Für unsere 1.Mannschaft ging es in Runde 6 der Oberliga zum SC HP Böblingen, der seine Aufstiegsambitionen mit drei nachgemeldeten internationalen Meistern am vorigen Spieltag mit einem 7,5:0,5-Kantersieg gegen Schwäbisch-Gmünd untermauert hatte. Hingegen gab es für uns in dieser Saison bekanntlich noch nichts zu holen. Dass sich daran diesmal etwas ändert, war also nicht nur deshalb nicht zu erwarten, weil uns zwei Stammspieler ausfielen. Mit Andris Kalnins traf es krankheitsbedingt ganz kurzfristig auch noch unseren besten Punktesammler. Ersatz fanden wir in Philipp Montigel und Neuzugang Sebastian Ludwig, der nach soliden Leistungen in der 2.Mannschaft jetzt schon sein Oberligadebüt feiern durfte.
Also nicht viel Anlass, besonders optimistisch in den Kampf zu gehen. Andererseits hatten wir auch nicht viel zu verlieren und sahen gegen Böblingen in den letzten Jahren trotz knapper Niederlagen immer sehr gut aus. Wie auch schon öfters in dieser Saison. Und tatsächlich war der Kampfverlauf zu unserem Leidwesen ein Spiegelbild der letzten Auftritte...
Die Gastgeber traten immerhin nur mit einem IM an, waren aber trotzdem nominell an allen Brettern deutlich überlegen. Dennoch war der Kampf insgesamt auch nach rund 3 Stunden noch sehr offen. An einzelnen Brettern war freilich schon allerhand passiert.
Interessantes geschah an Brett 2. Dort wurde Frank Dietrich von seinem Gegner, FM Rene Dausch, nämlich schon im 1.Zug überrascht. Frank revanchierte sich nach kurzem Nachdenken aber umgehend, sodass bei den beiden nach nur einem Zug eine Stellung auf dem Brett stand, mit der wohl niemand gerechnet hatte! Das erklärt vielleicht auch den weiteren Partieverlauf, in dem Dausch die Qualität gab und auf den ersten Blick interessante Kompensation erhielt. Wie allerdings die nachfolgende Analyse bestätigt, war die Stellung schlicht gewonnen für Frank! In der Partie ist es aber leider nicht immer so einfach...
Bei Alexander Häcker setzten nach 14 Theorie-Zügen beide Seiten wohl etwas ungenau fort, sodass ein interessantes Mittelspiel entstand, in dem nicht so klar war, wer eigentlich besser steht.
Überzeugend spielte wieder einmal Denis Bafounta, der wie fast immer in dieser Saison eine sehr gute Stellung erhielt und gefährliche Angriffschancen entwickelte. Allerdings deutete sich bereits an, dass die Zeit wohl knapp werden würde.
Ein sehr guten Eindruck hinterließ Sebastian Ludwig, der mit Schwarz gut aus der Eröffnung kam, sich im Mittelspiel einen Mehrbauern sicherte und nach Damentausch klar besser stand.
Dafür kam Johannes Häcker mit einer passiven, aber immerhin noch soliden Stellung aus der Eröffnung.
Wie so oft, drehten sich in der vierten Spielstunde einige Partien, sodass die ersten Entscheidungen fielen. Die erste fiel bei Frank, der sich leider gegen eine relativ einfache Fortsetzung entschied, die das Mehrmaterial gesichert hätte. Stattdessen geriet er stark in Bedrängnis und verlor schließlich sogar.
Ein schweres Los hatte natürlich wieder Simon Behm gegen den französischen IM Anthony Wirig. Mit anhaltender Partie kam er zunehmend in die Defensive und musste sich geschlagen geben. Dafür wendete sich die Partie von Alexander zum Positiven. Er blockierte die gegnerischen Zentralbauern und kassierte den a-Bauern ein, was ihm dort einen Mehr- und Freibauern bescherte. Nach Damentausch blieb eine technische Gewinnstellung, die er diesmal auch zum Sieg führte.
