Leider konnten wir mangels Internetanschluss während der Deutschen Vereinsmeisterschaften nicht mit Zwischenberichten dienen, doch glücklicherweise gab es die Ergebnisse auf den Ausrichterseiten recht aktuell nachzulesen. Wer dort die Meisterschaften der U20 und U20w verfolgt hat, wird zustimmen, dass es im Titelkampf jeweils nicht sonderlich spannend zuging. Hingegen gab es für unsere Mannschaften einige interessante Begegnungen mit Erfolgen und Rückschlägen.
Unser neu formiertes Mädchenteam mit Gastspielerin Jana Gussakovski (SV Backnang), Larissa Erben, Katrin Hafner, Nadine Stitterich und Katrin Häcker war auf Rang 6 von 12 Mannschaften gesetzt. Hinter dem Titelverteidiger und haushohen Favoriten SC Leipzig-Gohlis konnte man allerdings kaum Unterschiede zwischen den nachfolgenden Mannschaften auf Rang 2-7 (!) ausmachen. Somit konnte sich mehr als die Hälfte der Mannschaften Hoffnungen auf einen Treppchenplatz machen, während der Titel von vornherein vergeben schien! Eine so ausgeglichene Meisterschaft mit kaum richtig schwachen Teams hat man nicht alle Jahre.
Um es vorweg zu nehmen: Der Titel ging schließlich wieder überlegen an Leipzig, wobei die Favoriten insbesondere in den ersten beiden Runden gegen Ausrichter SAV Torgelow und König Tegel Berlin nur knapp an einem Punktverlust vorbeischrammten.
Wir wollten uns in der 1.Runde mit einem hohen Sieg gegen Schlusslicht SG Porz, die auf einige Spielerinnen verzichteten, möglichst gleich ein kleines Polster verschaffen. Als es bereits 3:0 stand, lehnte Larissa in leicht schlechterem Endspiel ein Remisgebot ab. Sie hatte im Mittelspiel bei knapper werdender Zeit ihren klaren Vorteil vertan und versuchte nun, mit einem Bauernopfer die Lage zu verkomplizieren, was aber nach hinten los.
Die einzige Überraschung der 1.Runde gelang dem zweiten württembergischen Vertreter SC Tamm, die gegen SG Bochum 31 ein sicheres 2:2 erreichten. Ausgerechnet Bochum war unser Gegner am 2.Spieltag. Für uns die Chance, einen möglichen Konkurrenten frühzeitig zu distanzieren, während die Bochumer natürlich etwas gut zu machen hatten.
Der Kampf begann schlecht für uns, denn Larissa stellte nach wenigen Zügen einen Bauern ein und bekam schlechte Zeit und Stellung noch dazu. Nadine schaffte es entgegen unserer Hoffnung über die gesamte Partie nicht, Vorteil zu erspielen. Dafür stand Jana sehr gut gegen Fan Zhang, immerhin die nominell zweitstärkste Spielerin am 1.Brett.
Anstatt die Entscheidung im Mittelspiel zu suchen, tauschte Larissas Gegnerin alles ab bis zum Turmendspiel, wo Larissa trotz Minusbauer starkes Gegenspiel bekam und schließlich Remis erkämpfte. Mittlerweile erreichte Jana eine Gewinnstellung und auch Katrin Hafner hatte eine Qualität mehr. Es sah also sehr gut aus, sodass Nadine zur 2:1-Führung remisieren durfte. Katrins Stellung war jedoch nicht einfach und trotz hohen Zeitverbrauchs fand sie keinen überzeugenden Plan, sodass die Gegnerin Druck entwickeln konnte. Dazu kam auch noch die Zeitnot. Schließlich verpasste Katrin die Chancen, Material zurück zu geben, um ein deutlich besseres Endspiel zu erreichen. Stattdessen stellte sie einen Turm ein und befand sich nach der Zeitkontrolle auf einmal in Verluststellung, die trotz langer Gegenwehr nicht zu halten war. Endstand also 2:2, den Sieg hatten wir trotz Larissas Remis eindeutig verschenkt.
Dritter Gegner war der bayerische SC Ichenhausen, der in Runde 2 mit einem Unentschieden gegen den früheren Serienmeister SV Rüdersdorf ein Ausrufezeichen gesetzt hatte. Doch diesmal waren unsere Mädels von Anfang an hochkonzentriert. Bei Jana kam exakt die Vorbereitung aufs Brett, inklusive Figurenopfer und Abwicklung zum gewonnenen Endspiel. Auch an den übrigen Brettern erreichten wir durchweg überlegene Stellungen. Larissa und Katrin verwerteten schließlich zu vollen Punkten, während Nadine mit Mehrbauer bei gegnerischer Zeitnot mitblitzte und dabei die Qualität einstellte und noch verlor. Zum Glück reichte es auch so zum Sieg und Nadine hat damit eine wichtige Erfahrung gemacht, sodass ihr Ähnliches hoffentlich nicht mehr passieren wird.
