehrt ließ sich Larissa Erben im unklaren Mittelspiel zu einem wohl nicht ganz vollwertigen Figurenopfer für drei Bauern hinreißen. Da ihr König danach unsicher stand, setzte sich die Mehrfigur durch.

Obwohl also die ersten drei Bretter - durchaus vermeidbar - verloren gingen, war ein Unentschieden keineswegs außer Reichweite. Dafür sorgte für allem Nadine Stitterich, die ihre nominell klar favorisierte Gegnerin mit Schwarz überspielte und den vollen Punkt sicher einfuhr. Bei Gabriele Häcker hatte sich die Stellung zu einem ausgeglichenen Endspiel vereinfacht, sodass Remis vereinbart worden war. Nachdem die vorderen Bretter wie beschrieben gegen uns gekippt waren, war der Kampf also bereits verloren. Daher half es leider nichts, dass Nigora Djalalova in Fortsetzung ihres Doppelsieges der letzten Doppelrunde wieder stark spielte und ein Endspiel mit Mehrbauer erreicht hatte. Da ihre Zeit knapp wurde, gab sie die Partie remis. Der Kampf ging also mit 2:4 verloren.

Am nächsten Tag variierte der SK Großlehna seine Aufstellung an den hinteren Brettern leicht und brachte dadurch unsere abendliche Vorbereitung etwas durcheinander. Doch es lag wohl nicht nur daran, dass diesmal für die Mannschaft nichts zu holen war. Grund zur Freude gab es dennoch.

Larissa Erben hatte zu Beginn der Saison mit 5 Punkten aus 6 Partien gegen ausschließlich nominell stärkere Gegnerinnen extrem stark vorgelegt. Spätestens zu dem Zeitpunkt gab es realistischen Anlass, über die Möglichkeit einer WIM-Norm nachzudenken. Der Titel einer weiblichen Internationalen Meisterin (WIM) ist nach der Großmeisterin (WGM) der zweithöchste, den der Weltschachbund FIDE speziell für Frauen vergibt. Voraussetzungen für den Titel sind eine Elo-Zahl (internationales Rating) von mindestens 2200 und drei Normen. Eine Norm wiederum lässt sich erzielen, wenn man in einem Turnier von mindestens 9 Runden gegen eine bestimmte Anzahl von Titelträgern spielt und dabei ein je nach durchschnittlicher Elo-Zahl der Gegner entsprechendes Ergebnis holt.

Nach zwei Niederlagen in den Runden 7 und 8 spielte Larissa nun gegen die rumänische Großmeisterin Voicu-Jagodzinsky eine sehr interessante Partie, die in einem Doppelturmendspiel mündete. Hier hatte Larissa zwar zunächst einen Minusbauern, aber viel aktivere Figuren, sodass auf gegnerischen Vorschlag hin remisiert wurde. Wie eine nachträgliche vorläufige Prüfung ergab, brauchte Larissa wohl diesen halben Punkt unbedingt noch, um ihre Norm zu erwerben! Vorbehaltlich einer offiziellen Bestätigung sieht es damit ganz so aus, dass sie als erste Spielerin unseres Vereins überhaupt eine WIM-Norm erzielt hat. Um dann schließlich auch den Titel verliehen zu bekommen, ist es zwar noch ein weiter Weg, aber gelohnt hat sich die Saison damit schon in jedem Fall.

Zurück zum Kampf. Nigora verteidigte sich mit Schwarz wie beim letzten Mal mit 1...a6. Doch diesmal blieb leider der Erfolg aus. Wahrscheinlich hatte sich die Gegnerin ausgiebig vorbereitet...
Dafür zeigte sich Gabriele endgültig als wesentliche Verstärkung für das Team. Sie gewann in der Eröffnung einen Bauern, musste dafür aber eine etwas gedrückte Stellung und den Verlust des Rochaderechts hinnehmen. Doch durch zähe Verteidigung und Gegendrohungen konsolidierte sie die Lage und verwertete das Mehrmaterial überzeugend im Turmendspiel. Mit 1,5 Punkten war Gabriele damit unsere Topscorerin an diesem Wochenende.
Bemerkenswerterweise hatten wir zuvor in 7 Runden an Brett 6 gerade mal einen einzigen Punkt erzielt. Und das obwohl die anderen Teams mit ihren Meisterspielerinnen doch vermeintlich gerade vorne überlegen sein müssten...

Dabei blieb es aber, sodass die Begegnung mit 1,5:4,5 verloren ging. Besonders erfolgreich war das Wochenende damit nicht gerade, wenn man sich allein das Mannschaftsergebnis anschaut. Allerdings konnte auch keines der übrigen abstiegsgefährdeten Teams punkten, sodass hinten das vor der Saison erwartete Bild entsteht. Die vier nominell eindeutig schwächsten Teams stehen abgeschlagen auf den letzten vier Rängen, von denen nur einer zum Klassenerhalt reicht. Die Entscheidung fällt damit in der letzten Doppelrunde. Der SK Lehrte (4 Punkte) hat zwar im Moment den begehrten 9.Platz inne, spielt jedoch gegen keinen direkten Konkurrenten mehr. Dafür kommt der SAV Torgelow (2) noch sowohl gegen uns (3), als auch gegen den SV Medizin Erfurt (1).

Die drei letztgenannten Teams beschließen die Saison in Halle, wo der neue Tabellenführer USV Halle seine Doppelrunde ausrichtet. Halle konnte sich im Spitzenspiel knapp gegen Titelverteidiger OSG Baden-Baden, denen aufgrund der Europameisterschaft zahlreiche Spielerinnen fehlten, durchsetzen und wird nicht vorhaben, den Titel im Heimspiel gegen uns oder Erfurt noch zu verschenken.

1.Frauen-Bundesliga, 8.Spieltag:
SV Wolfbusch - SC Leipzig Gohlis 2:4
Häcker, Sonja - Ohme, Melanie 0:1
Jussupow, Ekaterina - Reizniece, Dana 0:1
Erben, Larissa - Beltz, Franziska 0:1
Djalalova, Nigora - Ulms, Sandra ½:½
Stitterich, Nadine - Bielicki, Birke 1:0
Häcker, Gabriele - Mertens, Pauline ½:½

9.Spieltag: Tabelle
SK Großlehna - SV Wolfbusch 4½:1½
Petrenko, Svetlana - Häcker, Sonja 1:0
Kulovana, Eva - Jussupow, Ekaterina 1:0
Voicu-Jagodzinsky, Carmen - Erben, Larissa ½:½
Havlikova, Kristyna - Djalalova, Nigora 1:0
Nagel, Verena - Stitterich, Nadine 1:0
Skogvall, Martina - Häcker, Gabriele 0:1

Erstellt von AlexH am 16.03.2010 21:00