Auch bei den diesjährigen Deutschen Ländermeisterschaften der Schachjugenden war die Beteiligung mit nur 11 Mannschaften aus 10 Bundesländern sehr mager. Eine deutliche Verbesserung zum Vorjahr war aber die Organisation, denn das Jugendgästehaus in Saarbrücken bot als Unterkunft und Spielort hervorragende Bedingungen. Die Berichterstattung durch die Saarländische Schachjugend stockte zwar zur Turniermitte etwas, kurz nach der Siegerehrung am Freitag waren aber Endstände und zahlreiche Partien schon abrufbar!
Die württembergische Auswahlmannschaft war mit Florian Dinger (SG Schwäbisch Gmünd), Tobias Hirneise (SpVgg Rommelshausen), Andreas Strunski (Stuttgarter SF), Jan-David Lange (SC Tamm), Saskia Zikeli (SG Schwäbisch Gmünd), Larissa Erben (SV Wolfbusch), Georg Braun (SF Nabern) und Daniela Schäfer (SC Tamm) auf Rang 2 gesetzt hinter Nordrhein-Westfalen 1, die den Titel in den beiden Vorjahren gewonnen und dabei Württemberg in dramatischen Zweikämpfen jeweils auf Platz 2 verwiesen hatten. Auch diesmal hatte die Meisterschaft einiges an Spannung und Abwechslung zu bieten.
Ziemlich ungewöhnlich verlief aus Württemberger Sicht schon die 1.Runde. Zwar war der 6:2-Sieg gegen Sachsen-Anhalt am Ende "standesgemäß". Doch mindestens die Hälfte der Partien hätte auch völlig anders verlaufen können. Florian überspielte seinen Gegner am Spitzenbrett völlig, bis plötzlich seine Dame mitten auf dem Brett gefangen war. Andreas hingegen stand klar auf Verlust, legte seine Gegnerin aber noch erfolgreich rein. Auch Jan-David profitierte mit Minusbauer von einem taktischen Einsteller des Gegners. Am abwechslungsreichsten war Saskias Partie, die zunächst ihren Gegner ebenfalls im Angriff klar überspielte. Bei knapper Zeit wollte sie ins Endspiel abwickeln, übersah aber einen Figurenverlust am Ende der Variante. Die Sache war danach aber noch nicht so klar, sodass Saskia später trotz objektiv schlechterer Stellung Remis ablehnte. Später ließ der Gegner tatsächlich den Gewinn aus, sodass man sich wenig später doch friedlich einigte.
Und in Runde 2 gegen Rheinland-Pfalz ging es gerade so weiter: Tobias machte mit Mehrbauer den Verlustzug und bot deshalb schnell remis, was der Gegner annahm. Dafür holte Jan-David aus seinem Turmendspiel mit Mehrbauer wohl nicht das Maximum heraus - ebenfalls remis. Georg hatte zwischenzeitlich zwei Minusbauern, die er aber dank Läuferpaar kompensieren und die Stellung tatsächlich halten konnte. Daniela hatte zuerst alle Möglichkeiten, glanzvoll im Angriff zu gewinnen. Dann wendete sich aber das Blatt; doch anstatt selbst zu gewinnen, nahm die Gegnerin Remis an. Die einzigen entschiedenen Partien gingen verdientermaßen an Württemberg. Andreas ging erfolgreich auf Damenjagd und auch Larissa konnte ihren zweiten vollen Punkt einfahren.
Nach diesen beiden Auftaktsiegen ging es an Tisch 1 gegen Sachsen, da NRW 1 überraschend gegen Niedersachsen verloren hatte. Ein Sieg gegen Sachsen hätte also für eine hervorragende Ausgangsposition im Titelkampf gesorgt. Und der war allemal möglich. Denn Daniela hatte gegen die nominell stärkste Spielerin am 8.Brett einen sicheren Mehrbauern im Leichtfigurenendspiel, stellte dann aber einfach ihre Figur ein! Die beiden Topscorer Württembergs, Andreas und Larissa, mussten sich diesmal beide geschlagen geben. Schließlich avanchierte Saskias Partie zur entscheidenden, in der beide Seiten aus mannschaftstaktischen Gründen schon Remisgebote abgelehnt hatten. Saskia versuchte alles, aus ihrer Stellung einen ganzen Punkt herauszuholen. Schließlich verflachte die Partie aber doch und der Kampf endete 4:4 unentschieden. Damit war Niedersachsen alleiniger Tabellenführer.
In der 4.Runde stand der vermeintlich vorentscheidende Kampf gegen NRW 1 an. Und entsprechend der Bedeutung dieser Begegnung wurden alle Partien bis zum Schluss ausgekämpft. Am Ende trennten sich die beiden Topgesetzten 4:4. Zeitgleich gewann Sachsen überraschend deutlich gegen Niedersachsen und setzte sich nun selbst allein an die Spitze.
Daran änderte sich in der 5.Runde nichts. Sachsen gewann gegen NRW 2, während Württemberg durch ein erneutes Unentschieden gegen Niedersachsen (ohne ein einziges Remis!) weiteren Boden verlor. Der Titelgewinn schien danach in weiter Ferne, zumal nun NRW 1 aufholen konnte und ziemlich viele Brettpunkte Vorsprung gegenüber Württemberg hatte.
In Runde 6 rächte sich NRW 1 an Sachsen (4,5:3,5) für die Niederlage ihrer 2.Mannschaft am Tag davor. Württemberg hatte die stärksten Gegner hinter sich und konnte durch ein klares 6,5:1,5 gegen Hamburg ein paar Brettpunkte aufholen.
Vor der letzten Runde war dadurch für jede Menge Spannung gesorgt. NRW 1 führte mit 2,5 Brettpunkten Vorsprung vor Württemberg und auch Sachsen war nach Mannschaftspunkten gleichauf. Zwar bekam Württemberg mit Mecklenburg-Vorpommern den schwächsten Gegner. Es schien aber unwahrscheinlich, dass NRW 1 gegen Rheinland-Pfalz nicht gewinnen würde und kann man 2,5 Brettpunkte überhaupt in einer Runde aufholen? Ja!! NRW 1 gewann erneut nur denkbar knapp mit 4,5:3,5. Schon dadurch musste Württemberg mindestens 7:1 gewinnen, um überhaupt gleichzuziehen. Doch die Mannschaft setzte noch einen obendrauf und gab tatsächlich nur ein einziges Remis ab!
Die Abschlusstabelle zeigt damit ein denkbar knappes Ergebnis: Württemberg wird mit einem halben Brettpunkt Vorsprung Deutscher Meister vor dem Titelverteidiger NRW 1, der wiederum nur einen weiteren halben Brettpunkt vor Sachsen aufweisen kann! Immerhin blieb die württembergische Mannschaft als einzige im Turnier ungeschlagen und hat sich auch insofern den Titel verdient.
Ein überragendes Einzelergebnis erzielte Larissa Erben mit 6 Punkten aus den 7 Partien! Sie hat damit ganz maßgeblich zum Mannschaftstitel beigetragen und ist das erste Mitglied unseres Vereins, das sich Deutscher Meister nennen darf. Herzlichen Glückwunsch!
Vielleicht kommt ja noch der eine oder andere Titel dazu...?!
Bei der Saarländischen Schachjugend gibt es alle Ergebnisse, den Endstand und schon viele Partien der Meisterschaft.
Von der Württembergischen Mannschaft gibt es jetzt auch einige Bilder (zip-Datei, 8 MB). |