Nach diesem erfreulichen Start mit 5:1 Punkten ging es gegen Leipzig-Gohlis, die nominell an jedem Brett deutliche Vorteile hatten. Larissa wählte den offenen Schlagabtausch und nahm dabei in Kauf, dass ihre Gegnerin Franziska Beltz sich in den entstehenden Stellungen besser auskannte. Auch Jana spielte gegen Melanie Ohme eine riskante Variante mit Qualitätsopfer, die zu unklarer Stellung mit beiderseitigen Chancen führte. Leider ging die Rechnung aber nicht auf und beide Partien für uns verloren. So lag unsere Hoffnung auf den hinteren Brettern und dort sah es gar nicht schlecht aus. Katrin Hafner erreichte nach wechselhaftem Partieverlauf ein recht aussichtsreiches Endspiel, während Nadines Gegnerin im Mittelspiel die Qualität eingestellt hatte.
Bei gegnerischer Zeitnot vereinfachte Katrin vielleicht etwas voreilig zum Turmendspiel. Sie schien unter Bauernopfer ihre größere Aktivität ausnutzen zu wollen, was freilich ein riskanter, aber interessanter Plan war. Leider machte sie aber auf halbem Weg kehrt, verlor dadurch Zeit und blieb schließlich auf dem Minusbauern sitzen. Währenddessen musste auch Nadine einen Bauern geben, um einer Zugwiederholung auszuweichen. Die Chancen auf ein Unentschieden schwanden also und als Katrin sich schließlich geschlagen geben musste, ging es nur noch darum, ob Nadine den Ehrenpunkt holen würde. Die Partie mündete in einem Zeitnotkrimi und also die Stellung objektiv remis war, verzichtete Nadine darauf, ihre Gegnerin über die Zeit zu heben und bot remis. Trotz des hohen Ergebnisses warf uns diese Niederlage natürlich nicht um. Doch einen Aufbaugegner gab es danach auch nicht.
Mit dem SV „Glück auf“ Rüdersdorf wartete nämlich gleich im Anschluss in Runde 5 die zweitgesetzte Mannschaft mit sehr ausgeglichener Besetzung auf uns. Wir mussten unsere Punkte daher in erster Linie an den vorderen Brettern holen. Larissas Gegnerin gab bald eine Figur her, allerdings kamen auch unsere beiden Katrins mit Minusfiguren aus dem Mittelspiel. Im Endspiel stellte Katrin Häcker ihrer um 350 DWZ-Punkte stärkeren Gegnerin jedoch eine Falle und gewann prompt die Figur zurück. Leider blieb danach immer noch ein Minusbauer, sodass die Stellung nicht zu halten war. Beim Stand von 1:2 ruhten unsere Hoffnungen auf Jana, die jedoch in furchtbare Zeitnot kam. Mit noch 4 Minuten für 15 Züge sah sie keine andere Möglichkeit, als das gegnerische Remisgebot zu akzeptieren.
Anschließend konnten wir 3:1 gegen die SG Blau-Weiß Stadtilm gewinnen und bekamen in der letzten Runde die kaum noch erwartete Chance, mit einem Sieg gegen den SAV Torgelow sogar noch den 3.Platz zu erreichen. Einen positiven Auftakt setzte Larissa, die gemäß Vorbereitung eine Figur und später auch die Partie gewann. Dafür kam Katrin Hafner aus der Eröffnung in eine schwierige Lage und verlor schließlich entscheidendes Material.
An Brett 1 und 4 sahen unsere Stellungen leicht besser aus, sodass der erforderliche Sieg noch möglich war. Doch es kam anders. Nadine setzte nicht energisch genug fort und geriet in die Defensive. Als auch noch ihre Zeit knapp wurde, musste sie sich geschlagen geben. Platz 3 war damit verspielt, Jana konnte allenfalls noch das Unentschieden sichern. Doch ihre Gegnerin konnte die Stellung vereinfachen und auch als Jana einen Mehrbauern im Turmendspiel hatte, war die Partie einfach remis. Wieder eine knappe und vermeidbare Niederlage, nach der wir mit 7:7 Punkten auf Platz 7 landeten. Man sieht daran, wie dicht das Feld zusammen lag. Zu allem Überfluss konnten sich die Tammer mit einem knappen Sieg in der letzten Runde sogar noch vor uns schieben, obwohl sie im gesamten Turnier weder an Brett 2, noch an Brett 3 eine einzige Partie gewinnen konnten!
