In die Saison 2016/2017 war unsere 1.Mannschaft in der Verbandsliga Nord ohne große Ambitionen gestartet, im Gegenteil: wie in den letzten Jahren ging es in (zunächst) weitgehend unveränderter Besetzung nur darum, möglichst schnell den Klassenerhalt zu sichern. Das schien schwierig genug, denn wegen einer "Gnadenentscheidung" im Vorjahr spielte die Oberliga mit einer zusätzlichen Mannschaft, sodass es in Ober- und Verbandsliga auch einen zusätzlichen Absteiger geben musste. Bei mutmaßlich vier Absteigern unter zehn Teams schwebte schnell mehr als die halbe Liga im Abstiegskampf. Am anderen Ende schien es mit Aufsteiger SF Spraitbach, die sich gleich mit drei Großmeistern verstärkt hatten, einen klaren Kandidaten zum Durchmarsch in die Oberliga zu geben.

Ernüchternd war daher gleich die deutliche 2,5:5,5-Niederlage zum Auftakt gegen Aufsteiger SC Ingersheim. Dass es die einzige der ganzen Saison bleiben sollte, war beim besten Willen nicht abzusehen. Beruhigend war der hart umkämpfte 4,5:3,5-Erfolg beim eigentlich starken SC Grunbach. Doch das anschließende 4:4 im Derby gegen SC Feuerbach war eher wieder ein Rückschlag. Immerhin ging es mit einem überraschend klaren 6:2 beim SK Lauffen in der vorderen Tabellenhälfte in die Winterpause.

Richtung Jahreswechsel ergaben sich unerwartet neue Perspektiven. Matthias Ruf spielte vor Jahrzehnten als etwa 20-Jähriger zu Zweitligazeiten für uns, wurde Internationaler Meister und zog dann in die große weite Welt (FC Bayern München, 1.Schach-Bundesliga). Seit längerem hatte er sich vom Wettkampfschach zurückgezogen, hielt aber immer einen losen Kontakt zum Verein. Nun bekam er wieder Lust und meldete Interesse an "gelegentlichen" Einsätzen in unserem Verbandsliga-Team an!
Nach dem Motto "unverhofft kommt oft" kehrte zeitgleich Sebastian Ludwig nach Stuttgart zurück, der uns vor wenigen Jahren aus beruflichen Gründen Richtung München verlassen hatte. Selbstverständlich waren beide eine deutliche Verstärkung für unser Team, wollten sich aber vorerst nur mit einzelnen Einsätzen herantasten. Dabei blieb es aber nicht...

Zum Auftakt im neuen Jahr ging es gegen den SC Böblingen, die mit nur einem Unentschieden punktgleich mit Spraitbach an der Tabellenspitze lagen. Nach sehr umkämpftem Verlauf konnten wir uns mit den beiden Neuzugängen mit 4,5:3,5 durchsetzen. Für Böblingen mag der Zeitpunkt unserer Nachmeldungen unglücklich gewesen sein, er war aber allein dem Zufall geschuldet.
Da zeitgleich auch Spraitbach einen Punkt abgab, lagen wir nun punktgleich mit Böblingen (7:3) hinter Spraitbach (8:2). Ganz unverhofft war damit die Tabellenspitze in Reichweite.

An dieser Konstellation änderte der folgende Spieltag nichts, sodass in Runde 7 die Spitzenbegegnung mit Spraitbach auf dem Plan stand. Da wir leider zwar mit beiden Neuzugängen, aber sonst nicht in Bestbesetzung antreten konnten, war klar, dass es gegen drei Großmeister sehr schwer werden würde. Durchaus überraschend war daher, dass Spraitbach alle Großmeister zuhause ließ, da sie nach eigener Aussage gar nicht aufsteigen, sondern nur den Klassenerhalt sicherstellen wollten! Gleichwohl verlief die Begegnung durchaus umkämpft, endete aber mit einem 5:3 für uns und geteilter Tabellenführung mit Böblingen.

Nach der 8.Runde stieg die Spannung, denn vor der Schlussrunde lagen wir mit Böblingen sowohl nach Mannschafts- als auch Brettpunkten gleichauf! Die Aufgaben in diesem Fernduell hatten es dabei in sich. Wir mussten im Stadtderby zu den viertplatzierten Stuttgarter Schachfreunden 2, während Böblingen noch nach Spraitbach musste - dabei war durchaus zu erwarten, dass Spraitbach wie gegen uns ohne Großmeister antreten würde.
Mit einer sehr konzentrierten Leistung gelang uns zum Abschluss ein in der Höhe nicht unverdienter 6:2-Erfolg, wodurch wir natürlich auch in den Brettpunkten gut vorlegen konnten. Später stellte sich heraus, dass Spraitbach mit zwei Großmeistern Böblingen ein 4:4 abgenommen hatte.

Nach sechs Siegen in Folge reichte es damit für uns bei 15:3 Punkten zum alleinigen Sieg in der Verbandsliga Nord vor Böblingen (14:4) und Spraitbach (13:5)! Wir haben damit zugleich das Recht, in der kommenden Saison erstmals wieder seit 2009/2010 in der Oberliga anzutreten. Dort weht allerdings inzwischen auch ein deutlicher härterer Wind, sodass in der Sommerpause und nach Abschluss aller Aufstiegsfeiern das eine oder andere Trainingslager nötig sein wird...

Tabelle, Ergebnisse und weitere Infos gibt es im Ergebnisdienst des Schachverbandes.