Nach der deutlichen, aber nicht überraschenden Niederlage gegen TG Biberach im "Endspiel" um den Klassenerhalt in der 7.Runde standen für die letzten beiden Runden noch die Topfavoriten der Oberliga auf dem Programm. Für das weite Auswärtsspiel bei Tabellenführer SV Jedesheim mussten wir zahlreiche Ausfälle kompensieren (Geburtstag, Umzüge etc.), konnten so aber immerhin zum Saisonausklang noch einigen Spieler aus der zweiten Reihe Oberligaeinsätze verschaffen. Und zwar durchaus mit dem Hintergedanken, dass Frank Riegel, Sebastian Willems und Magnus Kuhn durch den praktisch feststehenden Aufstieg der 2.Mannschaft besonders motiviert und in Topform sind...

Der Plan wäre auch beinahe aufgegangen. Zwar mussten wir ein Brett frei lassen, wodurch uns die - ohnehin an fast allen Brettern haushoch favorisierten - Gastgeber vielleicht etwas (mehr) unterschätzten. Doch uns gelang es, an überraschend vielen Bretter überraschend lange mitzuhalten und dem einen oder anderen Favoriten auch größere Probleme zu bereiten. Leider sprang am Ende dafür vergleichsweise wenig Zählbares heraus.

Matthias Ruf konnte an Brett 2 als einziger mit seinem Gegner (der alle bisherigen drei Partien gewonnen hatte) nominell einigermaßen mithalten und holte mit Schwarz ein sicheres Remis. Auch Sebastian Willems einigte sich auf ein sicheres Unentschieden. Sebastian Ludwig stand zunächst recht solide, geriet aber zunehmend unter Druck und konnte sich schließlich nicht halten. Doch beim Stand von 1:3 gab es in allen anderen Partien realistische Hoffnungen auf Punkte.

Johannes Häcker hatte nichts gegen eine Vereinfachung der Stellung, blieb aber immer leicht am Drücker. So lehnte er gegen seinen um 200 DWZ-Punkte stärkeren Gegner ein Remis ab und knetete noch bis ins Damenendspiel, in dem es aber letzlich kein Durchkommen gab.
Frank Riegel hatte gar mit einem rund 300 Punkte stärkeren Gegner zu tun, spielte aber wie erwartet mutig drauf los, schnürte ihn mit Schwarz (!) zeitweise richtig gehend ein und stand klar vorteilhaft. Leider konnte er sich zwischen verschiedenen aussichtsreichen Fortsetzungen nicht immer richtig entscheiden, gab (korrekt) die Qualität, ließ aber in der Zeitnotphase den Damentausch zu, wodurch sich das Blatt wendete.

Spätestens dadurch war zwar der Kampf entschieden, doch leider ließen wir auch in den letzten beiden Partien Punkte liegen. Magnus Kuhn hatte zwar bereits in der Eröffnung einen Bauern verloren, sich aber mit beeindruckender Ruhe in ein ausgeglichenes Doppelturmendspiel zurückgekämpft. Anstatt dort den leichten Weg zum Remis zu wählen, entschied er sich für die zweischneidige Variante, in der sein König Probleme bekam. Das führte letztlich zu unnötigen Bauernverlusten und doch noch zum Partieverlust. Trotzdem erneut eine starke Leistung unseres Jüngsten im Oberligakader, der sich schon bei mehreren Einsätzen bewährt hat.

Am Spitzenbrett hatte es Alexander Häcker mit dem zweiten Großmeister der Saison zu tun und behielt von Anfang an die angenehmere Stellung. Als sein Gegner eine völlige Zersplitterung der Damenflügelbauern zuließ, bestand auch hier die realistische Hoffnung auf sogar einen vollen Punkt. Leider ließ Alexander im Endspiel einen ziemlich simplen Gewinn aus, wodurch die Partie gerade noch Remis endete.
Der Endstand lautete damit standesgemäß 6:2 für die favorisierten Gastgeber. Wenn man aber die zwischenzeitlichen Stellungen von Alexander, Frank und auch Magnus betrachtet, fiel das Ergebnis um mindestens einen Punkt zu hoch aus.

In der gemeinsamen letzten Runde der Oberliga am 22.04.2018 geht es zum Abschluss noch gegen den SC Weiler im Allgäu, der als Drittplatzierter nicht mehr aufsteigen kann. Auch uns ist der vorletzte Platz bereits sicher. So besteht aber durchaus die Chance auf einen spannenden Abschluss ohne taktische Zwänge, vor allem da man sämtlichen Spitzenspielern der Oberliga an Ort und Stelle über die Schultern schauen kann.
Die zentrale Endrunde wird von den Stuttgarter Schachfreunden veranstaltet und findet statt im Bürgerzentrum West, Bebelstr. 22, 70176 Stuttgart (Beginn 10 Uhr). Zuschauer sind dort natürlich herzlich willkommen.