Zeitgleich zum Mädchen-Länderkampf fand in Olpe/Nordrhein-Westfalen zum dritten Mal das NRW U25-Jugendopen statt. Dort waren wir bereits im letzten Jahr und da Jugendturniere mit Turnierbedenkzeit nach wie vor selten sind, entschieden sich acht (mehr oder weniger) Jugendliche zur Teilnahme, auch wenn wir dadurch auf das Daumendrücken in Hockenheim verzichten mussten. Außerdem war unsere Jugendleiterin Gabriele Häcker dabei, die alle Hände voll zu tun hatte, die Spieler Kai Dölker, Manuel Haag, Lukas Hamm, Nadine Stitterich, Fabian Lobmeyer, Andrea Mijatovic sowie Katrin und Alexander Häcker zu betreuen.
Gespielt wurden 7 Runden in drei Gruppen, U14 (46 Teilnehmer), U18 (88 TN) und U25 (20TN). Allerdings gab es getrennte Wertungen für U12 und U16. Gewöhnungsbedürftig war die neu eingeführte Bedenkzeitregelung von 1h 45min für 40 Züge und danach weiteren 15min, sodass man nach der Zeitkontrolle quasi gleich wieder in Zeitnot kam.
Wir waren wohl ziemlich der einzige teilnehmende Verein außerhalb NRW und stellten noch dazu mit die meistern Teilnehmer. Die meisten davon traten in der U14 an, wo Fabian und Andrea ein Platz in der Spitze zuzutrauen war.
Die Aufmerksamkeit der ersten beiden Runden zog aber eindeutig Manuel auf sich, der gegen Gegner mit im Schnitt 470 DWZ-Punkten mehr 1,5 Punkte erzielte! Auch danach lehrte er so manchen Favoriten das Fürchten. Allerdings hinderte ihn sein altes Problem, in überlegener Stellung teilweise etwas sorglos zu werden, an einem weitaus besseren Ergebnis. Sein Resultat von 2 Punkten zeigt in keinster Weise die zahlreichen Möglichkeiten, die er sich erspielt hat. Kai musste als einer der jüngsten Teilnehmer noch Lehrgeld bezahlen, insbesondere seine Bedenkzeit mehr ausschöpfen. Auch er kam am Ende immerhin auf 2 Punkte. Lukas ließ es zunächst etwas ruhiger angehen und startete mit 1/3. Danach legte er aber – wie öfter zum Ende hin – ordentlich los und erreichte starke 4 Punkte aus den 7 Runden, was ihm Platz 16 bescherte (gegenüber Setzplatz 25). Nadine spielte ein konstantes Turnier auf ordentlichem Niveau und erreichte am Ende mit ebenfalls 4 Punkten Platz 12. Besonders auffallen, dass in ihren fünf entschiedenen Partien viermal Schwarz gewann… (aber der Witz ist ja schon alt)
Fabian und Andrea lagen mit jeweils 3,5 Punkten nach 4 Runden ganz vorne mit dabei. Der Nachteil daran war, dass sie in Runde 5 prompt gegeneinander gelost wurden. Die Partie wurde nicht ganz ausgekämpft und endete remis. Danach gab es für beide natürlich schwere Brocken, wobei Fabian in erster Linie gesundheitliche Beschwerden zu schaffen machten. Leider lief er gegen Jens Kotainy in einen taktischen Trick und verlor dann auch entscheidendes Material.
Frisch ausgeruht ging Andrea in die Partie, was angesichts des Gegners auch nötig war. Konstantyn Tkachuk war mit einer DWZ von 1911 klarer Favorit der Gruppe und lag nach fünf Runden ungefährdet mit fünf Punkten an der Spitze. Nach einer taktischen Abwicklung seitens des Gegners hatte Andrea aber eine Bauerngabel parat, die eine Figur gewann! Sie wehrte auch die nachfolgenden Angriffsversuche ab, doch als die Lage fast geklärt war, fasste der Favorit in die Trickkiste. Andrea hatte gerade mit dem Turm die Dame angegriffen, als ihr Gegner unerwartet mit dem Turm einfach die Mehrfigur schlug. Die Dame war nun wegen Grundreihenmatt nicht zu nehmen! Wahrscheinlich überrascht von dieser vermeintlich rettenden Ressource übersah Andrea, dass sie mit einem Damenrückzug die Grundreihe decken konnte, wonach ihrem Gegner nur die Aufgabe geblieben wäre, da Dame und Turm weiterhin hingen. Das folgende Schwerfigurenendspiel war leider nicht mehr zu halten.
Nach diesen unglücklichen Rückschlägen hatten die beiden in der letzten Runde wieder vergleichsweise schwache Gegner. Andrea konnte ihre Aufgabe lösen und kam so auf gute 5 Punkte. Dies bedeutete am Ende Platz 5 und natürlich den Preis für das beste Mädchen.
Fabian lehnte erstmal 5 (!) Remisangebote seines Gegners ab, fand nach langem Kampf aber dennoch keinen Weg zu entscheidendem Vorteil. Mit 4,5 Punkten und Platz 8 erreichte er etwa das setzlistengemäße Ergebnisse, bei voller Gesundheit am Ende wäre aber vielleicht mehr drin gewesen.
Einzige Starterin in der U16/U18-Gruppe war Katrin. Gesetzt war sie dort nur an Platz 66 von 88, doch sie ließ sich offenbar von dem höheren (?) Niveau mitziehen. Nach 0/2 gegen wesentlich stärkere Gegner erreichte sie bis zur Runde 6 schon fast sensationell die 50%-Marke. Diese Marke hätte sie in der letzten Runde gegen einen 350 Punkte stärkeren Spieler auch um ein Haar…äh, ein Tempo, gehalten. Doch auch so sind 3 Punkte gegen die zum Teil wesentlich älteren Spieler ein tolles Ergebnis.
In der Gruppe der ältesten Jugendlichen ging Alexander mit undankbarer Ausgangsposition an den Start. An eins gesetzt, dicht gefolgt von einem ähnlich bewerteten Spieler, hatte der Drittgesetzte schon 160 DWZ-Punkte Abstand. Nach gutem Auftakt mit 2,5/3 folgte in Runde 4 die Katastrophe. In Gewinnstellung mit zwei (allerdings nicht leicht zu verwertenden) Mehr- und Freibauern schob er diese bei knapper werdender Zeit zu früh nach vorne und gab dadurch den gegnerischen Figuren Freiräume im Hinterland, was sich als entscheidend erwies. Dennoch lagen vor der letzten Runde vier (!) punktgleiche Spieler mit je 4,5/6 in Führung. Nach einzügigem Dameneinsteller an Brett 2 war klar, dass der Gewinner zwischen den beiden Erstgesetzten dank besserer Wertung das Turnier gewinnen würde. Leider gab es am Ende aber keinen Gewinner, sodass für Alexander nach Wertung „nur“ Platz 3 blieb, ohne allerdings gegen den Turniersieger gespielt zu haben.
Von einzelnen Ausnahmen abgesehen konnten wir also insgesamt mit dem Turnier sehr zufrieden sein. Bei der Mannschaftswertung (Punktzahlen der erfolgreichsten fünf Spieler eines Vereins addiert) kamen wir übrigens wohl auf Platz 3, ein veröffentlichtes Ergebnis gibt es aber (noch) nicht. Dafür sind die Einzelergebnisse und Endstände bei der Schachjugend NRW abrufbar.
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