SV Stuttgart Wolfbusch 1956 e.V.
Der Schachverein für Jung und Alt!
DJEM - Abschlussbericht
Jugend

Vor wenigen Tagen gingen die Deutschen Jugendmeisterschaften 2009 zu Ende und leider musste die württembergische Delegation auch diesmal wieder ohne Meistertitel nach Hause fahren. Allerdings standen wir so knapp davor wie seit Jahren nicht und zudem sprangen einige gute Platzierungen für unseren Landesverband heraus, während es für unsere beiden Wolfbuscher Teilnehmerinnen letztlich leider enttäuschend lief. Die Meisterschaft fand zum siebten Mal in Folge in Willingen/Hessen statt, wo im Sauerland Stern Hotel wieder exzellente Spielbedingungen herrschten. Neben den offiziellen Meisterschaften der Altersklassen U10 bis U18 gab es wieder ein offenes Turnier bis 25 Jahre, wobei alle Spieler ihre Partien gemeinsam in einer riesigen Halle absolvierten. Zudem gab es ein umfangreiches Freizeitprogramm und ein Kinderturnier bis 10 Jahre.

Wie bereits berichtet, belegte Moritz Dallinger dort den hervorragenden 2.Platz mit 6 Punkten aus 7 Partien, während sein Bruder Alexander immerhin 2 Siege einfuhr. Unsere einzige Starterin im U25-Turnier (mit 3-Punkte-Wertung für einen Sieg!) war Larissa Erben, die mit drei Siegen stark begann und sich erst nach langem Kampf dem klaren Favoriten FM Atila Figura geschlagen geben musste. Als sie in Runde 6 gegen den Zweitgesetzten unnötig ihre zweite Niederlage kassierte, kippte das leider ihr bis dahin starkes Turnier, denn in den Schlussrunden gelangen ihr nur noch zwei Remisen. Dennoch sicherte sich Larissa am Ende den Preis als beste weibliche Teilnehmerin.

Mit größeren Ambitionen ging Nadine Stitterich in der Altersklasse U16w an den Start, die an der Spitze wieder sehr stark und ausgeglichen besetzt war. Unter 26 Konkurrentinnen war Nadine an Rang 8 gesetzt. Nach einem problemlosen Auftaktsieg musste sich Nadine in Runde 2 mit einem remislichen Endspiel deutlich mehr abmühen, bis ihre Gegnerin etwa gleichzeitig die Partie einstellte und die Zeit fallen ließ. Nach diesem standesgemäßen Start begannen nun die Begegnungen mit den Spitzenspielerinnen.
In Runde 3 ging es gegen die Drittegesetzte Julia Bochis aus Baden. In einer umkämpften Partie gewann Nadine einen Mehrbauern, bevor die Zeit beiderseits knapp wurde. In dieser Phase bot Nadines Gegnerin remis, als sie drohte, über die offene Linie einzudringen und womöglich den Bauern zurück zu gewinnen. Nadine übersah leider eine Verteidigung, die ihr nach mehreren forcierten Zügen klaren Vorteil eingebracht hätte und akzeptierte das Remis. Trotz des möglicherweise vergebenen Sieges blieb sie natürlich in der Spitzengruppe.

Doch Runde 4 lief leider ähnlich unbefriedigend. Gegen die Nummer 5 der Setzliste, Anja Schulz aus Sachsen, spielte Nadine zunächst wieder eine starke Partie und erreichte ein technisch gewonnenes Endspiel mit Mehrqualität. Leider gab sie ihren Materialvorteil zu früh auf, um in ein Turmendspiel mit Mehrbauer abzuwickeln, das aber schließlich wiederum remis endete. Dieser verschenkte halbe Punkt war nun schon ziemlich ärgerlich, zumal die Gegnerschaft nicht schwächer wurde.
So musste Nadine in der 5.Runde mit Schwarz gegen die klare Titelfavoritin Anna Endress antreten, deren Königsangriff sie sich schließlich geschlagen geben musste. Zu dem bis dahin unglücklichen Turnierverlauf kam nun auch noch Auslosungspech dazu, denn statt einer Aufbaugegnerin erhielt Nadine die Zweitgesetzte Johanna Blübaum zugeteilt, die nach zwei Niederlagen hochmotiviert war. Gleichwohl hatte Nadine in der Eröffnung eine gute Gelegenheit, sich anhaltenden Vorteil zu sichern, ließ die Chance aber verstreichen, wonach ihre Gegnerin besser ins Spiel kam. Schließlich gab Nadine einen Bauern her, der ihr aber später im Endspiel fehlte und zum Verlust führte.

