Zu den Württembergischen Jugend-Einzelmeisterschaften (WJEM) nach Ostern fanden sich in der Jugendherberge Lindau rund 150 Kinder und Jugendliche ein, um in den Altersklassen von U10 bis U18 um Titel und Qualifikationen zur Deutschen Jugendmeisterschaft (DJEM) zu kämpfen. Gespielt wurden jeweils 7 Runden, wobei in der U10 und U12 Jungs und Mädels gemeinsam, in den höheren Altersklassen getrennt antraten. Von unserem waren mit Anna Liu (U12w), Jacqueline Kobald (U14w) und Moritz Dallinger (U16) drei Teilnehmer am Start, die allesamt sehr erfolgreich abschnitten!
Jacqueline war in der U14w zusammen mit Titelverteidigerin Jenny Höglauer (SC Grunbach) favorisiert, allerdings spielten sie in einer gemeinsamen Gruppe mit U16w und U18w, wobei es in U18 nur eine Teilnehmerin gab. Nach Auftaktsieg musste Jacqueline gleich in Runde 2 gegen ihre gute Freundin Leia Lederer (U16w, SF Ammerbuch) antreten, die uns in den letzten Jahren sehr erfolgreich als Gastspielerin bei den Deutschen Vereinsmeisterschaften unterstützt hatte. Da ein Remis keiner genutzt hätte, gingen beide mit der Auslosung sehr "professionell" um, wobei sich Jacqueline am Ende durchsetzen konnte. Für Leia lief die WJEM leider insgesamt eher unglücklich.
Eine noch größere Hürde folgte gleich in Runde 3 mit der insgesamt Setzlistenersten Theresa Peters (U16w, SG Hohentübingen). Zusätzlich fand sich Jacqueline mit Schwarz auch noch in einer eher unbekannten Variante wieder. Sie ging mit der Situation aber bemerkenswert abgeklärt um, erkämpfte sich Gegenspiel, lehnte in der Zeitnotphase ein Remisgebot der Favoritin ab und gewann entscheidendes Material. Nach drei Auftaktsiegen war ihr damit angesichts der starken Gegnerinnen ein schier unglaublicher Traumstart gelungen. In der U14w-Wertung lag sie deutlich an der Spitze, da sich insbesondere Jenny in der ersten Turnierhälte völlig von der Rolle zeigte.
In Runde 4 folgte die Begegnung mit der späteren klaren Gesamtsiegerin Katrin Leser (U16w, SV Weingarten), gegen die Jacqueline erneut klar in der Außenseiterrolle stand. Beide hatten zu diesem Zeitpunkt bereits einen Punkt Vorsprung auf den Rest des Gesamtfeldes. Nach dem bisherigen Verlauf trat Jacqueline auch hier zu Recht selbstbewusst auf. Zwar setzte sie einmal nicht energisch genug fort und gab daher die Initiative an ihre Gegnerin ab. Sie konnte aber bis zum Ende die Partie offen und ausgeglichen halten und nahm damit der nächsten Favoritin einen verdienten halben Punkt ab - übrigens als einzige im gesamten Turnierverlauf.
Am Morgen der nächsten Doppelrunde einigte sich Jacqueline mit ihrer Gegnerin auf ein baldiges Remis, nachdem diese (obwohl nominell gleichstark) früh zeigte, dass es ihr nur ums Klammern ging. Diese eingesparten Kräfte sollten sich nachmittags auszahlen. Gegen Hannah Rösler (U18w, SK Bebenhausen), die zu diesem Zeitpunkt mit ebenfalls 4 aus 5 überraschend stark im Feld lag, musste Jacqueline in ihrer längsten Partie des Turniers alle Register ziehen, konnte knapp ein Dauerschach vermeiden und schließlich sehenswert den vollen Punkt kassieren.
Nach diesem Kraftakt stand Jacqueline bereits eine Runde vor Schluss als Württembergische Meisterin U14 fest. Interessanter Weise kam es zum Abschluss doch noch zum Duell mit Jenny und damit unter nahezu umgekehrten Vorzeichen als 2015, als nämlich Jacqueline mit einem Punkt Rückstand und schlechterer Buchholz praktische keine Titelchancen mehr hatte.
Auch diesmal kam sie gut in die Partie, sah dann aber keinen Grund mehr, das gegnerische Remisangebot abzulehnen.