Grund zum Aufatmen gab auch die Partie von Denis. Er kam zwar deutlich in Zeitnot. Glücklicherweise war sein Angriff bereits so stark, dass er ihn sicher zum Matt führen konnte. Ein wichtiger Punkt nicht nur für die Mannschaft, sondern auch für Denis, der in dieser Saison bislang viel zu wenig Punkte aus seinen Stellungen geholt hat.
Mittlerweile hatte aber Philipp Montigel verloren, weil nach der Stellungsöffnung das gegnerische Läuferpaar zu stark wurde.
Nach knapp vier Stunden lagen wir also 2:3 hinten, was angesichts der übrigen Partien nicht hoffnungslos war. Zwar kam Vladimir bei seiner Befreiungsaktion aus passiver Stellung im Mittelspiel in eine unangenehme Lage, in der er sich schließlich zu einem Figurenopfer entschloss. Er entwickelte dadurch zwar gewisse Schummelchancen, ausreichende Kompensation war das aber bei weitem nicht.
Dafür hatte sich bei Johannes Häcker das Blatt gewendet. Er wartete auf eine Chance zum Gegenspiel und setzte nach gegnerischem Fehler im richtigen Zeitpunkt den Konter, was einen Figurengewinn bedeutete. Heraus kam eine klare Gewinnstellung, was allerdings bei vollem Brett noch nicht so einfach war, weil beide Könige in Gefahr schwebten. Weil kein direkter Gewinn zu sehen war, entschied er sich schließlich, die Qualität zurück zu opfern, um die a-Linie gegen den lang rochierten König zu öffnen. Das sah optisch gut aus, brachte aber leider auch kein Matt.
Währenddessen kam Sebastian die tragische Rolle zu. Er hatte bislang eine souveräne Partie gespielt und gegen seinen erfahrenen Gegner sogar Remis abgelehnt. Dieser bot schließlich vor der Zeitkontrolle eine Figur an und setzte dafür auf seinen Freibauern. Sebastian ließ sich davon leider verunsichern und bot remis. Wie sich zeigte, bestand aber keine wirkliche Gefahr, sodass er nach dem Figurengewinn klar auf Sieg gestanden hätte. Ein sehr unglückliches Ende, aber trotzdem ein guter Einstand in der 1.Mannschaft.
Richtig dramatisch wurde es auch bei Johannes, wo die Partie in recht unübersichtlicher Stellung auf beiderseitige starke Zeitnot zudriftete. Objektiv war die Lage immer noch deutlich besser. Aber zum einen konnten beide Seiten gefährliche Drohungen aufstellen und außerdem musste er sich ständig zwischen mehreren aussichtsreichen Fortsetzungen entscheiden. So waren mehrere schnelle Züge hintereinander kaum möglich, was die Zeit noch mehr schmelzen ließ. Mit seinem 39.Zug griff Johannes die gegnerische Dame an, aber die Uhr zeigte das wirkliche Drama: Es verblieb noch eine Sekunde Restbedenkzeit! Allerdings war es für den Gegner schwierig einen Zug zu finden. Denn die Dame hatte nur zwei Felder, auf die sie unbedrängt ziehen konnte, dann wäre aber jeweils einzügig Matt gewesen!
Das erinnert - ich bitte, den kleinen historischen Einschub zu verzeihen - an die glorreichen Zeiten, als unsere 1.Mannschaft in der Saison 1980/81 in der 2.Bundesliga um den Aufstieg mitspielte. In der Begegnung gegen SC München 1836 stand es 4:3, als unser Spieler Roland Beck nach bereits einem Dutzend Blitzzügen im 40.Zug den Springer in die Hand nahm, um einzügig Matt zu setzen. Doch wohl bevor die Figur losgelassen war, fiel die Zeit, sodass die Partie verloren gewertet wurde! Das Ende vom Lied war, dass die 1.Mannschaft am Saisonende den 1.Platz mit dem VfL Sindelfingen teilte, sodass ein Stichkampf nötig wurde. Dieser ging nach Berliner Wertung (!) verloren und wir verpassten den Aufstieg in die Erste Liga. (Nachzulesen im Beitrag des verstorbenen Vereinskameraden Helmut Sölch in der Festschrift zum 40.Vereinsjubiläum, S.31)
So viel stand diesmal glücklicherweise nicht auf dem Spiel. Der Gegner entschied sich, die Dame zu opfern, was von der Stellung her hoffnungslos war. Aber die Sekunde reichte halt nicht für den letzten Zug.