Mit 3 Punkten war Nadine nach 6 Runden ins Mittelfeld zurückgefallen. Mit einem guten Endspurt bestand aber durchaus die Chance, noch einigen Boden gut zu machen, da sie die stärksten Gegnerinnen weitgehend hinter sich hatte. Doch erneut erwischte sie das schwerste Los mit Saskia Stark, die ganz schwach gestartet war, aber in der Setzliste immer noch vor Nadine rangierte! Leicht frustriert und von der gegnerischen Eröffnung überrascht kam Nadine bald in eine schwierige Lage und verlor erneut.
Als ein Spitzenplatz nun nicht mehr zu erreichen war, gab es endlich eine "Aufbaugegnerin", die Nadine aber große Mühen abverlangte, um schließlich einen knappen Endspielsieg davon zu tragen. In der letzten Runden ließ sich Nadine auf ein gefährliches taktisches Gemetzel ein, in dessen Verlauf sie nicht weit genug rechnete und Material verlor. Damit gelang leider auch kein versöhnlicher Abschluss, denn mit 4 Punkten und Rang 15 landete Nadine fraglos hinter den (insbesondere ihren eigenen) Erwartungen. Dass sie an der Spitze mitspielen kann, haben aber vor allem die Runden 3 und 4 gezeigt. Der unerfreuliche Turnierverlauf gibt immerhin einigen Anlass, aufgedeckte Defizite abzuarbeiten.

Auch Katrin Häcker blieb in der U18w leider unter ihren Möglichkeiten, wobei ihre Ausgangslage als Drittletzte der Setzliste natürlich eine ganz andere war. Nach einer Auftaktniederlage gegen die spätere Drittplatzierte fuhr sie recht glücklich direkt ihren ersten Sieg ein, nachdem ihre Gegnerin sich nicht traute, eine angebotene Figur zu schlagen, aber dennoch kurz darauf im Angriff unterging. Wie bei Nadine gab es dann auch bei Katrin in den Runden 3 und 4 einen ersten Knackpunkt.

Gegen die klar favorisierte Nicole Lorenz aus Sachsen erreichte Katrin nach guter Partie eine leicht bessere Stellung nahezu ohne Verlustgefahr. Anstatt ihren Vorteil vorsichtig auszubauen, wagte Katrin aber einen etwas riskanten Bauerngewinn. Nachdem sie im Folgenden bei knapp werdender Zeit nicht die besten Fortsetzungen fand, wendete sich rasch das Blatt und die Partie ging verloren.
Ähnlich unnötig ging auch Katrins Partie in Runde 4 verloren, als sie bereits nach dem Damentausch in völlig ausgeglichener Stellung eine gegnerische Drohung übersah.

