In vielen Altersklassen wurde bis zum Schluss um den Titel gekämpft und dabei sprang auch der eine oder andere Überraschungssieger heraus. Die Bilanz unserer 14 Teilnehmer kann sich durchaus sehen lassen: Ein Meistertitel, drei Vizemeisterschaften sowie zweimal Rang 3 und einmal Rang 4 sind eine gute Ausbeute. Insgesamt kamen 155 Kinder und Jugendliche zusammen, die in jeweils 7 Runden um die Titel und Qualifikationsplätze zur DJEM kämpften.
Die Meisterschaften fanden zum zweiten Mal nach 2004 auf dem Feldberg statt, was die Anreise wegen der Wetterverhältnisse etwas schwierig gestaltete. Dafür gab es für die Kinder die Möglichkeit, sich draußen im Schnee zu beschäftigen, was auch durch das umfangreiche Freizeitprogramm unterstützt wurde. Fast jede Altersklasse hatte einen eigenen Spielsaal. Essen und Zimmer waren auf normalem Jugendherbergsniveau.
In der jüngsten Altersklasse U10 gehörte Nikita Riasanow bei seiner zweiten Teilnahme gleich zum Favoritenkreis, allerdings hinter dem erfahrenen Tobias Wendland (SV Backnang), der im letzten Jahr sogar bei der Deutschen Jugendmeisterschaft (DJEM) war. Zunächst lieferten sich die beiden zusammen mit Christian Gheng (TSV Heumaden) erwartungsgemäß ein Kopf-an-Kopf-Rennen. In der direkten Begegnung mit Tobias (Runde 4) verlor Nikita allerdings recht schnell, hielt sich aber weiter in der Spitzengruppe. Vor der letzten Runde hatte er nur noch ein weiteres Remis gegen Christian abgegeben und lag auf Rang 3, welcher noch für die angestrebte Qualifikation zur DJEM ausreichte.
Überraschend stark spielte Nikitas Schwester Anastasia Riasanow auf. Dabei war die 7-jährige jüngste Teilnehmerin im gesamten Feld! Mit drei Siegen in den Runden 4-6 führte sie kurz vor dem Ende völlig überraschend sogar die Mädchenwertung mit einem halben Punkt Vorsprung vor der Favoritin Sandra Weber (SC Neckarsulm) an. Doch nun meinte es die Auslosung nicht gut mit den beiden Geschwistern: Sie mussten nämlich gegeneinander antreten!
In ihrer Partie setzte sich Nikita mit gemischten Gefühlen durch, er hätte seiner Schwester natürlich sehr gern geholfen. Mit 5,5 Punkten rutschte Nikita sogar noch auf Platz 2 vor und sicherte sich so einen schönen Erfolg und seine erste Teilnahme an der DJEM. Anastasia rutschte zwar auf Platz 3 der Mädchenwertung ab, was aber nicht das Geringste daran ändert, dass ihre 4 Punkte ein großartiges Ergebnis sind.
Auch die beiden anderen Wolfbuscher schlugen sich sehr wacker. Moritz Dallinger ist nur unwesentlich älter als Anastasia und deutete ebenfalls an, dass in den kommenden Jahren mit ihm zu rechnen sein wird. Nach Runde 5 hielt er sich mit 2,5 Punkten im Mittelfeld auf. Dann ließen aber verständlicherweise etwas die Kräfte nach. In Runde 6 verpasste er leider ein zweizügiges Matt und konnte sein Punktekonto nicht noch weiter aufstocken. Freilich gibt es auch bei ihm nur positive Eindrücke zu vermelden.
Etwas schwer tat sich Gregor Zacke. Er hatte in den ersten Runden sichtlich Probleme mit der Eingewöhnung und kassierte die eine oder andere unnötige Niederlage. Doch gegen Ende fand er zu seinem gewohnten Spiel und holte noch ordentliche 2 Punkte.
Als spannendste Altersklasse war die U12 angekündigt und das war keineswegs untertrieben. Im Vorfeld konnten sich rund 10 Kinder berechtigte Hoffnungen machen, um die drei Qualifikationsplätze mitzuspielen! Nominell favorisiert waren Timo Lebeda (VfB Reichenbach) und Danijel Gibicar (VfL Sindelfingen) vor dem U10-Sieger von 2005 und 2006 Xianliang Xu (SK Bebenhausen), dessen Form nach seinem letztjährigen Fehlen allerdings unklar war.
