Zum dritten Mal veranstalteten die Schachfreunde Deizisau ihr 7-rundiges Herbstopen, das wieder in A-, B- und C-Turnier aufgeteilt war. Dabei gab es zwei Besonderheiten: zum einen waren die Turniere nach unten offen und hatten nur eine Rating-Obergrenze von 1800 (B) bzw 1400 (C), zum anderen war die Bedenkzeit für einige Teilnehmer gewöhnungsbedürftig. Denn zu Beginn hatte jeder Spieler nur 90 Minuten für die gesamte Partie, erhielt aber zusätzlich für jeden Zug 30 Sekunden dazu. Diese Regelung soll bewirken, dass Partien weniger lange dauern und nicht in hochgradiger Zeitnot entschieden werden. Nachteilig ist aber sicher, dass die (gefühlte) Zeitnot schon deutlich früher beginnt als gewohnt.
Insgesamt nahmen immerhin 5 Wolfbuscher an dem Open teil. Neben Alexander Häcker startete unser Neuzugang Guerkan Erguen im A-Turnier. Mangels unterer DWZ-Grenze nutzten auch unsere Jugendspieler Christian Schnorr und Lukas Hamm die Chance, die Herausforderung in der ersten Gruppe zu suchen.
Im C-Turnier startete Kai Dölker, für den sicherlich die B-Gruppe sportlich interessanter gewesen wäre. Seine Entscheidung gründete sich aber darauf, dass er vom 15.-20.11. beim Deutschland-Cup während der Schacholympiade in Dresden antreten und dort ähnliche Gegner wie im C-Turnier haben wird. Zudem hatte Kai in letzter Zeit eher Probleme mit schwächeren Gegnern.
In der Spitze war das A-Turnier bei 82 Teilnehmern eher dünn besetzt. Hinter Favorit IM Frank Zeller gab es mit den FIDE-Meistern Ufuk Tuncer und Josef Gheng zwei weitere Titelträger vor einem breiten Verfolgerfeld. Dort war Alexander Häcker mit Setzplatz 8 so hoch gesetzt wie noch nie. Er musste sich in den ersten 4 Runden jeweils mit aufstrebenden Jugendspielern herumschlagen, die er teilweise schon selbst bei diversen Kaderlehrgängen trainiert hatte. Die Ausbeute war mit 3 Punkten noch vorzeigbar. Nach einem weiteren, etwas chaotischen Sieg in Runde 5 lag er ganz vorne in der Spitzengruppe. Die Hoffnung auf einen Preisrang währte aber nicht lange, denn nach verkorkster Eröffnung und langem, aber vergeblichem Kampf ums Remis in der Vorschlussrunde war schon nichts mehr zu holen. Vollends unglücklich lief es in der 7.Runde, als er in Gewinnstellung bei knapp werdender Zeit in einen simplen Doppelangriff lief, der entscheidendes Material kostete.
Guerkan Erguen hatte sich vor allem zum Ziel gesetzt, seine Ratingzahl zu verbessern, was auch ganz ordentlich klappte. Nach einem sehr glücklichen Sieg auf Zeit in Runde 1 holte er gegen durchweg nominell stärkere Gegner Remisen und musste sich erst in Runde 5 geschlagen geben. Er gewann zwar umgehend wieder, doch auch bei ihm lief die letzte Runde unglücklich. Nach der unnötigen Niederlage landete er aber immerhin bei der 50%-Marke.
Einen schweren Stand hatten erwartungsgemäß Christian Schnorr und Lukas Hamm, die ganz überwiegend gegen (deutlich) stärkere Gegner antreten mussten. Dabei erspielten sie sich jedoch teilweise ausgezeichnete Stellungen, holten aber mangels Erfahrung oft nicht das Optimum heraus. Mit jeweils 2 Punkten blieben beide auf jeden Fall unter ihren Möglichkeiten. Dennoch hat sich die Teilnahme erfahrungsmäßig sicherlich gelohnt.
Zu einem kuriosen Endstand kam es im A-Turnier, denn am Ende waren die ersten sieben (!) Spieler mit je 5,5 Zählern punktgleich! Ganz knapp entschied die Buchholzwertung zugunsten von Ufuk Tuncer.
Kai Dölker gehörte im C-Turnier erwartungsgemäß zu den Favoriten. Allerdings sind dort stets einige Jugendspieler am Start, deren wahre Stärke man schlecht einschätzen kann. Kai löste seine Auftaktaufgaben sicher. Am dritten Turniertag gab er in den Runden 4 und 5 allerdings zwei Remisen ab und fiel daher von der Tabellenspitze etwas zurück. Auch in Runde 6 erreichte er eine ausgeglichene Stellung, profitierte dann aber von einem Einsteller seines Gegners. Die Ausgangslage vor der letzten Runde zeigte Kai auf dem geteilten 2./3.Platz mit einem halben Punkt Rückstand. Sein Gegner war der vereins- und dwz-lose Tabellenführer und daher kaum einzuschätzen. Klar war, dass Kai für den Turniersieg gewinnen musste, während ein Remis wahrscheinlich für einen Preisrang ausgereicht hätte.
Diese schwierige Situation meisterte Kai ausgezeichnet. Er spielte völlig unbeschwert auf und entschied die Partie sicher für sich. Dadurch wurde er mit 6 Punkten alleiniger Sieger des C-Opens und mit einem großen Pokal sowie Geldpreis belohnt. Die Generalprobe für den Deutschland-Cup verlief damit sehr erfolgreich.
Auf der Turnierseite gibt es neben Ergebnissen und Endstand schon die DWZ-Auswertung und eine Partienauswahl. Außerdem findet man dort zwei Bilder von der Siegerehrung mit Kai: Alle drei Sieger von B-, A- und C-Turnier sowie Kai alleine mit großem Pokal.
|