In Runde 5 spielte Katrin nun erstmals gegen eine nominell schwächere Gegnerin und steuerte nach einem Bauerngewinn auf ihren zweiten Sieg zu. Doch im Endspiel ging der Bauer wieder verloren und die Partie endete remis. Glücklicherweise ließ sich Katrin von diesen unglücklichen Partien nicht beeindrucken und zeigte in der 6.Runde ihre beste Turnierleistung, als sie einen überzeugenden Angriffssieg landete. Mit 2,5 Punkten aus 6 Partien war ihr Zwischenergebnis also durchaus erfreulich.
Euphorisiert von diesem Erfolg ging sie in der nachfolgenden Partie, in der es zu fast derselben Variante kam, aber ein unnötig großes Risiko ein und musste diesmal dem gegnerischen Angriff den Vortritt lassen. Ähnlich liefen leider auch die letzten beiden Partien, sodass es nichts mehr zu holen gab. Am Ende belegte Katrin damit genau ihren Setzplatz und hat also keineswegs enttäuscht. Das gilt umso mehr, wenn man ihre ersten 6 Partien betrachtet, in denen allemal mehr Punkte drin waren. Im Unterschied zu ihren auf diesem Niveau erfahreneren Konkurrentinnen gelang es ihr leider zu selten, das Maximum herauszuholen. Doch die Erkenntnis, durchaus mit 100-200 Punkte stärkeren Gegnerinnen mithalten zu können, sollte für die Zukunft motivieren.
Motivierend ist auch, dass es nach vielen Jahren endlich fast wieder einem Württemberger gelungen wäre, einen Meistertitel zu holen. In der U18 zählte Andreas Strunski (Stuttgarter SF) zweifellos zu den Medaillenkandidaten, doch nach einem katastrophalen Start mit zwei Niederlagen aus 3 Partien schienen bereits alle Hoffnungen erloschen. Doch mit unglaublichem Kampfgeist holte Andreas gegen teils stärkste Gegnerschaft 5 Siege in Folge und hatte vor der letzten Runde als einer von drei punktgleich Führenden wieder Titelchancen. Diese wahrte er mit einem Remis, doch am Ende musste er wegen schlechter Wertung mit dem 3.Platz Vorlieb nehmen.
Der Überraschungsspieler in der württembergischen Delegation war in der U16 Alexander Schäfer (SC Tamm). Nur im Mittelfeld gesetzt spielte er sich bald ganz nach vorne an die Spitzentische und hielt sich dort gegen stärkste Gegner mit zwischenzeitlich 4 Punkten nach 6 Runden. Am Ende belegte er mit 5 Zählern den guten 7.Platz.
Mit demselben Zwischenergebnis nach 6 Runden stand auch Daniela Schäfer noch aussichtsreich da, die mit Ambitionen auf einen Medaillenplatz ins Turnier gegangen war. Leider erfüllten sich die Hoffnungen nicht und Daniela kam am Ende mit 5 Punkten auf Rang 8.

Sehr erfreuliches gibt es dafür wieder von den Jüngeren zu berichten. In der U12 war wieder Xianliang Xu (SK Bebenhausen) der aussichtsreichste Kandidat und hielt sich konstant in der Spitze, was am Ende nach 11 Runden und 8 Punkten mit Platz 5 belohnt wurde. Auch Mark Kvetny (SV Altbach) hielt sich bei seiner ersten Deutschen Meisterschaft ständig in der Spitzengruppe auf und belegte mit 7 Punkten den guten 12.Platz. Das württembergische Spitzentrio komplettierte schließlich Manuel Töws (SC Widdern), der ebenfalls in diesen Regionen zu erwarten war, aber mit zwei Niederlagen zu Beginn einen katastrophalen Start erlebte. Nach 6,5 aus 7 in den folgenden Partien kämpfte er sich aber nach vorne und erreichte schließlich noch Rang 16 mit ebenfalls 7 Punkten.
Überraschend stark lief es in der U10 für Christian Gheng (TSV Heumaden), der mit 4 Siegen begann und am Ende mit 7,5 Punkten den starken 7.Platz belegte.

Die Ergebnisse aller (übrigen) Württemberger lassen sich der Landesverbands-Übersicht auf der hervorragenden Turnierseite entnehmen. Es lohnt sich, dort auch weiter zu stöbern, denn neben allen Partien, hunderten Fotos und den Ausgaben der Meisterschaftszeitung findet man dort noch alle Folgen des DJEM-Radios und von "Chessy-TV" mit illustren Gästen.

Erstellt von AlexH am 10.06.2009 21:42