Auch Christian Schnorr machte sich Hoffnungen auf seine dritte DJEM-Teilnahme. Wegen seiner schlechten DVM Ende 2007 lag er in der Setzliste nur auf Platz 10, was sich aber nicht als Nachteil herausstellte. Denn so rechneten die Top-Favoriten möglicherweise nicht mit ihm als härtestem Konkurrenten, sodass er sozusagen das Feld von hinten aufrollen konnte.
Freilich führte die Rangliste dazu, dass sich Christian gleich in Runde 2 mit Timo auseinandersetzen musste. In einer umkämpften Partie entstand ein Endspiel mit Minusbauer für Christian, das er sehr mutig und offensiv behandelte. Um seinen König zu aktivieren, gab er einen zweiten Bauern. Daraufhin musste Timo, um sein Mehrmaterial nicht komplett zu verlieren, in ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern abwickeln, das Christian problemlos remis hielt.
Interessant wurde es dann wieder ab Runde 4. Christian kam gegen den Fünftgesetzten Mark Kvetny (SV Altbach), der sich seit der letzten WJEM um satte 600 DWZ-Punkte gesteigert hat. Christian bewies aber die bessere Übersicht während der taktischen Verwicklungen und gewann Material. Christian lag daher nach 4 Runden mit 3,5 Punkten an der Spitze, zusammen mit Danijel Gibicar und Manuel Töws (SC Widdern). So kam es zur Spitzenpaarung gegen Danijel, in der Christian in symmetrischer Stellung die Initiative verlor und schließlich auch die Partie.
Nun kamen ihm aber die Vorteile des ausgeglichenen Teilnehmerfeldes zugute. Denn natürlich gaben auch die Konkurrenten Punkte ab. Während sich Christian gegen Lauritz Jansen (Königskinder Hohentübingen) durchsetzte, gewann Manuel gegen Danijel.
Vor der letzten Runde ergab sich dadurch folgende Tabellensituation: Manuel führte mit 5,5 Punkten und einem ganzen Zähler Vorsprung vor einem Verfolgerfeld mit Christian, Danijel, Timo und Xianliang. Christian spielte am Spitzenbrett gegen Manuel, dem ein Remis für den Titelgewinn gereicht hätte. Vielleicht war dieser deshalb mit starken Vereinfachungen einverstanden, die ihm aber ein schlechtes Endspiel bescherten. Christian spielte den technischen Teil sehr sicher und fuhr den vollen Punkt ein.
So spannend wie das Turnier selbst war auch der Endstand. Denn zum Schluss lagen vier Spieler mit je 5,5 Punkten an der Spitze! Der Titel ging nach Wertung deutlich und verdient an Danijel, der in der letzten Runde gegen Timo gewann. Die übrigen drei lagen auch nach Buchholz-Wertung gleichauf! Die verfeinerte Buchholz gab knapp den Ausschlag zugunsten von Christian vor Xianliang. Selten war ein 4.Platz so undankbar wie diesmal für Manuel.
Für Christian ist die Württembergische Vizemeisterschaft sein bislang größter Erfolg. Sein Abschneiden ist zugleich die erfreulichste Überraschung aller Wolfbuscher Ergebnisse.
Unsere zweite Teilnehmerin war Sonja Baumann, für die es im letzten Jahr in U10 nicht viel zu holen gab. Diesmal spielte sie deutlich solider und hatte besonders in den ersten Runden gegen deutlich stärkere Gegner mit die längsten Partien. Mit 2 Punkten erzielte sie kein schlechtes Ergebnis, hätte aber durchaus mehr verdient gehabt.
In der U14 hatte Manuel Haag einen unglücklichen Auftakt mit einem halben Punkt aus zwei Partien, wobei er in beiden zeitweise auf Gewinn stand. Dafür entschied er die nächsten beiden Runden in jeweils rund zwanzig Zügen für sich und konnte dabei nun auch einmal etwas Glück in Anspruch nehmen. Leider gelang es ihm nicht, sich in der vorderen Hälfte festzusetzen. Es folgten zwei umkämpfte Niederlagen gegen besser bewertete Gegner. Zum Abschluss fuhr er noch einmal einen sicheren Sieg ein und erzielte so mit 3,5 Punkten ein ordentliches Mittelfeld-Ergebnis.