Dieses Resultat ist sicher nicht unser Wunschergebnis, wenngleich auch der – mögliche – Treppchenplatz in diesem Jahr nicht als Ziel ausgegeben war. Diese Mannschaft wird sich in den nächsten Jahren weiter entwickeln und kann dann in absehbarer Zeit hoffentlich auch wieder ganz vorne mitspielen.
Mit völlig anderer Ausgangsposition startete unsere „Jungen“-Mannschaft in der U20. Das Team mit Vladimir Mijatovic, Walter Naß, Sebastian Willems, Andrea Mijatovic, Oliver Hirning und Lukas Hamm war nämlich am letzten Platz der 16 Teams gesetzt. Am anderen Ende der Tabelle trat der SC Eppingen tatsächlich in Bestaufstellung, also mit zwei Internationalen Meistern und zwei FIDE-Meistern an. Sie leisteten sich dabei sogar den Luxus, U20-Weltmeister Arik Braun an Brett 2 aufzustellen und holten so – ähnlich Leipzig-Gohlis bei den Mädchen – ungefährdet den Titel.
Für unsere Mannschaft gab es in den ersten drei Runden Niederlagen, wobei die Gegner erwartungsgemäß besonders an den hinteren Brettern zum Teil deutlich stärker besetzt waren. Ausgerechnet gegen den Heilbronner SV ging es beim 2,5:3,5 in Runde 2 aber sehr knapp zu. Wer aber befürchtete, dass sich die Mannschaft danach hängen lassen würde, sah sich getäuscht.
In Runde 4 gab es gegen die Biebertaler Schachfreunde einen mühsam erkämpften 3,5:2,5-Sieg, der eigentlich sicherer hätte ausfallen müssen. So konnte aber Lukas als Jüngster im Team mit einem Remis kurz vor Ablauf der Spielzeit den Erfolg sicherstellen.
Offenbar beflügelt von diesem Erfolgserlebnis lief es am nächsten Morgen gegen Lok Leipzig-Mitte richtig rund. Denn ausschlaggebend für den 4:2-Sieg war, dass aus der zweiten Mannschaftshälfte Andrea und Lukas ihre ersten vollen Punkte einfahren konnten.
Vier Mannschaftspunkte waren vielleicht schon mehr, als mancher dem Team zugetraut hätte. Jedenfalls waren danach alle Sorgen vom Tisch, die Mannschaft könnte das Turnier womöglich ohne Erfolgserlebnisse beenden.
In der vorletzten Runde ging es gegen den TSV Bindlach Aktionär, dessen 1.Mannschaft immerhin in der 1.Herren-Bundesliga spielt. Angesichts dessen stellt das 3:3 einen klaren Achtungserfolg dar. Einen wichtigen Beitrag leistete hierzu Oliver, der ansonsten oft unglücklich spielte, diesmal aber seine schwierige Stellung remis hielt.
Die deutliche Niederlage gegen den Ausrichterverein SV Sangerhausen stört das positive Bild ein wenig. Doch insgesamt sind die erreichten 5:9 Punkte mit deutlichem Abstand zu den letzten Plätzen ein sehr erfreuliches Ergebnis, wenn man die Ausgangslage berücksichtigt. Des Weiteren ist keiner der Spieler leer ausgegangen. Mit 5,5 Punkten aus den 7 Runden erzielte Sebastian sogar eines der besten Ergebnisse des Turniers. Walter merkte man vielleicht etwas die fehlende Spielpraxis an. Für ihn war es aber die letzte Meisterschaft in der U20 und bestimmt ein schöner Abschluss.
Alle Turnierdaten, Partien, Fotos und mehr zu den Meisterschaften gibt es auf den Turnierseiten:
U20w
U20
Alle Ergebnisse württembergischer Mannschaften bei den DVM 2006:
U12: 12.Platz SF Deizisau (20 Teilnehmer)
U16: 9.SC Tamm, 13.SF Deizisau, 20.Heilbronner SV (20 TN)
U20: 12.Heilbronner SV, 14.SV Wolfbusch (16 TN)
U14w: (kein württembergischer Vertreter)
U20w: 6.SC Tamm, 7.SV Wolfbusch (12 TN) |