Weil auch Vladi seine Partie nicht halten konnte, ging der Kampf mit 2,5:5,5 verloren. Es ist überflüssig zu erwähnen, was möglich gewesen wäre, wenn etwa Frank, Johannes und Sebastian das Optimum herausgeholt hätten. Denn wer am Ende keine Punkte holt, der bleibt halt ohne Punkte. Und das kennen wir ja schon.
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Ein wirklich richtungsweisendes Spiel stand für unsere 3.Mannschaft in der Bezirksliga auf dem Plan. Sie war bislang ebenfalls noch ohne Saisonsieg und empfing nun den Tabellenletzten SC Affalterbach. Fast in Bestaufstellung angetreten war unser Team eindeutig favorisiert, tat sich aber extrem schwer. Glücklicherweise schlugen die Spitzenbretter zu und glichen die eine oder andere unerwartete Niederlage aus. Besonders Sonja Häcker gehört mit 4,5 Punkten aus 5 Partien an Brett 1 und 2 zu den Topscorern der Liga.
So reichte es am Ende zu einem mühsamen, aber sehr wichtigen 4,5:3,5-Sieg. Viel Entspannung bringt das nicht, aber immerhin dürfte zumindest der vorletzte Tabellenplatz gesichert sein, der je nach Absteigern aus den oberen Ligen immerhin zu einem Stichkampf um den Klassenerhalt reichen könnte. Um sicher zu gehen, wäre aber Platz 8 nötig, der 2 Mannschaftspunkte entfernt liegt.
Erfreuliches gibt es wieder einmal von unserer 6.Mannschaft zu berichten. Sie kam am 6.Spieltag der B-Klasse zu einem 5,5:0,5-Kantersieg bei SC Feuerbach 5 und rangiert mit 10:2 Punkten weiter auf dem 3.Tabellenplatz.
Oberliga Württemberg, 6.Spieltag: Tabelle
SC HP Böblingen I - SV Wolfbusch I 5½:2½
Wirig, Anthony - Behm, Simon 1:0
Dausch, Rene - Dietrich, Frank 1:0
Gheng, Josef - Häcker, Alexander 0:1
Tuncer, Ufuk - Mijatovic, Vladimir 1:0
Bauer, Peter - Bafounta, Denis 0:1
Schuh, Karsten - Häcker, Johannes 1:0
Frolik, Erhard - Montigel, Philipp 1:0
Remmler, Hans-Peter - Ludwig, Sebastian ½:½
Bezirksliga Stuttgart, Staffel 2, 6.Spieltag: Tabelle
SV Wolfbusch III - SC Affalterbach I 4½:3½
Eisenhardt, Philip - Guilliard, Joachim 1:0
Häcker, Sonja - Burkhardt, Lothar 1:0
Hafner, Martin - Angerbauer, Stefan 0:1
Schaaf, Martin - Hinner, Lars 0:1
Mijatovic, Andrea - Beck, Jürgen 1:0
Behm, Wilfried - Grunz, Viktor ½:½
Lobmeyer, Fabian - Hengster, Wolfgang 0:1
Bahnmüller, Ralf - Daschke, Rudolf 1:0
B-Klasse Stuttgart-Mitte, 6.Spieltag: Tabelle
SC Feuerbach V - SV Wolfbusch VI ½:5½
Behrend, Walter - Pfeilsticker, Thorsten 0:1
Wurst, Manfred - Pachura, Dieter ½:½
Hindennach, Julian - Renschler, Christian 0:1
Sahagian, Minas - Dölker, Kai 0:1
Sauff, Christoph - Klein, Werner 0:1
de Boer, Jan - Hölldampf, Leonard 0:1
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