Eine Überraschung gab es an der Spitze. Clemens von Schwerin (SV Jedesheim) besiegte Titelverteidiger Georg Braun (SF Nabern) im Opferangriff und gab ansonsten nur ein Remis ab.
Zufrieden sein können unsere beiden U14-Mädchen. Katrin Erben hatte sich zuletzt eine Auszeit vom Schach genommen und rückte nur als Gerademacher ins Feld. Dort spielte sie aber ausgezeichnet mit und beeindruckte neben ihren 3,5 Punkten besonders durch ein Remis gegen die zweifache DJEM-Teilnehmerin Annabelle Marquardt (SG Tuttlingen). Tamara Zacke war am letzten Platz der 10 Teilnehmerinnen gesetzt. Daher ist auch ihr Ergebnis mit 1,5 Punkten und Platz 8 sehr achtbar.
An der Spitze ging es überraschend knapp zu. Die hohe Favoritin Daniela Schäfer (SC Tamm) gab zwei Remisen ab und setzte sich daher nur nach Buchholz-Wertung gegen Elisa Zeller (SF Göppingen) durch.
Am unglücklichsten von allen Wolfbuschern lief das Turnier für Lukas Hamm in der U16. In den ersten beiden Runden überspielte er seine Gegner komplett, darunter gleich zu Beginn den Viertgesetzten Sebastian Pogan (Heilbronner SV). Leider wollte Lukas in der Euphorie zu schnell einen Bauern einkassieren, statt seine völlige Stellungskontrolle aufrecht zu erhalten. Dabei übersah er, dass am Ende der Abwicklung eine Figur hing. Ähnlich geschah es in der zweiten Partie.
Als wäre das nicht genug, ging es Lukas anschließend auch gesundheitlich schlecht. Gegen zwei an sich klar unterlegene Gegner kam er daher auch nicht zum Zug, sondern erzielte nur ein Remis. Danach ging es zwar besser und Lukas holte in den letzten drei Runden noch 1,5 Punkte. Doch insgesamt blieb das Ergebnis eindeutig unter seinen Möglichkeiten.
Die beiden klaren Favoriten Andreas Strunski (Stuttgarter SF) und Jens Hirneise (SpVgg Rommelshausen) trennten sich bereits in Runde 3 mit einem umkämpften Remis. Als Andreas in der nächsten Partie einen Turm einstellte, schien die Sache für Jens gelaufen zu sein, der nach 5 Runden einen ganzen Punkt Vorsprung hatte. Doch nach seiner überraschenden Niederlage war der Titelkampf wieder offen, sodass sich am Ende doch Andreas mit einem halben Buchholzpunkt(!) Vorsprung durchsetzte.
Unseren einzigen Titel gibt es in diesem Jahr – erwartungsgemäß – in der U16w zu feiern. Dabei konnte man von einem vereinsinternen Titelkampf zwischen Andrea Mijatovic und Nadine Stitterich ausgehen, die deutlich die Setzliste anführten. Doch Nadine liess sich gleich in Runde 1 in Zeitnot gegen eine klare Außenseiterin Matt setzen. Andrea zeigte sich währenddessen gewohnt souverän, gab nur später gegen Nadine ein schnelles Remis ab und holte sich wie im Vorjahr mit 6,5 Punkten den 1.Platz. Nach Nadines Ausrutscher rückte zunächst Lisa Glatting (SV Oberkochen) auf Platz 2 vor, nachdem sich die beiden in Runde 3 remis getrennt hatten. Nadine ließ aber ansonsten immerhin keine Punkte liegen und kam zum Schluss mit 5 Zählern auf Platz 2 ins Ziel.
U18 war die einzige Altersklasse ohne Wolfbuscher Beteiligung. Der hohe Favorit Waldemar Schlötzer (SK Lauffen) ließ zu viele Remisen liegen und hatte in der letzten Runde unter Siegzwang auch noch Pech, als er mit Mehrturm plötzlich einem durchschlagenden Angriff gegenüber stand. So wurde der Weg frei für den Überraschungssieger Jewgeny Denisow (SG Schwäbisch-Gmünd).
