Eine knappe Woche lang kämpften nach Ostern in der Stuttgarter Jugendherberge fast 160 Kinder und Jugendliche bei den Württembergischen Meisterschaften um Titel und Qualifikationsplätze zur Deutschen Meisterschaft. Dabei waren wir mit 12 Teilnehmern wieder einmal stark vertreten, die mit unterschiedlichem Erfolg abschnitten. Die Jugendherberge bot Spielsäle und Zimmer mit guter Ausstattung und ließ auch sonst kaum Wünsche übrig, wenn man sich erst mal in dem weitläufigen Bau orientiert hatte. Unsere Mädchen holten fast standardmäßig wieder zwei Meistertitel, aber auch einige der Jungs spielten vorne mit, wenngleich am Ende leider nicht alle das Maximum herausholten.
Bei den U18-Mädchen waren 7 Spielerinnen gemeldet, die vollrundig spielten. Hier fehlten mit Andrea Mijatovic und Julia Zikeli (SG Schwäbisch Gmünd) die beiden nominell deutlich stärksten Spielerinnen unseres Verbandes, was aber umso mehr eine spannende Meisterschaft ermöglichte. Favorisiert waren dadurch Katrin Häcker und Julia Wang (Heilbronner SV), die sich in der vorletzten 6.Runde gegenübersaßen. Tatsächlich konnten beide bis dahin ihre vier Partien gewinnen (bei einmal spielfrei) und so ihrer Favoritenstellung gerecht werden. Damit war klar, dass die Siegerin dieser Partie auch den Meistertitel erringen würde. Beide versteckten sich nicht, sondern brachten ihre Könige an unterschiedlichen Flügeln unter, was zu einer interessanten Angriffspartie führte. Katrins Angriff schlug durch und führte zum Matt. Leider schaffte sie kein 100%-Ergebnis, da sie in der letzten Runde mit Minusmaterial remis spielte. Doch auch so holte sie mit 5,5 Punkten aus den 6 Partien zum ersten Mal den Titel der Württembergischen Einzelmeisterin, was in ihrem letzten Jugendjahr ein umso schönerer Abschlusserfolg ist.
Auch unsere zweite Teilnehmerin in dieser Gruppe, Alina Finkbeiner, spielte ein überzeugendes Turnier. An vorletzter Stelle gesetzt, gewann sie drei Partien und leistete zudem fast Katrin Schützenhilfe. Denn in der 5.Runde landete Alina gegen Julia in einem völligen Remisendspiel. Leider fand sie nicht den einfachsten Weg und gab nach einem kleinen gegnerischen Trick erschrocken auf, obwohl die Stellung noch immer remis war. Dennoch kann Alina mit ihrer Spielweise und ihrem Ergebnis sehr zufrieden sein.
Unseren zweiten Titel holte Nadine Stitterich in der U16w und viel mehr gibt es dazu eigentlich auch nicht zu sagen. Denn unter den U16-Mädchen war von vornherein klar, dass Nadine ohne Konkurrenz sein würde. Allerdings fanden sich nur fünf Spielerinnen ein, sodass die Altersklassen U14w und U16w zusammen spielten. In ersterer hatte Daniela Schäfer (SC Tamm) eine ähnliche Sonderstellung wie Nadine, sodass man hätte erwarten können, dass die beiden miteinander um den Gesamtgruppensieg kämpfen und alle anderen Partien so nebenbei gewinnen würden. Doch so lief es keineswegs. Auch wenn beide Favoritinnen am Ende ganz sicher ihre Titel einfuhren, gaben sie schon in Runde 2 jeweils ein Remis ab. Nachdem Daniela noch einmal so ein Missgeschick passierte und die beiden auch ihr direktes Duell nicht wirklich auskämpften, landete Nadine am Ende mit 6 Zählern aus den 7 Partien vor Daniela mit 5,5 Punkten.
Auch hier können sich der Ergebnisse unserer beiden anderen U14-Mädchen gut sehen lassen. Katrin Erben holte mit 3,5 Punkten genau 50% und auch Tamara Zacke kann mit ihren 2,5 Punkten zufrieden sein.
Bei den U18-Jungs ging Lukas Hamm für uns an den Start. Er spielte gleich in Runde 1 gegen den nominellen Turnierfavoriten Jewgeny Denisow (SG Schwäbisch Gmünd) und erreicht nach dessen dubiosem Gambit eine klar bessere Stellung mit zwei Mehrbauern. Leider lief Lukas dann in einen taktischen Trick, der Figur und Partie kostete. Dieser Partieverlauf beschreibt leider auch ganz gut den Rest des Turniers. Trotz interessanter und ansprechender Partien ließ er öfters halbe Pünktchen liegen. Mit seinen 3 Punkten belohnte er sich am Ende leider nicht für seine herausgespielten Stellungen.
In der U14 präsentierte sich dagegen Christian Schnorr wie schon im Vorjahr nach eher durchwachsenem Saisonverlauf rechtzeitig zur WJEM in Höchstform. In dem gut besetzten Teilnehmerfeld war er zwar nur auf Rang 8 (von 25) gesetzt, hielt sich aber ständig in der Verfolgergruppe auf, ohne freilich ganz an die Tabellenspitze vorzurücken. Er kassierte im gesamten Turnierverlauf nur eine einzige Niederlage und spielte in der letzten Runde auf einmal gegen den Spitzenreiter Patrick Marquardt (SG Donautal Tuttlingen), der gerade mal einen halben Punkt mehr hatte. Im letzten Jahr in der U12 kam es für Christian zu genau derselben Konstellation! Damals besiegte er den Spitzenreiter und sicherte sich so die Vizemeisterschaft. Das gleiche Ergebnis wäre bei einem Sieg auch diesmal herausgekommen und Christian ging gegen den klaren Favoriten sehr energisch zur Sache und schien tatsächlich den vollen Punkt einstreichen zu können. Am Ende errang er im Endspiel erst einen, dann zwei Mehrbauern, doch Patrick konnte schließlich dank ungleichfarbiger Läufer remis halten und seinen Spitzenplatz verteidigen. Für Christian war das nach dem großartigen Kampf immerhin halb so schlimm. Zum Titel hätte es ohnehin nicht gereicht und so holte er mit Platz 3 gleich ein ganz starkes Ergebnis in seinem ersten U14-Jahr!