Insgesamt holte Jacqueline damit überlegen den U14w-Titel und belegte mit 5,5/7 ungeschlagen und als anfangs Sechstgesetzte den 2.Platz in der Gesamtwertung hinter Katrin Leser. Besonders beeindruckend war, wie sie auch gegen die vielfach älteren und favorisierten Gegnerinnen über den gesamten Turnierverlauf ganz souveräne und praktisch fehlerfreie Partien ablieferte, ohne jemals ernsthaft in Bedrängnis zu kommen. Nicht von ungefähr gewann sie damit über 100 DWZ-Punkte dazu, was sonst eher im jüngeren Anfängerbereich passiert. Auf ihren Auftritt bei der DJEM nach Pfingsten dürfen wir sehr gespannt sein und dann natürlich wieder alle Daumen drücken!
Vor einer ähnlichen Ausgangssituation stand Anna in der U12. Unter den insgesamt 38 Teilnehmern war sie an Rang 15 gesetzt. In der Mädchenwertung rangierte Anna nominell an Rang 3 mit deutlichem Abstand vor den weiteren Teilnehmerinnen.
Auch Anna gelang ein hervorragender Start mit 2,5 aus 3, wobei sie sich das Remis in einer umkämpften Partie gegen den Viergesetzten verdiente. Bereits hier ließ sich erkennen, dass der Mädchentitel in einem Zweikampf bzw. eher Fernduell zwischen Anna und der favorisierten Hannah Zell (SV Jedesheim) vergeben würde.
Ein sehr unglücklicher Rückschlag traf Anna leider in Runde 4 gegen den späteren Zweitplatzierten des Turniers. Nach ambitionierter Eröffnung hatte sie die Möglichkeit, durch die richtige Abtauschfolge eine glatte Mehrfiguren zu kassieren. Leider wählte sie stattdessen eine nur auf den ersten Blick aussichtsreiche Alternative und verlor schließlich. Danach kam es auch zu einem kleinen Bruch im Turnierverlauf.
Zwar konnte sich Anna in Runde 5 gegen einen weiteren starken Gegner aus schwieriger Lage ein Remis erkämpfen. In der Vorschlussrunde unterlief ihr aber in besserer Stellung ein simpler Einsteller, wonach sie mit 3 aus 6 ins Mittelfeld zurückfiel. Dadurch zeigten sich gewisse Parallel zum Vorjahr, als Anna (noch in der U10) nach vier Siegen zu Beginn und alleiniger Führung zwei unnötige Niederlagen verdauen musste - bevor sie am Ende freilich noch den hervorragenden 4.Platz belegte.
Diesmal stand für die Schlussrunde im Vordergrund, zumindest einen der drei Mädchen-Qualifikationsplätze zur DJEM zu sichern, wofür schon ein Remis gereicht hätte. Im Titelkampf konnte sich Hannah zwischenzeitlich um einen Punkte absetzen, war also bei optimalem Verlauf noch nicht völlig außer Reichweite. Zum Abschluss trat Anna sehr entschlossen auf, scheute sich nicht vor Verwicklungen und wurde dafür mit dem vollen Punkt belohnt.
Anschließend war ihr tatsächlich das Glück hold. So verlor nämlich Hannah und bei beiderseits nun 4 Punkten hatte Anna schließlich (bei Platz 12 in der Gesamtwertung) hauchdünn in der verfeinerten(!) Buchholzwertung die Nase vorn. Die Freude war folglich groß, dass sie nach ihrem Vorjahrestitel in der U10w nun auch direkt Württembergische Meisterin U12 wurde.
Mit etwas mehr Konstanz und besserer Chancenverwertung wäre ohne Weiteres auch ein Platz in den Top 10 der Jungs möglich gewesen. Dafür ist aber noch im nächsten Jahr Zeit und auch für Anna geht es nun erstmal wieder zur DJEM!
Moritz gehörte zwar nicht (mehr) zur absoluten Spitze seiner Altersklasse, ist aber als mehrfacher Teilnehmer auch an Deutschen Meisterschaften äußerst erfahren und erzielte in der Vergangenheit häufig gerade bei WJEMs hervorragende Ergebnisse. In der zweiten Hälfte gesetzt, musste er sich gleich zu Beginn mit dem hohen Favoriten Patrick Höglauer (SV Backnang) duellieren und hatte auch in den Folgerunden tendenziell Lospech mit am Ende weit vorne platzierten Gegnern.
In der zweiten Turnierhälfte schlug Moritz dafür zurück und kam am Ende auf gute 3,5 Punkte, was den 11.Platz bedeutete. Auch wenn er damit die Top 10 seiner Altersklasse knapp verpasste, spielte Moritz nach seiner überragenden Bezirksmeisterschaft mit 5 aus 5 erneut eine gute WJEM.
Ergebnisse aller Altersklassen gibt es bei der Württembergischen Schachjugend.
Anna strahlt in der Mitte. Links Hannah Zell, im Hintergrund die geschmackvollen Vorhänge der Juhe Lindau.
Jacqueline (links) und Katrin Leser als souveräne Siegerinnen der U14w/U16w/U18w-Gruppe.
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