Ziemlich undankbar war die Ausgangslage in U18w, wo mit Anja Jehle (SC Ingersheim), Saskia Zikeli (SG Schwäbisch-Gmünd) und Larissa Erben drei Spielerinnen an der Spitze der Setzliste standen, die alle auch auf Deutscher Ebene schon gute Ergebnisse erzielt haben und diesmal in ihrem letzten Jahr wieder aussichtsreiche Kandidaten wären. Allerdings gab es nur einen Qualifikationsplatz. Die entscheidenden Begegnungen zwischen den dreien waren für die letzten Runden angesetzt. Daher galt es, vorher eine weiße Weste zu behalten. Und hier geriet Larissa leider schon deutlich in Rückstand. In Runde 2 kam sie gegen eine Außenseiterin in eine passive Stellung, wollte sich das aber nicht eingestehen und spielte weiter ambitioniert. Schließlich ging dann in der Zeitnotphase Material verloren.
In Runde 5 trennten sich Anja und Saskia schnell remis, sodass Larissa in Runde 6 mit halbem Punkt Rückstand gegen Anja unbedingt gewinnen musste. Die Partie war lange Zeit offen bis Larissa einen Zentrumsvorstoß zuließ und damit die Initiative verlor. Schließlich war sogar der volle Punkt weg. Nach dieser zweiten Niederlage schied sie nicht nur aus dem Titelkampf aus, auch Platz 2 war schon nicht mehr zu erreichen.
Nichtsdestotrotz spielte Larissa in der letzten Runde gegen Saskia mutig auf Sieg und opferte zwischenzeitlich eine Figur, bis die Partie in ein kurioses Endspiel kam, in dem Larissa Dame und gefährlichen Freibauern für Turm, Läufer und Springer hatte. Die Partie zog sich fast über die volle Dauer von 5 Stunden, bis Larissa bei beiderseits knapper Zeit durch Schachgebote eine Figur erobern konnte.
So gelang es Larissa zum ersten Mal überhaupt, gegen Saskia eine Partie zu gewinnen, was immerhin den unbefriedigenden 3.Platz etwas ausgleicht. Für sie ist sehr zu hoffen, dass sie in ihrem letzten Jugendjahr über einen Freiplatz noch mal an der DJEM teilnehmen darf.
Mit Katrin Häcker stand eine zweite Wolfbuscherin im Teilnehmerfeld. Sie war an Platz 4 gesetzt und schaffte es auch, alle schwächer eingestuften Gegnerinnen mehr oder weniger sicher zu besiegen. Gleich in Runde 1 spielte sie eine Glanzpartie mit zweifachem Damenopfer. Auch in ihren Partien gegen Anja und Saskia hielt sie gut mit und schaffte es beinahe, Larissa Schützenhilfe zu geben. Gegen Saskia ließ sie im Damenendspiel leider eine Möglichkeit aus, eine Pattstellung zu erzwingen. Und Anja spielte gegen Katrin zu ambitioniert, ließ ihren König in der Mitte und versuchte einen Königsflügelangriff. Den konnte Katrin aber abwehren und stand danach wegen der geschwächten gegnerischen Stellung deutlich überlegen. Leider verkombinierte sich Katrin bei knapper Zeit und verlor eine Figur. Sie deutete aber an, dass noch Potenzial nach oben besteht und bestätigte ihren Setz-Platz 4.
Qualifiziert für die DJEM haben sich von unseren Spielern also Nikita Riasanow, Christian Schnorr und Andrea Mijatovic. Zudem dürfen sich Nadine Stitterich und Larissa Erben wohl Hoffnungen auf einen Freiplatz machen.
Alle Ergebnisse der Meisterschaften sind bei der WSJ online. Von der WJEM wird auch in diesem Jahr eine CD erstellt, die massenhaft Bilder, alle Ergebnislisten sowie Partien beinhalten wird. Sie kann zum Preis von 5 Euro bei Gabriele Häcker bestellt werden. Die Auslieferung kann bis nach der DJEM dauern.
|