Der Turnierverlauf von Kai Dölker ähnelte sehr dem von Lukas in der U18. Auch Kai spielte in Runde 1 und Tisch 1 gegen den Favoriten Timo Lebeda (VFB Reichenbach) und erhielt nach schwierigem Mittelspiel eine verteidigungsfähige Stellung. Doch Kai übersah eine Drohung und stellte eine Figur ein. Die anschließenden „Pflichtaufgaben“ erledigte Kai dann sicher und lag nach 5 Runden mit 3 Punkten gut im Feld. Dann wurde ihm neben seiner mangelnden Chancenverwertung auch das Auslosungspech zum Verhängnis, denn er kam zum Turnierende gegen zwei Kaderspieler, denen er sich jeweils geschlagen geben musste. Damit blieb er leider auf seinen 3 Punkten sitzen.
Die meisten Teilnehmer unseres Vereins in einer Altersklasse waren in der U12 am Start. Mit Spannung erwarteten wir vor allem den Auftritt von Nikita Riasanow in dessen erstem U12-Jahr. Unter den 34 Konkurrenten präsentierte er sich erstaunlich souverän. Er schlug die schwächeren Spieler sicher und schaffte es als einziger des Turniers, gegen die beiden hohen Turnierfavoriten Mark Kvetny (SV Altbach) und Manuel Töws (SC Widdern) ungeschlagen zu bleiben. Das brachte ihm eine Runde vor Schluss Platz 3 ein, der für die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft ausgereicht hätte. Sein Gegner in der Schlussrunde war an sich von deutlich geringerem Kaliber als manche zuvor. Doch auf einmal war Nikita völlig von der Rolle und lief direkt in einen gegnerischen Angriff, der unweigerlich entscheidendes Material kostete. Durch diese einzige und absolut vermeidbare Niederlage fiel Nikita mit 4,5 Punkten auf Platz 6 zurück. Umso trauriger ist das im Nachhinein, da bereits ein Remis für Platz 3 gereicht hätte. Allerdings hat Nikita insgesamt eindrucksvoll angedeutet, dass im nächsten Jahr erst recht mit ihm zu rechnen sein wird.
Einen weit schwereren Stand hatten hier erwartungsgemäß Gregor Zacke und Sonja Baumann, die trotz einiger Anfangsniederlage mehrere Runden warten mussten, bis sie Gegner ungefähr ihrer Kragenweite vorgesetzt bekamen. Umso höher ist es zu bewerten, dass beide nicht den Kopf hängen ließen, sondern auf ihre Chance warteten. Beeindrucken konnte Sonja schließlich vor allem mit ihrem Sieg gegen die letztjährige U12-Meisterin Elisabeth Estedt (Königskinder Hohentübingen). Auch Gregor wurde schließlich für seine Ausdauer belohnt. Er kam auf 2,5 Punkte und landete damit wie Sonja mit 2 Zählern etwa im Bereich der Erwartungen.
Bei den Jüngsten in der U10 schließlich spielte Moritz Dallinger ständig vorne mit. Er hatte das gesamte Turnier über weniger Probleme mit seinen Gegnern, als mit zu schneller Spielweise und daraus resultierenden Flüchtigkeitsfehlern. So kam es zu einer völlig unnötigen Niederlage in Runde 3, die zunächst sein Vordringen an die Tabellenspitze verhinderte. Doch im Turnierverlauf lernte er in dieser Hinsicht bereits deutlich dazu und kämpfte sich mit 4 Punkten nach 6 Runden wieder nach vorne. Leider verhinderte in der Schlussrunde wieder seine Aufregung, dass er sein volles Können abrufen konnte. Durch eine weitere Niederlage rutschte er so auf Platz 10 unter 32 Kindern zurück. Bis zum nächsten Jahr wird er seine Zeiteinteilung sicherlich in den Griff kriegen, sodass dann – noch einmal in der U10 – bestimmt eine vordere Platzierung möglich ist.
Für die Deutschen Jugendmeisterschaften, wieder an Pfingsten in Willingen/Hessen, haben sich damit von uns Katrin Häcker und Nadine Stitterich qualifiziert. Alle Ergebnisse und Endstände gibt es bei der WSJ. Hier sind alle Württembergischen Meister 2009 in der Übersicht:
U18: Nikolas Pogan (TSV Willsbach)
U18w: Katrin Häcker (SV Wolfbusch
U16: Enis Zuferi (Heilbronner SV)
U16w: Nadine Stitterich (SV Wolfbusch)
U14: Patrick Marquardt (SG Donautal Tuttlingen)
U14w: Daniela Schäfer (SC Tamm)
U12: Manuel Töws (SC Widdern)
U12w: Sandra Weber (SC Neckarsulm)
U10: Christian Gheng (TSV Heumaden)
U10w: Leia Lederer (SF Ammerbuch) |
