Auf ein richtiges kleines Abenteuer begab sich in der letzten Woche unser Nachwuchstalent Moritz Dallinger, der mit seinen Eltern auf die 8.offene Einzelmeisterschaft bis 8 Jahre nach Sebnitz/Sachsen fuhr. Das schon traditionelle Kinderturnier hat neben großer Beteiligung aus ganz Deutschland regelmäßig auch Teilnehmer aus Polen und diesmal erstmals aus Ungarn. Moritz spielte zwar dieses Jahr schon bei der Württembergischen Meisterschaft mit, aber so ein großes Turnier ist natürlich immer ein beeindruckendes Erlebnis. Die Kinder spielten in 6 Tagen 9 Partien mit einer Bedenkzeit von je einer Stunde, sodass viel Zeit für ein umfangreiches Rahmenprogramm blieb.
Nach den Wertungszahlen (die in diesem Alter freilich meist überhaupt nichts aussagen) war Moritz unter 88 Teilnehmern (davon 18 Mädchen) an Platz 41 gesetzt. Ganz vorne in Setzliste und Tabelle stehen regelmäßig die polnischen Kinder, die sich zuhause extra für ihre Teilnahme in Sebnitz qualifizieren müssen.
Nach einem leichten Sieg in Runde 1 kam Moritz bereits gegen einen starken Gegner, der es in Runde 9 bis an Brett 3 schaffte. Moritz hielt ausgezeichnet mit und erspielte sich zwischenzeitlich sogar einen kleinen Vorteil. Dann wurde leider sein Läufer eingesperrt und ging verloren, ebenso wie die Partie. Moritz ließ sich aber nicht beeindrucken, sondern gewann die nächste Runde wieder ganz sicher.
In Runde 4 kam Moritz wieder gegen einen nominell ähnlich starken Gegner wie in der 2.Partie. Er erreichte ein Endspiel mit zwei Bauern gegen einen Läufer und setzte seine Trümpfe geschickt ein. Seine Freibauern liefen nämlich einfach nach vorne, bis der Gegner seine Figuren opfern musste. Nach diesem Erfolgserlebnis bekam Moritz einen richtigen Lauf. Nun kam er nämlich gegen zwei Gegner mit einer Wertungszahl von immerhin schon deutlich über 1000. In Runde 5 gewann er in der Eröffnung eine Figur und verwertete diesen Vorteil sicher. Anschließend kam Moritz gegen einen polnischen Jungen zu starkem Königsangriff und wickelte in ein gewonnenes Endspiel ab.
Nach dieser Siegesserie lag Moritz durchaus überraschend mit 5 Punkten aus 6 Partien ganz vorne in der Spitzengruppe und durfte nun an Brett 1 gegen den ungarischen Spieler mit der bei weitem höchsten Wertungszahl antreten. Moritz wirkte etwas nervös und verlor nach langem Kampf.
Sein Gegner in Runde 8 war erwartungsgemäß erneut stark, doch Moritz hielt problemlos dagegen und lehnte mit Mehrbauer ein Remisgebot ab. Das führte dazu, dass sein Gegner in Tränen ausbrach und trotz mehrfacher Eingriffe des Schiedsrichters während des Partieverlaufs nicht beruhigt werden konnte. Dadurch ließ sich Moritz leider irrieren und übersah eine Springergabel, die eine Figur und die Partie kostete.
Ähnlich unglücklich verlief auch die letzte Runde. Moritz gewann in der Eröffnung eine Figur für zwei Bauern, wodurch aber seine Königsstellung geschwächt wurde. Daraus entwickelte sich ein gegnerischer Angriff, der Material und den König kostete.
Am Ende blieb er dadurch bei 5 Punkten aus 9 Runden stehen, was ihm Platz 28 einbrachte. Wenn man bedenkt, dass Moritz ganz überwiegend deutlich erfahrenere Gegner hatte und sogar gegen richtige Spitzenspieler seiner Altersklasse antreten musste, ist das ein sehr starkes Ergebnis! Natürlich war er über die letzten beiden Partien etwas traurig. Doch das zeigt nur, dass sogar noch mehr drin war und sollte ihm Mut für seine nächsten Turniere machen.
Da ohnehin jeder Teilnehmer einen Pokal mit nach Hause nehmen durfte, war die Trauer schnell vergessen.
Familie Dallinger hat uns von der „tollen, aber auch anstrengenden Woche“ zwei Fotos zur Verfügung gestellt. Sie zeigen Moritz nach dem Turnier mit Pokal und Urkunde sowie am Brett in Runde 6 mit Schwarz gegen Maksymilian Bogut aus Polen. Jede Menge Informationen, alle Ergebnisse und Partien gibt es auf der hervorragenden Turnierseite.
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